L’Homme

L’Homme

Mann mit drei Beinen
Foto: Jürgen Tomisch, 2018, CC-BY-4.0

Die stark abstrahierte Figur eines unbekleideten Mannes steht auf einer fünfeckigen Metallplatte, die auf einem größeren, rechteckigen Kunststeinfundament aufsitzt. Auf der Platte befindet sich die Künstlersignatur. Die Plastik zeigt eine männliche Figur, die mit ausgebreiteten Armen auf drei Beinen balanciert. Die Gestik greift aus, umschließt quasi den Raum. Ipousteguy stellt den Mann nackt, augenlos, seinen Körper surrealistisch deformiert, verletzt dar. Die Verletzlichkeit scheint das dritte Bein austarieren zu suchen. Ipoustéguy gibt hierfür eine eigene Interprtation: „Für mich gilt: hat man drei Punkte im Raum fixiert, ist das Problem des Raumes gestellt, und dementsprechend auch das der Skulptur, die ein sphärischer Gegenstand ist, im Gegensatz zur Malerei oder zum Film. Diese drei Punkte habe ich immer in meinen Skulpturen betont. (…) Als ich von Griechenland zurückkam, habe ich Figuren mit drei Beinen geschaffen, denn die sind für mich die Haltepunkte, die notwendig sind für die Stabilisierung im Raum. (…) Außerdem läßt es sich vielleicht metaphysisch deuten. (…)” (vgl: Website: Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin: https://www.mdc-berlin.de/de/wissenschaft-und-kunst; abgerufen 12/2018). Eine metaphysische Deutung für das „dritte Bein“ lieferte Bernd Krimmel: „Man hat viel über das dritte Bein des Homme [1963] gerätselt. Es ist der ‚Hinkefuß des Menschen, der ihn von Gott unterscheidet (…) Fortschritt aber ist der Versuch des Menschen, sein ‚ Hinkebein‘ zu überwinden“ (s.: Krimmel, Bernd: Ipoustéguy, Kunstpreis der Stadt Darmstadt 1968. Kunsthalle Darmstadt, 11. Okt.-23. Nov. 1969. (Ausstellungskatalog) 1969, S.8-9 und Wilhelmi, Christoph: Handbuch der Symbole in der bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts, 1980, S. 85) (Jürgen Tomisch).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Ipoustéguy, JeanBildhauer_In1963
Datierungshinweise
Aufstellung 2000
Objektgeschichte
Die Bronzeplastik „L’Homme“ hatte Jean Ipoustéguy bereits 1963 geschaffen. 2000 kam ein Bronzeguss auf dem Biomedizinischen Forschungscampus Berlin-Buch im Skulpturenpark des Max-Delbrück-Centrums zur Aufstellung. Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) wurde 1992 gegründet. Das MDC ist hervorgegangen aus drei Zentralinstituten für Molekularbiologie, Krebsforschung sowie Herz- und Kreislaufforschung der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin-Buch. Nach der Gründung des MDC wurden Werke der bildenden Kunst mehr und mehr zu gestaltenden Elementen in Gebäuden und auf dem Campus (vgl. Bielka, Heinz: Siedlungs- und Kulturgeschichte von Berlin-Buch. Berlin 2010). „Der Skulpturenpark des MDC wurde 2000 eingeweiht. Die Exponate erwarb das MDC aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie. Sie sind auf dem Campus Berlin-Buch sowie in verschiedenen Gebäuden des MDC und des Campus ausgestellt. Die Auswahl der Kunstwerke für den Skulpturenpark trafen Vertreterinnen und Vertreter des Museumspädagogischen Dienstes Berlin, des Künstlerhofs Buch, der Akademie der Künste, der Stiftung Berlinische Galerie, der Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur sowie des MD.“ (s.: Homepage MDC: https://www.mdc-berlin.de/de/wissenschaft-und-kunst; abgerufen 12/2018). Die Skulpturen liegen eingebettet in eine Parklandschaft. Von der Plastik L’ Homme sind sechs Güsse bekannt (Jürgen Tomisch).
Maße
PlastikHöhe1.98 m
Breite1.97 m
Tiefe0.75 m
PlintheHöhe0.11 m
Verwendete Materialien
PlastikBronze
Technik
Plastikgegossen
Inschriften
Bezeichnung (gegossen)
auf der Plinthe
IPOUSTÉGUY
Plakette (appliziert, verschraubt)
auf dem Unterbau
JAN IPOUSTÉGUY / L'HOMME / 1963, BRONZE / ERWORBEN AUS MITTELN DER / STIFTUNG DEUTSCHE KLASSENLOTTERIE BERLIN / SKULPTURENPARK MDC
ZustandZeitpunkt
gesamtgut2018
Vollständigkeit
vollständig

  Nachweise

  • Geschichte der Medizinisch-Biologischen-Institute Berlin-Buch, Berlin, 2002, S. 157.
  • Wissenschaft und Kunst auf dem Campus Berlin-Buch, Berlin, 2000, S. Titelbild.
  • Bielka, Heinz: Begegnungen mit Geschichte und Kunst auf dem biomedizinischen Campus Berlin-Buch, Berlin, 2008, S. Nr. 4.
  • Krimmel, Elisabeth: Rätsel Wirklichkeit : figürl. Plastik d. Gegenwart, Darmstadt, 1987, S. 20. Nr. 21
  • Gaudibert, Pierre.: Ipoustéguy /, Paris, c1989., S. 25.
  • Ipoustéguy, Jean, 1920-2006.: Ipoustéguy, parlons-- /, c1993., S. 70. Nr. 12
  • Lipp, Michael: Jean Ipoustéguy : das plastische Werk 1940 - 1992, 1992, S. 77-82, 421, 721. mit weiteren Quellenangaben
  • Baumgart, Fritz: Geschichte der abendländischen Plastik von den Anfängen bis zur Gegenwart, Köln, 1966, S. 316.
  • Ipousteguy : Nationalgalerie Berlin, Staatl. Museen Preuss. Kulturbesitz, 16. Juni - 18. Aug. 1970, Berlin, 1970, S. 8-9. Nr. 25
  • Ipoustéguy, Jean: Ipoustéguy, Berlin, S. 79-83, 182-183, 270-271. Staatliche Kunsthalle Berlin, 1979

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