Stadtraumbezogene Orientierungszeichen

Stadtraumbezogene Orientierungszeichen

Foto: Gertraude Pohl, 2020, CC.BY-4.0

Die Fassadengestaltung schmückt das Eingangsgebäude des VEB Stern-Radios. Das Eingangsgebäude liegt auf Pfeilern über dem Boden und bildet so einen überdachten Durchgang zum Hauptgebäude. Die gestaltete Fläche setzt sich aus quadratischen Stahlblechplatten auf einer Edelstahlunterkonstruktion zusammen, die mit Indutrie-Email überzogen sind. Die aus den einzelnen Platten zusammengefügte Fläche bildet ein abstraktes Muster. Der Großteil der Platten ist in verschiedenen Blautönen und Schwarz gestaltet und bildet den Hintergrund der Fläche. Dieser wird durch farbige, zum Teil geometrische Elemente in den Farben Rot, Orange, Hellblau und Weiß durchbrochen. Die Platten haben eine matte Oberfläche, die ihnen den Anschein von Keramikfliesen verleiht. Zu der Gesamtgestaltung gehört ein Fassadenwandbild gleicher Art an einem Hochregallager auf dem Gelände (Layla Fetzer).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Pohl, GertraudeKünstler_In1986
VEB Schilderwerk BeuthaProduzent_In
Objektgeschichte
Die Arbeiten für das Stern-Radio Berlin entstanden zwischen 1983-1986 als Teil einer komplexen Arbeitsumweltgestaltung. 1985 entwarf Gertraude Pohl für das Eingangsgebäude des VEB Stern-Radios Berlin Marzahn die Fassadengestaltung mit dem Titel "Stadtraumbezogene Orientierungszeichen". 1986 später schablonierte sie den Entwurf auf Industrie-Email. Das gleiche Verfahren wandte sie beim benachbarten Hochregallager von Stern-Radio an (siehe Abb.). So gestaltete sie die 460 qm Gesamtfläche der Fassade. Die emaillierten Stahlblechplatten wurden vom VEB Schilderwerk Beutha produziert (vgl. Maleschka, S.83 ff.). Auf dem Gelände entstanden mehrere Fassadenwandbilder als räumliche Orientierungszeichen an exponierten Gebäudeachsen im städtischen Kontext. Seit 1990 wurde der Industriekomplex STERN-Radio vom neuen Eigentümer DIBAG AG München aufgelöst und in Teilen unterschiedlich genutzt. 1992 beginnend, wurden die Wandbilder vom neuen Eigentümer zu einem Großteil zerstört. Gegen die vollständige Entfernung ging die Künstlerin in einem Urheberrechtsprozess gerichtlich vor. Daraufhin wurde die vollständige Demontage gestoppt. Mit der Privatisierung des in der DDR vergesellschafteten öffentlichen Raumes waren die in der DDR geltenden Urheberrechte auch an architekturbezogener Kunst außer Kraft gesetzt. Kunst im öffentlichen Raum durfte fortan zwar nicht sinnentstellend verändert werden, wohl aber vom neuen privaten Eigentümer zerstört bzw. entfernt werden, da sie als staatsnah und somit nicht als schutzwürdig galt (vgl. Korrespondenz mit der Künstlerin Gertraude Pohl 07/2020). Gertraude Pohl bedient sich in der architekturbezogenen Kunst verschiedenen Materialien und Techniken und ist unter anderem für das farbliche Gesamtkonzept des Hotels Stadt Berlin am Alexanderplatz verantwortlich (vgl. Maleschka, S.83 ff.).
Maße
Höhe4.8 m
Breite19.4 m
Fläche460 qm
Verwendete Materialien
PlattenStahlblech
Email (Beschichtung), Industrie-Email
UnterkonstruktionEdelstahl
Technik
emailliert

  Nachweise

  • Maleschka, Martin: Baubezogene Kunst DDR. Kunst im öffentlichen Raum 1950-1990., Berlin, 2019, S. 83 ff..

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