Das Gebäude besteht aus vier Geschossen. Die unteren beiden Geschosse werden durch ein horizontal durchlaufendes Gesims und einer sich unterscheidenden Fassadengestaltung von den unteren beiden getrennt. Während der untere Teil der Fassade ein Rustikamauerwerk hat, ist die obere Hälfte ebenmäßig gestaltet.
Die oberste Reihe von Fenstern wird von Dreiecksgiebeln gekrönt, während sich über den Fenstern darunter verschiedene Kronen befinden. Hier sticht die Krone der amerikanischen Freiheitsstatue bei dem dritten Fenster von rechts heraus.
Im Zentrum der Fassade befindet sich ein hervorspringender Mittelrisalit. In dessen Mitte befindet sich der Haupteingang des Vorderhauses. Der Eingang im Keilsteinrundbogen besteht aus verschiedenen, ineinander rankenden floralen Elementen. Über dem Portal befindet sich der Kopf einer Frau. Die drei Fenster über dem Eingang werden von einem Löwenkopf gekrönt. Die oberen Rundbogenfenster des Mittelrisalites werden auf jeder Seite von einer Säule flankiert. In den Zwickelfeldern befindet sich jeweils ein Adler. Vier Pilaster, die sich über die zwei Geschosse erstrecken, trennen die Fenster senkrecht voneinander. Der Mittelrisalit wird von einem Dreiecksgiebel gekrönt.
An den beiden Ecken des Gebäudes gibt es jeweils einen weiteren Risalit. Dieser hat ebenfalls ein kleineres eisernes Portal, was von einem Löwenkopf gekrönt ist. Oberhalb dessen befindet sich ein breites Rundbogenfenster, über dem sich der Kopf eines Mannes befindet. Die oberen Fenster werden von zwei Pilastern, die sich über zwei Geschosse erstrecken, miteinander verbunden. Über dem oberen Rundbogenfenster befindet sich eine fledermausartige Kreatur. Oberhalb wird die Fassade von weiteren bauplastischen Elementen geschmückt. So fällt die Ananas zwischen den Pinienzapfen auf der Attika ins Auge. Das Gebäude erinnert mit seiner Fassade an die des einige Jahre zuvor erbauten Reichstags von Paul Wallot. (Rieke Fender)
Standort
Kategorie
Epoche
Schaffende/
Busse, August Wilhelm Martin Heinrich (Architekt:in)
1891-1894
Stirling, James (Architekt:in)
1984-1988, Bei der Restaurierung und Neubau
Wilford, Michael (Architekt:in)
Bei der Restaurierung und Neubau
Datierungshinweise
1984-1988 Restaurierung und Neubau
Objektgeschichte
Das Gebäude des Reichsversicherungsamtes am Reichpietschufer (zur Bauzeit: Königin-Augusta-Str. 25-27, später: Tirpitzufer) wurde ab 1891 nach Plänen des Architekten August Busse errichtet und konnte am 01. Oktober 1894 eingeweiht werden. Die 1884 gegründete Behörde beaufsichtigte die Umsetzung der neu geschaffenen Sozialversicherungsgesetze (Gesetz betreffend der Krankenversicherung der Arbeiter 1883, Unfallversicherungsgesetz 1884/85, Invaliditäts- und Altersversicherung 1889/91 u.w.) im Deutschen Reich, die auf der Grundlage der in den 1880er Jahren erlassenen Arbeitsschutzgesetze geschaffen wurden. Nach dem 2. Weltkrieg waren hier eine Wehrmachtsbehörde, später das Städtische Konservatorium und die Zollfahndungsstelle untergebracht. Das Verwaltungsgebäude erstreckte sich ursprünglich über zwei hintereinander liegende Innenhöfe. Davon blieb nur der Haupttrakt am Landwehrkanal erhalten, die Hofgebäude wurden 1982 abgerissen. Hinter dem Vorderhaus errichteten die britischen Architekten James Stirling und Michael Wilford 1984-87 das Wissenschaftszentrum Berlin, ein bemerkenswertes Beispiel postmoderner Architektur. Das Vorderhaus des ehemaligen Reichsversicherungsamtes wird seit 1988 ebenfalls vom Wissenschaftszentrum genutzt. Die neuen Gebäude erinnern in ihrem Grundriss an eine Basilika, ein Amphitheater, eine Stoa und einem Turm. Die Fassade des Vorderhauses sollte erhalten bleiben und in den Zustand vor dem Krieg gebracht werden. So sollte ein Teil der Geschichte der Umgebung erhalten bleiben, während die Neubauten diese ergänzen sollen. Trotzdem wurden einige Elemente, wie die Ananas auf der Attika oder die Krone der Freiheitsstatute, zu der Fassade hinzugefügt, die diese durchbrechen sollen. Das prächtige schmiedeeiserne Gitter am Haupteingang stammt aus der Kunstschmiedewerkstatt Ed. Puls (Nicola Vösgen/ Rieke Fender).
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