Poesie der Großstadt

Poesie der Großstadt

Foto: Nicola Vösgen, 2019, CC-BY-4.0

Zwei geometrische Körper. Auf der kleinen Grünfläche zwischen dem ehemaligen Kaufhaus und den Straßenbahngleisen in der Karl-Lade-Straße stehen direkt an der Treppe zum Parkplatz zwei fast quadratische Steinquader auf niedrigen Sockeln. Die Seiten sind an allen Seiten überzogen mit geometrischen und grafischen Formen und teilweise organischen teilweise sehr kantig und spröde gestalteten Oberflächen. Der westliche stehende Stein ist an der südlichen Seite unten rechts signiert mit: A. 87. Der östlich stehende Stein ist an der nordöstlichen Seite unten rechts signiert mit: A. 87. Ein Metallschild an dem östlich stehenden Stein, an der südöstlichen Seite unten links gibt Informationen zu Titel, Bildhauer, Material und Entstehungsjahr: POESIE DER GROSSSTADT / Anu Matilainen – Finnland / Sandstein 1987 (Nicola Vösgen).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Matilainen, Anu (Ann)Künstler_In1987
aus Finnland
Datierungshinweise
1988 am aktuellen Standort aufgestellt
Objektgeschichte
Vom 31. Juli bis zum 30. September 1987 fand das 2. Internationale Berliner Bildhauersymposium im Schlosspark in Berlin Buch statt. Teilnehmer waren acht Bildhauer_innen aus Bulgarien, der CSSR, Finnland, Polen, Rumänien, Syrien, der UDSSR und Ungarn sowie sechs Künstler aus der DDR (Rolf Biebl, Clemens Gröszer, Karl Blümel, Claus-Lutz Gaedicke, Michael Mohns und Jürgen Pansow). Die unter der Schirmherrschaft des Magistrats von Berlin durchgeführte Sommerwerkstatt trug das Motto „Poesie der Großstadt“. Allen Künstlern wurde Reinhardtsdorfer Sandstein für Ihre Arbeiten zur Verfügung gestellt. In der „Bildenden Kunst“ war im September 1987 zu lesen, dass die Symposiums-Plastiken anschließend in der „neueröffneten Berliner Gartenschau“, dem im Mai 1987 eröffneten Erholungspark in Berlin-Marzahn, Aufstellung finden sollten (Nachrichten aus der DDR. Berlin (o.V.), in: Bildende Kunst. 35. Jg., 1987, Heft 9, S. 431). Hierbei handelte es sich um eine Fehlinformation, denn in Marzahn waren bereits die Plastiken aus dem 1. Internationalen Bildhauersymposium von 1984 aufgestellt. Im Februar 1986 war in der „Kunstkonzeption - Konkretisierung bezüglich Plastik [für den] Wohnkomplex Leninallee, Ho-Chi-Minh-Str., 3. WG, 4. BA, Kunstkonzeption für Plastik im Freiraum“ vorgeschlagen worden, dass die „Ergebnisse der Bildhauer Symposien in Reinhardtsdorf … vollständig im Freizeitpark am Fennpfuhl im Rahmen einer mehrmonatigen (max. 2-jährig.) Ausstellung der Öffentlichkeit vorgestellt ...“ werden sollten (Landesarchiv Berlin, C Rep. 735, Nr. 221, unpag.). Als Hauptstandort für die Plastiken war der Bereich zwischen Sporthalle und der ehemaligen Gaststätte „Seeterrasse“, also der Bereich westlich des Fennpfuhlsees, vorgesehen. Im Januar 1988 sind die Fundamente für die Plastiken im Fennpfuhlpark errichtet worden, am 24. März 1988 fand die Abnahme der hier zunächst temporär aufgestellten Plastiken statt (Landesarchiv Berlin, C Rep. 735, Nr. 64, unpag.). Zu diesem Zeitpunkt war vorgesehen, dass die Plastiken später ihre endgültigen Standorte an markanten Plätzen in Berlin erhalten sollten. In dem Magistratsbeschluss 570/88 vom 2. Dezember 1988 wurde jedoch „der Park am Anton-Saefkow-Platz als endgültiger Standort für die zum 2. Internationalen Bildhauersymposium 1987 entstandenen Plastiken bestätigt.“ (a.a.O.). Seit Februar 1989 unterstehen die Plastiken dem Stadtbezirksgartenamt Berlin-Lichtenberg (Landesarchiv Berlin, C Rep. 735, Nr. 357, unpag.). Von den 14 Plastiken, die im Rahmen des Symposiums geschaffen wurden, befinden sich aktuell 11 Skulpturen im Fennpfuhlpark. Die einzige weibliche Teilnehmerin an dem Symposium war die finnische Bildhauerin Anu Matilainen. In einem Bericht in der Berliner Zeitung war ihr Symposiums-Beitrag interpretiert worden als ein „mit eingeritzten Symbolen überzogene(r) Steinwürfel, auf dessen ‚Dach‘ eine Taube sichtbar wird - Symbol der Großstadt und des Friedens gleichermaßen.“ (Pretzsch, Lutz: Thema: Die Poesie der Großstadt. Das 2. Internationale Bildhauersymposium Berlin, in: Berliner Zeitung, 43. Jg., 26.09.1987, S. 10). Möglicherweise war eine solche Ausarbeitung geplant, an den fertigen Steinblöcken ist keine Taube auf den Oberseiten vorhanden. Die „Poesie der Großstadt“ steht seit März 1988 an diesem Standort. Für die beiden Plastiken waren für die Aufstellung sehr genaue Vorgaben gemacht worden: „Die beiden Blöcke stehen im 45° Winkel zu einander. Abstand östliche Kante linker Block zu westlicher Kante rechter Block beträgt 2 Meter.“ (Landesarchiv Berlin, C Rep, 735, Nr. 64, unpag.). Die Aufstellung ist in dem beschriebenen Verhältnis zueinander erfolgt, allerdings beträgt der Abstand zwischen den beiden Blöcken ca. 2,50 Meter (Nicola Vösgen).
Maße
Sockel westHöhe0.3 m
Sockel ostHöhe0.3 m
Figur westHöhe1.12 m
Figur westBreite1.2 m
Figur westTiefe1.1 m
Figur ostHöhe1.12 m
Figur ostBreite1.1 m
Figur ostTiefe1.15 m
Verwendete Materialien
FigurenSandstein, Reinhardtsdorfer Sandstein
SockelZement
Technik
Figurenbehauen
Sockelgegossen
Inschriften
Bezeichnung (gemeißelt)
am westlichen Stein, südliche Seite unten rechts
A. 87
Bezeichnung (gemeißelt)
am östlichen Stein, nordöstliche Seite, unten rechts
A. 87
Plakette (appliziert)
am östlichen Stein, südöstliche Seite unten links
POESIE DER GROSSSTADT / Anu Matilainen - Finnland / Sandstein 1987
ZustandZeitpunkt
bemoost2019
biogener Bewuchs2019
beschmiert2019
Vollständigkeit
vollständig

  Nachweise

  • Brösicke-Istok, Sylvia: Plastiken, Denkmäler und Brunnen im Bezirk Lichtenberg, Berlin, 1993, S. 10.
  • Goder, Ernst: Plastiken, Denkmäler, Brunnen in Berlin: Gesamtverzeichnis, Katalog, Berlin, 1993, S. 27.
  • Endlich, Stefanie: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin, 1990, S. 254.

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