Baugebundene Kunst (4)
Westlich am Platz der Republik (dem ehemaligen Königsplatz) erhebt sich das im Stil der italienischen Hochrenaissance erbaute Reichstagsgebäude. Über einem rustizierten Sockelgeschoss sind die Obergeschosse ausgebildet, die durch kolossale Dreiviertelsäulen mit Kompositkapitellen vertikal gegliedert werden. Der Haupteingang an der Westseite ist durch eine Freitreppe mit 46 Stufen und einen von sechs Säulen getragenen Portikus mit Dreiecksgiebel betont. An der Ostseite befinden sich die Reste des ehemaligen triumphbogenartigen Kaiserportals. An den vier Ecken stehen die hoch aufragenden Ecktürme mit vorgelagerten Vollsäulen (Nicola Vösgen).
Fakten
Standort
Kategorie
Epoche
Werkdaten
Schaffende/
Wallot, Paul (Architekt:in)
1884-1894
Objektgeschichte
Der Reichstag wurde für das Parlament des 1871 gegründeten Deutschen Kaiserreiches und für den Bundesrat als Vertretung der im Reich vereinigten Länder erbaut. Bereits 1871 hatte der Reichstag die Errichtung eines eigenen Parlamentsgebäudes an der Ostseite des Königsplatzes beschlossen. Die Ausführung wurde Paul Wallot, dem Sieger des 1882 ausgeschriebenen Architektenwettbewerbs, übertragen. Die Grundsteinlegung erfolgte 1884 in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm I. Nach zehn Jahren Bauzeit konnte der Reichstag 1894 eingeweiht werden. Im März 1933 brannte der Plenarsaal des Reichstags durch Brandstiftung aus. 1945 erlitt das in den letzten Kriegstagen stark umkämpfte Gebäude erhebliche Zerstörungen. 1954 ist die seit dem Brand zerstörte Kuppel gesprengt worden. 1957 begann der Wiederaufbau des Gebäudes. Die Ecktürme sind vereinfacht wiederhergestellt und der bis dahin erhaltene bauplastische Schmuck der Fassaden teilweise entfernt worden. Nach der Wiedervereinigung wurde im Juni 1991 in einer Abstimmung des Deutschen Bundestages entschieden, dass Parlament und Regierung von Bonn wieder nach Berlin verlegt werden sollen (sog. Hauptstadtbeschluss). Der britische Architekt Sir Norman Foster ist mit dem Umbau des Reichstags beauftragt worden, die Baumaßnahmen sind zwischen 1995 und 1999 ausgeführt worden. Seitdem dient das Reichstagsgebäude als Sitz des Deutschen Bundestages (Nicola Vösgen).
Zitierhinweis/Referenzen
- Cullen, Michael S.: Der Reichstag. Geschichte eines Monuments, Berlin, 1983.
- Wirth, Irmgard: Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Bezirk Tiergarten, Berlin, 1955, S. 63ff..
- Rapsilber, Maximilian: Das Reichstagsgebäude, seine Baugeschichte und künstlerische Gestaltung sowie ein Lebensabriss seines Erbauers Paul Wallot, Berlin, 1899.
- Berlin und seine Bauten, Der Hochbau, Berlin, 1896, S. 53ff..
- Wallot, Paul: Das Reichstagsgebäude in Berlin, Berlin, 1897.
- Zentralblatt der Bauverwaltung, 14.1894, 1894, S. 441ff., 451f., 455, 460ff., 471f., 477f., 497ff., 505f, 509.
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