Synagogen-Mahnmal

Synagogen-Mahnmal

Mahnmal für die ermordeten jüdischen Bürger - Plastik IV/63, Erinnerungsmal an die Synagoge Münchner Straße und ihre nach 1933 vernichtete orthodoxe Gemeinde

Foto: Susanne Kähler, 2008, CC-BY-4.0

Das Mahnmal wurde auf einem Granitsockel aufgestellt. Auf einer Standfläche mit annähernd quadratischem Grundriss baut sich das Denkmal auf, das in mehreren Tiefenebenen aus rechteckigen Flächen zusammengefügt ist. Die Gesamtform des Denkmals erinnert an einen Chanukka-Leuchter, wobei auch auf der obersten Fläche an der linken Seite des Denkmals ein Chanukka-Leuchter abgebildet ist. Auf der Fläche unten rechts steht in erhabenen Buchstaben eine fast jugendstilhaft gestaltete Inschrift. In der Mitte befindet sich in der Skulptur ein in etwa hochrechteckiger Durchbruch, der zu einen immaginären Blick auf die (nicht mehr vorhandene) Synagoge anregt und damit die Leerstelle um so bewußter wahrnehmbar werden läßt (Jörg Kuhn).

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Fehrenbach, Gerson (Künstler:in)
1963

Datierungs­hinweise

1985 durch Bronzeinschriftentafel ergänzt

Objekt­geschichte

Die 1909 errichtete orthodoxe Synagoge war Zentrum des jüdisch-religiösen Lebens im Bayrischen Viertel mit Kinderhort, Schulräumen und Bibliothek. In der Pogromnacht 1938 aufgrund der dichten Einfügung in den gesamten Baublock und der daraus abgeleiteten Furcht, die Wohnhäuser der Umgebung zu gefährden, kaum beschädigt, hatte der Gebäudekomplex jedoch Bombenschäden am Vorderhaus davongetragen. 1956 wurde die aufbaufähige, jedoch ihrer Gemeinde grausam beraubte Synagoge abgerissen. In Erinnerung an das Gotteshaus wurde am 8. November 1963 der Gedenkstein von Gerson Fehrenbach enthüllt. Bei dem 1963 von Fehrenbach unter dem Titel „Plastik IV/63“ zunächst ohne konkrete Zuordnung geschaffenen Werk handelt es sich um das früheste öffentliche Denkmal für das zerstörte jüdische Leben in Berlin. Es wurde am 8. November 1963 enthüllt und erinnert damit an das erst sieben Jahre zuvor nach Kriegsschäden abgerissene Gebäude der Synagoge. Das Denkmal stand zunächst auf einem anderen, kleineren Sockel, die gesamte umgebende Fläche war gepflastert. Die Umgestaltung der Umgebung und des Sockels erfolgte vermutlich in den 1980er Jahren. Die bronzene Inschriftenplatte ist ebenfalls eine Zutat von 1985. Eine 2013 eröffnete, permanente Fotoausstellung zur Geschichte des Bayerischen Viertels im Zwischengeschoss des U-Bahnhofs "Bayerischrer Platz" enthält auch Darstellungen der Synagoge aus der Zeit zwischen etwa 1909 und 1956. Bei einem Anschlag in der Nacht vom 12. auf den 13. Mai 2020 ist das Denkmal mit Nationalsozialistischen Symbolen beschmiert worden (Susanne Kähler, Jörg Kuhn).

Maße

(gesamt)
Höhe

2.35 m

Verwendete Materialien

Muschelkalk (Denkmal) (Materialarchiv)
Granit (Standsockel) (Materialarchiv)

Inschriften

Inschrift (gemeißelt)
am Objekt, Vorderseite
»HIER STAND / DIE 1909 / ERBAUTE / SYNAGOGE / DER / JÜDISCHEN / GEMEINDE«

Tafel (gegossen)
am Sockel
»HIER STAND VON 1909-1956 EINE SYNAGOGE. / SIE WURDE WÄHREND DER REICHSPROGROMNACHT / AM 9. NOV. 1938 WEGEN IHRER LAGE IN EINEM / WOHNHAUS NICHT ZERSTÖRT. / NACH DER VERTREIBUNG UND VERNICHTUNG / DER JÜDISCHEN MITBÜRGERINNEN UND / MITBÜRGER / DURCH DIE NATIONALSOZIALISTEN VERLOR SIE / IHRE FUNKTION UND WURDE 1956 ABGERISSEN.«

Zustand

gut (Denkmal, 2008)
verschmutzt (Denkmal, 2008), leicht
beschmiert (Denkmal, 2020)

Vollständigkeit

vollständig


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