Denkmal für die Spandauer Gefallenen von 1813-1815

Denkmal für die Spandauer Gefallenen von 1813-1815

Foto: Susanne Kähler, 2014, CC-BY-4.0

Auf erhöhtem, nach 1900 aufgemauertem Unterbau aus Ziegeln ruht das Denkmal. Auf einem gestuften Sockel aus Sandstein, dessen obere, rechteckige Sockelstufe eine runde Standplatte trägt, steht die grau gefasste, eiserne Architektur in annähernd kreisförmiger Anordnung, sich nach oben verjüngend. Zwölf lanzenartige Stäbe neigen sich nach innen einander zu und bilden mit den horizontalen Verbindungen eine Art Gitter. Oben sind die Lanzenstreben durch dreiseitige schmale Maßwerkelemente (eine Art nach unten offener Vierpass) verbunden. Die obere Verstrebung unterhalb der oberen Lanzenspitzen trägt einen Art Dachaufsatz, der in siebenfacher Abstufung sich nach oben verjüngt. Die oberste Stufe trägt eine flammende Granate. Auf mittlerer Höhe sind an dem Lanzengitter vier wappenartige Schilde angebracht, die oben in der Mitte durch stark plastische Ritterrüstungshelme geschmückt werden. Die Schilde sind vergoldet, ebenso die Brustketten der Helme. Die Schilde zeigen Inschriften, das südöstliche Schild zeigt erhaben das Eiserne Kreuz(Jörg Kuhn).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Schinkel, Karl FriedrichArchitekt_In1811-1816
Königliche Eisengießerei zu BerlinGießerei
Datierungshinweise
Einweihung am 27.04.1816
Objektgeschichte
Zur Erinnerung an die für Preußen siegreich beendeten Befreiungskriege wurde am 15. Januar 1816 überall in Preußen das „Friedensfest“ gefeiert. So auch in Spandau. In der Bevölkerung wurde hierdurch der seit 1813 ventilierte Wunsch, für die aus der Spandauer Bürgerschaft stammenden Gefallenen ein Denkmal zu errichten, verstärkt. Die Denkmalkommission setzte sich nun zügig mit der 1804 gegründeten Königlichen Eisengießerei in Verbindung, die wohl ihrerseits Schinkel hinzuzog. Schinkel modifizierte einen älteren, 1811 enstandenen Entwurf und machte ihn durch eine Reduzierung der Schmuckelemente für die Spandauer finanzierbar. Der Entwurf, von seinem Schöpfer als „Militärisches Denkmal mit Lanzen, Helmen, Schilden und einer Granate dekoriert“ bezeichnet, wurde in seinen gusseisernen und schmiedeeisernen Elementen von der Königlichen Eisengießerei gegossen. Auf dem ehemaligen St. Nikolaikirchhof, der um 1752 geschlossen und später planiert worden war und bis 1939 im nördlichen Bereich Heinrichplatz hieß, erhielt das Kriegerdenkmal einen repräsentativen Aufstellungsort. Im Herbst 1815 hatte man bereits im Vorgriff auf eine weitere Denkmalplanung auf dem Heinrichplatz drei Eichen und mehrere Linden gepflanzt. Die nach Schinkels Entwurf gegossene und montierte eiserne Architektur wurde auf einem dreistufigen Sandsteinsockel aufgestellt. Am 27. April 1816 fand die Einweihung statt. Nach 1900 erfolgte eine Anhebung des Denkmals, dessen Sockel eine Untermauerung aus Klinkern im Klosterformat erhielt, die aus dem Abbruch der Spandauer Stadtmauer stammten. 1974 und 1995 fanden Sanierungen statt. 1996 wurde die Grünanlage um das Denkmal in historischer Form neu gestaltet und das verloren gegangene Einfassungsgitter in Anlehnung an historische Vorbilder wieder hergestellt (Jörg Kuhn).
Maße
gesamtHöhe3.5 m
GrundflächeLänge2 m
Breite2 m
Verwendete Materialien
gesamtEisen
Farbe
Blattgold, 1995 für 1000,- Euro von Malermeister H. Kalus
UnterbauSandstein
Klinker
Technik
gegossen
geschmiedet
montiert
gefasst
lackiert
vergoldet
Sockelgemauert
behauen
Inschriften
Inschrift (gegossen)
auf den Schilden
DIE DIESES ERZ DIR, WANDERER, NENNT, / IM SIEG FÜR UNSERE FREIHEIT GLÜCK SIND / SIE GEFALLEN, / DER DANK LIESS IHRE HELDENNAMEN / NICHT VERHALLEN, / DASS SIE NACHEIFERND NOCH DER SPÄTE / ENKEL KENNT, (Das nordöstliche Schild trägt die erhaben gegossene Inschrift:) AUS SPANDOW FIELEN IM KRIEGE VON 1812 BIS 1816 / (es folgen 21 Namen in drei parallelen, durch vertikale Stege getrennten Registern nebeneinander) GREISER. / TEICHERT. / WEILAND. / NEUMANN. / PEIKERT. / HEINRICH. / SCHELTER. / RAUSCHERT. / SPECKNICK. / IOHO. ALBRECHT. / MICHEL. / ANGERMEIER. / SCHILBE. / HERBERT. / RASTNACK. / TÜBBICKE. / KRAUSE. / IACOB. / BIERMANN. / DEWIS, (Auf dem südwestlichen Schild, ebenfalls in erhabenen Lettern steht:) AM 20. APRIL 1813 BEIM STURM VON SPANDOW FIELEN / (es folgen 18 Namen in drei parallelen, durch vertikale Stege getrennten Registern nebeneinander) V. LEBBIN. / WENDA. / WALTER. / MERSZAHN: / ZACHARIAS. / HOPPE. / SAREYKA. / SZARNOWSKKY. / TIBOROWSKY. / TALINSKY. / WARMBIER. /NEUNFELD. / ALEXANDER: / SZENTKA. / LAWRENZ. / SZELINSKY. / KATSCH. / TÜBBICKE.
ZustandZeitpunkt
gesamtverschmutzt2014
Eisenkorrodiert, teilweise2014
Eisenzerkratzt2014
Vergoldungberieben2014
Bepflanzungverwildert, teilweise2014
Vollständigkeit
vollständignach der Sanierung, Gitterergänzung 1995-1996

  Nachweise

  • Jahn, Günther: Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin. Stadt und Bezirk Spandau, Berlin, 1971.
  • Bloch, Peter: Ethos und Pathos: die Berliner Bildhauerschule 1786-1914, Berlin, 1990, S. 281-291. Bd. II (Aufsätze, Kurzbiographien), hier Beitrag von Martina Weinland zu Kriegerdenkmälern in Berlin 1813-1918
  • Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins, Berlin, 2016, S. Heft 1, 1976. Beitrag von Jürgen Grothe: Spandau-Nikolaikirchhof. Die Geschichte des alten Spandauer Nikolaikirchhofs
  • Endlich, Stefanie: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin, 1990, S. 116.
  • Lesser, Katrin: Gartendenkmale in Berlin, Parkanlagen und Stadtplätze , 2013, S. 320, 531.
  • Zimmermann, Max Georg: Carl Friedrich Schinkel, Kriegsdenkmäler aus Preußens großer Zeit, Berlin, 1916, S. 13-16.
  • Stamm, Brigitte: Schinkel in Berlin und Potsdam. Führer zum Schinkeljahr 1981, Berlin, 1981, S. 55-56.
  • Pundt, Hermann G.: Schinkels Berlin, Berlin, 1981, S. 382.

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