Der Steinhändler

Der Steinhändler

Der Stein-Händler

Foto: Jürgen Tomisch, 2018, CC-BY-4.0

Die etwas überlebensgroße aus rotem Sinai-Granit gefertigte Skupltur stellt einen nackten Mann dar, der dicht neben einer in etwa gleichhohen Betonsäule aufrecht steht. Die Figur steht auf einer quadratischen Plinthe. Der Mann hält den linken Arm schützend über dem Kopf, mit dem anderen holt er zum Schlag in Richtung Säule aus. Neben ihm liegt ein unbehandelter Granitstein, der die vertiefte Inschrift „Der Steinhändler“ in vertikaler Anordnung trägt und acht Schlitze am Fußpunkt hat. Auch der Stein ruht auf einer im Rasen liegenden Platte. Die männliche Figur zeigt keine porträthafte realistische Darstellung. Sie zeigt in übersteigerter Form übergroße und damit unproportionale Gliedmaßen und einen großen Kopf mit einem fliehenden Hinterkopf und vereinfachten Gesichtszügen. Dazu kommt eine breite Schulter und schmale Hüfte. In dieser Gestalt erinnert sie an ein frühgeschichtliches Artefakt oder auch der Modulor-Man von Le Corbusier erscheint einem vor Augen (Jürgen Tomisch).

Fakten

Kategorie

Aktdarstellung   Ensemble   Freiplastik   

Bezirk/Ortsteil

unbekannt

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Polzin, Alexander (Bildhauer:in)
1997

Datierungs­hinweise

Aufstellung 2001

Objekt­geschichte

Das Kunstwerk befindet sich im eingefriedeten Vorgarten des Hauses Berliner Straße 120/121, des ehemaligen II. Jüdischen Waisenhauses. Der repräsentative denkmalgeschützte Bau entstand 1912/1913 nach einem Entwurf von Alexander Beer. Unter dem NS-Regime wurde das Heim beschlagnahmt und die Mehrzahl der Kinder, Lehrer und Angestellten in Vernichtungslagern ermordet. Die gemeinnützige Dr. Walter und Margarete Cajewitz Stiftung erwarb 1999 das leerstehende Gebäude und ließ es nach historischem Vorbild restaurieren. 2001 wurde das Haus als Begegnungsstätte und modernes Kulturzentrum mit der öffentlichen Janusz-Korczak-Bibliothek. Heute ist hier auch eine Gemeinschaftsschule untergebracht. Die Granitskulptur "Der Steinhändler“ von Alexander Polzin kam 2001 anlässlich der Wiederherstellung des ehemaligen jüdischen Waisenhauses im Vorgarten zur Aufstellung. Polzin hatte die Skulptur aus rotem Sinai-Granit 1996-1997 in Herzliya bei Tel Aviv (Israel) während eines Gastaufenthaltes geschaffen. „Das Künstlerhaus in Herzliya hatte ihn eingeladen, nachdem Mitarbeiter des Hauses Polzins Bilder in einer Ausstellung gesehen hatten“ (vgl.: Hennecke, Mechthild: Ein nackter Mann ohne Finger und Fuß. In: Berliner Zeitung 25/26 März 2000). Die Skulptur stand dort im Garten des Künstlerhauses und ist wiederholt von Unbekannten schwer beschädigt worden, u.a. Fuß und Finger abgeschlagen. Die Dr. Walter und Margarete Cajewitz-Stiftung, die auch das ehemalige jüdische Waisenaus an der Berliner Straße 120/121 erworben hatte und für die Wiederherstellung sorgte, kam für die Kosten der Instandsetzung und ihre Überführung nach Berlin auf und ließ sie am jetzigen Standort aufstellen. Das Thema der Skulptur „Der Steinhändler“ ist nicht eindeutig festgelegt. Es ist ein auf den Schriftsteller Thomas Brasch (1945-2001), dessen Grabmal auf dem Alten Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin Polzin ebenfalls schuf, zurückgehendes Wortspiel aus »Stein« und »Hände«. Brasch und Polzin waren in den 1990er Jahren eng befreundet. Von Polzin stammt auch eine bronzene Collage für die Gedenktafeln des Eingangsbereichs des ehemaligen Waisenhauses: sechs Bronzetafeln, die die Namen der 579 deportierten und ermordeten Pankower Juden verzeichnen (Jürgen Tomisch).

Maße

(Figur)
Höhe
(Plinthe)
Höhe
(Säule)
Höhe

2.08 m

0.1 m

2.08 m

Verwendete Materialien

Granit (Figur) (Materialarchiv) , roter Sinai
Kunststein (Plinthe, Platte) (Materialarchiv)
Beton (Säule) (Materialarchiv)

Technik

behauen (Figur)
geglättet
gegossen (Plinthe)
gegossen (Säule)

Inschriften

Inschrift
am Objekt
»Der Steinhändler«

Tafel (gegossen, appliziert)
am Objekt
»Alexander Polzin / DER STEINHÄNDLER / 1997 in Herzliya - Israel - aus Sinai-Granit gearbeitet / dort von unbekannter Hand beschädigt. / Aufgestellt im Jahre 2001 / anläßlich der Wiederherstellung des einstigen II. Weisenhauses / der jüdischen Gemeinde zu Berlin.«

Zustand

gut (gesamt, 2018)
biogener Bewuchs (Plinthe, 2018)

Vollständigkeit

vollständig, Restaurierung 1997


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