Hirschbrunnen

Hirschbrunnen

Foto: Susanne Kähler, 2008, CC-BY-4.0

Großes rundes Brunnenbecken, inneres rundes Becken, darin über rechteckigem Sockel mit zoomorphem Dekor eine Säule, darauf das vergoldete Wappentier Schönebergs, der Hirsch. Der monumentale Brunnen besteht aus einem großen runden Brunnenbecken. Darin steht ein bedeutend höheres, dafür im Umfang kleineres Brunnenbecken. In diesem steht über einem runden Sockel und der wulstigen Zone mit Schellmuschel-Fries sowie den Wasseraustrittsöffnungen ein rechteckiger Sockel mit Reliefschmuck, der verschiedene brandenburgtypische Fischsorten darstellt (Hecht, Aal, Karpfen, Wels). Auf diesem Sockel ruht die mächtige Mittelsäule mit Kapitell. Dieses dient einer aus vergoldetem Kupferblech getriebenen Hirschplastik mit rechteckiger Plinthe als Standfläche. Der naturnah formulierte Hirsch blickt nach Nordwest in Richtung Rathausturm. Der gesamte Brunnen ist, bis auf die Tierfigur, aus Muschelkalkstein gearbeitet. Der Platz um den Brunnen ist mit Granitpflaster belegt. Der Platz wird von Platanen umstanden (Jörg Kuhn).

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Gaul, August (Künstler:in)
1912

Wolf, Paul (Architekt:in)
Fa. H. Noack (Gießerei)
der Hirschplastik

Objekt­geschichte

Der Schöneberger Stadtpark (heute: Rudolph-Wilde-Park, benannt nach dem 1910 verstorbenen Bürgermeister Schönebergs) wurde in verschiedenen Etappen auf moorigem Grund angelegt. Die Phase von 1906/09-1912 ist für die Parkerscheinung als grundlegend zu betrachten. 1911 beschloss die Schöneberger Stadtverordnetenversammlung auf eine Anregung des Stadtbauinspektors Paul Wolf hin im Park einen Brunnen nach Entwurf von August Gaul aufstellen zu lassen. Kalkuliert wurde eine Erstellungssumme von 20.000 RM. Das Schöneberger Tageblatt berichtete am 8. Mai 1912 über das Modell Gauls. Der Bildhauer zeigte hier zwei flache, übereinander arrangierte Brunnenschalen, aus denen eine schlanke, neun Meter hohe Säule ragen sollte, bekrönt von dem Wappentier der seit 1898 selbständigen Stadt Schöneberg. Der Berichterstatter erwähnt, dass das Säulenkapitell des Brunnenmodells einen Reliefzierat in Gestalt von Schmetterlingen gehabt habe. Die Brunnenschalen zeigten Reliefschmuck in Gestalt von Hechten, Aalen und Karpfen. Gaul präsentierte das Modell auf der Berliner Secession 1912. Die Ausführung (u. a. Architekt Paul Wolf) wich vom ersten Modell ab. Beibehalten wurde die grundsätzliche Aufgliederung in zwei größen- und höhendifferente Becken, zentrale Säule, Hirschfigur und Reliefschmuck mit Fischen im Sockelbereich der Säule. Im August 1912 erfolgte die Einweihung ohne größere Zeremonie. 12 hohe Springfontänen und vier breitflächige Wasserspeier unterstrichen schon damals eindrucksvoll sowohl die durch das große Becken unten vorgegebene horizontale und die durch die hohe Säule vorgegebene vertikale Dominante der Brunnenarchitektur. 1920 wurde die Stadt Schöneberg mit Friedenau zu einem Berliner Bezirk. In den 1920er Jahren wurde das Umfeld des Brunnens, besonders 1927-1930, erheblich umgestaltet. Der Brunnen selbst behielt jedoch seine dominante, auf die prächtige Südfassade des Rathauses ausgerichtete Stellung unverändert bei. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Brunnen nur leicht beschädigt, verwahrloste jedoch in der Nachkriegszeit. Bis 1957 konnte er jedoch wieder hergestellt werden. Er erhielt eine nächtliche Beleuchtung. Witterungsschäden sowie Vandalismusschäden führten 1995 nach einigen vorhergegangenen, unzureichenden Maßnahmen, zur Demontage. Der Hirsch wurde in der (damals) Friedenauer Gießerei H. Noack restauriert und 2000 wieder am alten Ort auf dem sanierten Brunnen aufgestellt (Jörg Kuhn nach Ursel Berger und Josephine Gabler).

Maße

(gesamt)
Höhe
(Brunnen)
Durchmesser
(Plastik)
Höhe

10 m

15 m

1.7 m

Verwendete Materialien

Kupfer (Plastik) (Materialarchiv)
Gold (Materialarchiv)
Muschelkalk (Brunnen) (Materialarchiv)

Technik

gegossen (Plastik)
vergoldet
behauen (Brunnen)

Zustand

gut (gesamt, 2008)

Vollständigkeit

vollständig, Restaurierung: 1957 und 1995-1999, 2000 Wiederaufstellung der Hirschfigur


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