„Ein eckiges Becken […], durchbrochen von Sockeln und Vorsprüngen, ist mit farbenfrohen Mosaiken ausgelegt. In Nischen an allen vier Seiten einer Säule (Höhe ca. 3,5 m) sowie auf ihr und auf zwei Sockeln sind insgesamt 22 wasserspeiende [tönerne] Sänger-Köpfe […] angebracht. Die Mosaikplatten für das Becken und die Köpfe wurden von den Patienten gefertigt.“ (Ugowski, 1993, S. 68). Sitzstufen verschiedener Höhe rahmen das Wasserbecken, auch sie sind mit Mosaiken und einzelnen Tonarbeiten geschmückt (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz).
Kategorie
Epoche
Schaffende/
Hertel, Arnold Ulrich
1981-1986, in Zusammenarbeit mit Kindern der Klinik
Objektgeschichte
Der Ursprungsbau auf dem heutigen Gemeinschafts-Schulgelände – die heutige Carl-Bosch-Schule – entstand 1926-1927 als Kinderheim für den St. Dominikus-Stift auf dem hinteren, dem östlichen Teil des Grundstücks. Bis 1932 wurde dieses Gebäude als Kinderkrankenhaus und von 1938-1953 als städtisches Kinderheim „Waldblick“ genutzt, bevor es 1954 für die Kinderklinik „Wiesengrund“ umgebaut wurde. Die heutige Wiesengrund-Schule, auf dem westlichen Grundstücksteil nahe der Straße, entstand 1983-85 als Erweiterungsbau für die Klinik. Ende Dezember 2009 wurde die Klinik – inzwischen „Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Vivantes Humboldt-Klinikum / Frohnauer Straße (Wiesengrund)“ – geschlossen. 2016–2018 baute das Bezirksamt das frühere Klinikgebäude zu der heute bestehenden Integrierten Sekundarschule mit Carl-Bosch-Schule und Wiesengrund-Schule aus. Zu Beginn der 1980er Jahre gelang mit dem Trullidorf und dem Volkssängerbrunnen in der damaligen „Psychiatrischen Kinderklinik »Wiesengrund« […] ein aus Kunst-am-Bau-Mitteln finanziertes Experiment zum Thema »Kunst als Therapie«. Nach intensiver Vorbereitung der Wettbewerbsaufgabe mit Ärzten, Psychologen und Sozialarbeitern“ (Endlich, 1986, S. 15) wurde 1980/1981 ein bundesoffener Ideenwettbewerb Kunst am Bau für die Klinik Wiesengrund vom Berliner Senat ausgeschrieben. Die Teilnehmer mussten besondere Qualifikationen nachweisen: therapeutische bzw. pädagogische Ausbildung oder Erfahrung, Freude im Umgang mit Kindern, Fähigkeit zu kontinuierlicher Beziehung mit ihnen und dem therapeutischen Personal der Klinik. Ein künstlerischer und zugleich therapeutischer Prozess sollte stattfinden. Der Zugang zum Werk sollte möglichst nicht nur optisch, sondern auch haptisch, akustisch und motorisch sein. Im März 1981, gewann der Braunschweiger Bildhauer Arnold Ulrich Hertel den Wettbewerb gegenüber 25 Teilnehmern, mit seinem Konzept, das den Patienten die Reintegration in die Gesellschaft erleichtern wollte und „in welchem die Beteiligung der jungen Patienten und die damit verbundenen kommunikativen und therapeutischen Prozesse ebenso wichtig [waren …] wie das fertige Ergebnis.“ (Ebenda.). Der Künstler hatte für den Wettbewerb 12 Projekte eingereicht. Zur Realisierung ausgewählt wurden zunächst das Trullidorf und die Brunnenanlage „Volkssängerbrunnen“. Die Fundamente für den Brunnen wurden von einer Baufirma erstellt. Die weit über 100 Mosaike für den Brunnen waren von den jungen Patienten im Winter erstellt worden, sie wurden im Sommer verlegt. 2020 ist der Brunnen nur noch teilweise erhalten. Die Säule und auch die meisten der wasserspeienden Sängerköpfe fehlen. Das Becken mit seinen Mosaiken ist in ungepflegtem, reparaturbedürftigen und verdreckten Zustand erhalten. „Deutlicher als in den geschlossenen Grundformen der Trullis sind die Affekte und Spannungen der Jugendlichen im zweiten Objekt – einer Brunnenanlage – abzulesen. 22 Köpfe als Wasserspeier spiegeln die innere seelische Verfassung vieler Patienten wider. Erregung und Angst sprechen aus den Gesichtern.“ (Ullmann, 1985, S. 34-38). Wobei „bedeutsam ist, daß durch die bildnerischen Aktivitäten des Patienten dessen innere Stabilität allmählich wächst und Spannungen abgebaut werden, daß die Gruppe ihm ein Gefühl von sozialer Nähe gibt.“ (Ebenda.). Der Vertrag zwischen Hertel und der Klinik wurde verlängert, da das Projekt so erfolgreich verlief. So entstanden in mehrjähriger prozesshafter Zusammenarbeit ab Ende 1981 unter Hertels Leitung neben dem Trullidorf und dem Volkssängerbrunnen auch weitere seiner Projekte, wie z.B. später auch der Tiergartenbrunnen mit (wieder) 7 Tieren (Objekt-Nr. 053). Nach Ablauf seines ersten Vertrages legte Arnold Ulrich Hertel der Klinikleitung regelmäßig neue Kunst-am-Bau-Konzepte im Modell und mit Kostenangebot vor, die er zuvor in Absprache mit dem Chefarzt als Großprojekte entwickelt hatte. Später wurden diese dann in enger Zusammenarbeit mit Therapeuten und Assistenten realisiert. Das Folgeprojekt – nach Fertigstellung von Trullidorf und Volkssängerbrunnen – umfasste die Erweiterung des Brunnens durch überlebensgroße Figuren und eine Figurengruppe für die Sportanlage. Erst nach zehnmaliger Vertragsverlängerung kam es zum Abschluss der Projekte (das genaue Jahr wurde nicht ermittelt). (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz)
Maße
Verwendete Materialien
Kunststein (gesamt) (Materialarchiv)
Beton (Materialarchiv)
Kiesel
Mosaik (Materialarchiv) , verschieden farbig
Steinzeug
Fliese (Materialarchiv) , Fliesen-Mosaiksteine
Mörtel
Zustand
Vollständigkeit
unvolltständig, nur noch in Teilen erhalten
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