Mahnmal Deportation der Berliner Juden von „Gleis 17“

Mahnmal Deportation der Berliner Juden von „Gleis 17“

Foto: Susanne Kähler, 2009, CC-BY-4.0

Gedenkstätte mit starker Überformung der historischen Gleisanlagen mit architektonischen und landschaftsarchitektonischen Gestaltungsmitteln. Das Mahn- und Gedenkmal „Gleis 17“ ist Teil des „Güterbahnhofs Grunewald“. Das Gleis 17 und damit das Gedenkmal sind entweder über die Zufahrtsstraße südlich des zugehörigen Bahndamms zu erreichen, oder aber über eine Treppe vom gewölbten Fußgängertunnel hinauf zum Bahnsteig von „Gleis 17“. Kommt der Besucher diese Treppen hinauf, sieht er an der südlichen Ziegelwand des Treppenschachts ein rechteckiges Emailleschild mit der schlichten schwarzen Inschrift. Oben auf dem Bahnsteig angekommen, sieht der Besucher die alte, zum Teil verfallene Bahnsteiganlage mit den vertieften Gleisen. Der westliche Bereich der Gleise ist durch Wildwuchs (junge Bäume) bewachsen, der Rest ist vom Bewuchs beräumt. Die Gedenkstätte erstreckt sich auf der ursprünglichen Gleislänge von etwa 160 Metern. „Auf dem Gleis selbst wird die an beiden Seiten unterschiedlich hohe Bahnsteigkante von 186 in den Schotter eingelassene Stahlgussplatten begrenzt. (…) Auf zwei Bahnsteigen wurde so ein Gang von je 132 Metern Länge gebildet. Die einzelnen Elemente weisen eine regelmäßige Lochstruktur auf, durch die hindurch der aufgeschüttete feinere Schotter erkennbar wird. An den Kanten der Platten, die chronologisch angeordnet wurden, sind das Datum des Abtransports, die Anzahl der Deportierten und der Bestimmungsort aufgeführt. (…) In der Mitte des Rundganges befindet sich ein Übergang, der die Bahnsteige miteinander verbindet“ (Christine Mani, in: Dickel/Fleckner, 2003, S. 172). Hier ist an der Innenseite der Gleisauskofferung eine bronzene Inschriftentafel angebracht, die zum zentralen Gedenkort und zur Ablage für Gedenkkränze und Kerzen genutzt wird (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Hirsch, NikolausKünstler_In1995-1998
Architekt
Lorch, WolfgangKünstler_In
Architekt
Wandel, AndreaKünstler_In
Architektin
Datierungshinweise
Einweihung am 27.01.1998
Objektgeschichte
Der Güterbahnhof Grunewald an der im 19. Jahrhundert angelegten Bahnstrecke Berlin-Wetzlar, im 19. Jahrhundert geschaffen, war vom Oktober 1941 bis zum Februar 1945 ein Ort, von dem zehntausende Berliner Juden und so genannte Nichtarier mit Zügen in den Osten in die Vernichtungslager und Mordstätten deportiert wurden. Das Gleis, aus dem die Deportationszüge abfuhren, war das Gleis mit der Ordnungsnummer 17. Zu Beginn der 1950er Jahre (1953) wurde eine erste Gedenktafel im Zufahrtsbereich zum Güterbahngelände angebracht, eine weitere 1976 (verschollen). Da das Gelände mit den Bahngleisen bis zur politischen Wende der Verwaltung der Reichsbahn/DDR unterstand, befanden sich diese älteren Gedenkzeichen auf dem Territorium von Berlin (West) und auch die 1987-1991 nach dem Entwurf von Káról Broniatowski realisierte Gedenkstätte Güterbahnhof Grunewald lag am zu Berlin (West) gehörenden Zufahrtsstraße. Die Hälfte vom „Gleis 17“ und ein Teil der anrainenden Gleisanlagen wurden von der Reichsbahn / Deutsche Bahn AG nicht mehr genutzt und verwilderten. 1995 wurde auf Initiative vom Vorsitzenden vom Zentralrat der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, vom Vorstandsvorsitzende von der Deutschen Bahn AG, Heinz Dürr, und der BVV Wilmersdorf von der Deutschen Bahn AG ein Wettbewerb zur Gestaltung des Mahn- und Gedenkmals GLEIS 17 ausgelobt, den das Architektenteam Hirsch, Lorch und Wandel aus Frankfurt am Main und Saarbrücken gewann. Der Wettbewerbsbeitrag löste starke Diskussionen aus, da durch die (dann erfolgte) Umsetzung der historische Ort stark überformt wurde und dabei historisch authentische Bestandteile der Anlage zerstört wurden. Die Befürworter der Gestaltung konnten sich jedoch durchsetzten. Die Realisierung zog sich bis 1998 hin. Die Einweihung erfolgte am 27. Januar 1998. Der Gedenkort wird alljährlich für stark besuchte und international beachtete Gedenkveranstaltungen genutzt (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).
Maße
gesamtLänge160 m
Verwendete Materialien
gesamtStahl, künstlich korrodiert
Stein, Schottersteine
InschriftentafelBronze
Metall, emailliert
Technik
Stahlgegossen
Steinegeschottert
Tafelgegossen
Inschriften
Tafel (appliziert)
Südliche Ziegelwand des Treppenschachts
GLEIS 17 / Zum Gedenken an die 1941-1945 / durch Züge der Deutschen Reichsbahn / in die Todeslager Deportierten / 27. Januar 1998 / Errichtet durch die deutsche Bahn AG
Tafel (appliziert, gegossen)
Übergang in der Mitte der Gedenkstätte an der Innenseite der Gleisauskofferung
(erste Zeile in hebräischen Schriftzeichen) / ZUM GEDENKEN AN ZEHNTAUSENDE JÜDISCHER / BÜRGER BERLINS, DIE AB OKTOBER 1941 / BIS FENRUAR 1945 VON HIER AUS DURCH / DIE NAZI-HENKER IN DIE TODESLAGER / DEPORTIERT UND ERMORDET WURDEN.
Inschrift (gegossen, erhaben)
auf den Stahlelementen der Gleisinstallation
Datum, Anzahl, Orte
ZustandZeitpunkt
gesamtgut, normale Schmutzbelastung2009
Vollständigkeit
vollständig

  Nachweise

  • Dickel, Hans: Kunst in der Stadt : Skulpturen in Berlin 1980 - 2000, S. 171-173, 211-212. mit weiterer Literatur
  • Endlich, Stefanie: Wege zur Erinnerung, Gedenkstätten und -orte für die Opfer des Nationalsozialismus, Berlin, 2007, S. 54-57.
  • Ehmann, Annegret: Die Grunewald-Rampe. Die Deportation der Berliner Juden, Berlin, 1993.
  • Gottwaldt, Alfred Bernd: Die Judendeportationen aus dem Deutschen Reich 1941-1945, 2005.

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