Vogelbaum

Vogelbaum

Vogeltränke, Vogelstele

Foto: Michelle Retzlaff, 2019, CC-BY-4.0

Zwischen den hohen Wohnblöcken Lichtenbergs ziehen sich kleine Grünflächen, die durch schmale Wege verbunden sind und für die Erholung der Bewohner, aber auch für die optische Aufwertung des Viertels sorgen. Auf einer dieser kleinen Grünflächen steht die Vogeltränke von Monika Spiess (Spieß). Aus einer rechteckigen Plinthe, über einer quadratischen Bodenplatte, die von acht geringfügig kleineren Platten umgeben wird, ragt eine recht schlanke Stele empor. Ihre definierte, stabile Form hebt sich in mittlerer Höhe des gesamten Werkes auf und geht in eine amorphe, weiche und schwungvolle Gestalt über. Sie wird nach oben hin breiter, bis sie sich schließlich vollkommen auffaltet und eine leicht schräge Fläche bildet, die die Plinthe überschneidet. Dieser amorphe Teil weist viele Vorsprünge und Vertiefungen auf, deren Kanten meist abgerundet und nur wenige scharfkantig sind. Auf der aufgefalteten Fläche sitzendrei Vogelfiguren dicht beisammen. Die Fläche ist nicht eben, sondern bildet eine große und zwei kleinere flache Schalen um die Vögel herum, die zum Auffangen von Wasser dienen. In der Mitte ragt der größte der drei Vögel hervor. Er hat die Flügel angelegt und denKopf leicht nach rechts gelegt. An seiner linken Seite auf einem kleinen Vorsprung, sitzt ein zweiter, kleinerer Vogel, der in dieselbe Richtung schaut. Sein Schnabel ist weit geöffnet und die Schwanzfeder aufgestellt. Der dritte Vogel befindet sich an dem rechten Flügel des großen Vogels, jedoch in umgekehrter Richtung. Sein Blick ist trotz dem auf die anderen beiden Vögel gerichtet. Besonders ist hier, dass die Vögel in sehr reduzierten Formen dargestellt wurden. Ihre Körper bestehen aus glatten, rundlichen Formen mit angedeuteten Flügeln und Schwanzfedern. Aus den Köpfen ragen kurze abgerundete Schnäbel, die durch dünne Linien geteilt werden. Als Augen dienen blasse kreisrunde Einkerbungen kurz hinter dem Schnabel. Nur die Füße und Krallen des kleinsten Vogels sind durch kleine Hervorhebungen detaillierter dargestellt. Insgesamt erspäht der Betrachter eine Szene aus dem Leben einer Vogelfamilie, die auf dem höchsten Punkt in einem Baum oder auf einer Art Nest ruht und sich dicht zusammengedrängt schützt und wärmt. Auch wenn sich eine Hauptansicht vermuten lässt, durch die Blickrichtung desmittleren und größten Vogels, kann die Vogeltränke von allen Seiten betrachtet werden. Sie trägt ihren Teil zu Aufwertung des Wohnviertels bei und kann ihre Funktion als Vogeltränke erfüllen (Michelle Retzlaff).

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Spieß, Monika (Bildhauer:in)
1987-1989, Familienname auch als Spiess geschrieben zu finden

Datierungs­hinweise

Dritte Ausformung, die früheren auch 1980er Jahre

Objekt­geschichte

Ende des zwanzigsten Jahrhunderts, noch vor der politischen Wende vom Herbst 1989, wurden oft zahlreiche Künstler mit der Aufwertung und Verschönerung der Wohnviertel durch Bildhauerkunstwerke beauftragt. So sollte auch Monika Spiess 1980 ihren Teil dazu beitragen. Laut Spiess soll sich der VEB Bildende Kunst mit ihr und vielen anderen Künstlern getroffen haben, um gemeinsam zu überlegen, wie sie die ausgewählten Viertel in Brandenburg ansprechend gestalten können. Die Idee einer Vogeltränke,so wie wir sie heute vor uns haben, kam von ihr selbst. So entstand der Erstguss der Tränke für Brandenburg. Das Material ist Beton, den sie selbst mit ein paar Helfern angemischt und dann in eine Form gegossen hat. Zunächst stand die Tränke ungeschützt an einer offenen Straße. Später wurde sie dann in den Innenhof eines Pflegeheims umgesetzt. Die Vogeltränke schien in ihrer Einfachheit und Ästhetik beliebt zu sein, sodass zwei weitere Güsse angefragt wurden. Der Zweitguss steht, auch heute noch, in Potsdam in der Zeppelinstraße und bereichert dort die Ufergegend. Der Drittguss ist die hier vorgestellte Tränke, die 1987/1989 in Lichtenberg aufgestellt wurde. Allerdings hatte Monika Spiess nur in Brandenburg ein Mitspracherecht, wo und wie das Werk am Besten platziert werden soll. In Potsdam und Lichtenberg hat sie erst danach erfahren, wo genau die Tränken errichtet worden waren. Bei dem Entwurf zum "Vogelbaum" ging es ihr hauptsächlich um das Formale. Sie wollte Stele und Vögel reduziert aber trotzdem ansprechend darstellen und anordnen. Daher entschied sie sich für die glatten, groben und meist geometrischen Formen. Auf einem Blick kann der Betrachter erkennen, um was es sich handelt, ohne dass besondere Details, wie Federn, Krallen oder Äste herausgearbeitet sind. Die Technik des Betongusses erlaubte es ihr einen fließenden Übergang von stabilen, scharfkantigen Formen zu den weichen, fließenden, amorphen Formen zu schaffen (Michelle Reitzlaff, unter anderem auf der Grundlage eines Interviews mit der Künstlerin vom 12.07.2019).

Maße

(gesamt)
Höhe
(Figur)
Breite

2.35 m, laut Objektliste 1993 (Gesamtkatalog) nur 1,90 m hoch

0.78 m

Verwendete Materialien

Beton (Materialarchiv)

Technik

gegossen

Zustand

beschmiert (2019)
verwittert (2019)
Materialausbrüche (2019), Vogelschnäbel
verschmutzt (2019)
biogener Bewuchs (2019)
rissig (Bodenplatten, 2019)

Vollständigkeit

vollständig


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