Kriegerdenkmal für die Gefallenen 1866 und 1870/1871

Kriegerdenkmal für die Gefallenen 1866 und 1870/1871

Foto: Nicola Vösgen, 2019, CC-BY-4.0

Auf dem ehemaligen Friedrichgelder Dorfanger in der Alfred-Kowalke-Straße (hieß von 1900 bis 1976 Wilhelmstraße), westlich der Kirche der Paul-Gerhard-Gemeinde erhebt sich das Kriegerdenkmal für die Gefallenen der Kriege 1866 und 1870/1871. Ein hochrechteckiger Sockel über profilierter Basis im attischen Stil trägt eine Rundsäule, die in einer mehrstufigen Deckplatte endet. Am Sockel befinden sich an allen vier Seiten vertieft angelegte, von Profilen gerahmte Inschriftenfelder. Die Inschrift der Ostseite beginnt unterhalb eines Eisernen Kreuzes (Nicola Vösgen).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
ThiéBeteiligte_r1876-1991
Fa. SchulzBildhauer_In der Kopie
Datierungshinweise
Kopie von 1991
Objektgeschichte
Im Bereich des Denkmals befand sich zwischen etwa 1250 und 1880 der Dorfkirchhof Friedrichsfelde. Der Friedrichsfelder Hauptlehrer und Küster Johann Christoph Zemlin hatte eine Sammlung zur Errichtung eines Denkmals für die acht gefallenen Bauernsöhne aus Friedrichsfelde initiiert, das am 18. Oktober 1876 eingeweiht wurde. Auf der Ostseite des Denkmals war bereits zuvor, am 18. Oktober 1874 eine Friedenseiche gepflanzt worden, zur Denkmalseinweihung 1876 kam eine Kaiser-Eiche auf der Westseite hinzu. Der Ortschronist Carl Brecht beschreibt das Ehrenmal folgendermaßen: „Dasselbe ist 17 Fuß hoch, aus weißem Marmor von dem Bildhauer Thié in Fürstenwalde gefertigt und besteht aus einem viereckigen Sockel, auf dem sich eine von einem schwarzen Adler gekrönte Säule erhebt.“ (Brecht, Carl: Friedrichfelde bei Berlin, in: Der Bär, illustrierte Wochenschrift für vaterländische Geschichte ,3. Jg., 1877, Nr. 15, 01.08.1877, S. 145). Von Thié aus Fürstenwalde stammte auch das Kriegerdenkmal in Friedrichshagen von 1879, das aus einer vergleichbaren adlerbekrönten Säule besteht. Die Säule war im 19. Jahrhundert zunächst an anderer Stelle aufgestellt. Laut der Beschreibung von Brecht befand sich die heute auf der Ostseite befindliche Inschrift (Friedrichsfelde seinen in den Jahren …) auf der „Vorder-(Süd-)Seite des Sockels“ usw. für die anderen drei Seiten (Brecht, Carl, a.a.O). Ein um 1880 entstandenes Gemälde zeigt, dass die Preußensäule ursprünglich südlich der alten, 1891 abgerissenen Kirche, stand. Laut einem historischen Foto befand sie sich seit spätesten 1908 an der heutigen Stelle. Bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg war die Gedenkanlage gut gepflegt. Der Karlshorster Lokalanzeiger wusste 1938 zu berichten, dass in der alten Parkanlage in der Wilhelmstraße: „Einen bevorzugten Platz … die Erinnerungssäule aus den Kriegen 1866 und 1870/71 erhalten (hat). Sie ragt aus stillem Buschwerk auf und ist von prachtvollen Alpenrosen umgeben ...“ ("Neue Parkanlage hinter Friedrichsfelder Kirche" (o.V.), in: Karlshorster Lokalanzeiger, Nr. 136, 14.6.1938). Im Zweiten Weltkrieg wurde der bekrönende Adler, der vermutlich aus bronziertem Zinkguss gefertigt war, eingeschmolzen (oder zerstört) und die Säule stark beschädigt. In der Sowjetisch besetzten Zone (SBZ) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurde die Preußensäule aus ideologischen Gründen jahrzehntelang stark vernachlässig und wurde dem Verfall preisgegeben. Seit Mai 1989 engagierte sich eine Lichtenberger Bürgerinitiative für die Rekonstruktion der bereits stark verwitterten Säule. Der Abbau der historischen Säule erfolgte 1989. Die in Kaulsdorf ansässige Firma „Schulz Naturstein GmbH“ schuf eine Rekonstruktion der Preußensäule nach historischen Vorlagen, die am 19. Oktober 1991 eingeweiht wurde (Becker, Joachim: Preußen-Säule: "Kleine Schwester der Siegessäule steht wieder", in: Berliner Morgenpost, 18.10.1991). Die ungewöhnlich getrennten Inschriften (besonders auf der heutigen Westseite) waren auf der originalen Säule in identischen Zeilentrennungen vorhanden (Nicola Vösgen).
Maße
SockelHöhe1.47 m
SockelBreite1.12 m
SockelTiefe m
SäuleHöhe3.5 m
BasisDurchmesser0.6 m
SchaftDurchmesser0.4 m
Verwendete Materialien
Sandstein
Technik
behauen
zusammengefügt
Inschriften
Inschrift (gemeißelt)
Sockel Ostseite
Friedrichsfelde seinen in / den Jahren / 1866. 1870 und 1871 / gefallenen Söhnen
Inschrift (gemeißelt)
Sockel Südseite
1870 u. 1871 / Wilhelm Budach / Bn. Füs. Regt. No.35 gef. bei. Mars / la Tour am 16. Aug. / August Salzmann / Bn. Füs. Reg. No.35 verw. bei Mars la / Tour am 16. Aug. gest. d. 30. Sept. / Wilhelm Porth / 60. Inf. Regt. gef. bei Gravelotte / am 18. Aug. / A. Carl Müller / 60. Inf. Regt. verw. b Gravelotte / am 18. Aug. gest. d. 26. Aug. / Wilhelm Kietzer / 3. Garde Garnison Regt. / gest. d. / 10. März in Mainz
Inschrift (gemeißelt)
Sockel Westseite
Den Gefallenen zum / Gedächtniss. / Den Lebenden zur / Anerkennung. / Den künftigen Geschlech / tern zur Nacheiferung.
Inschrift (gemeißelt)
Sockel Nordseite
1866. / Carl Lindicke. / 2.Garde Regt. zu Fuss / gef. b. Königsgrätz am 3. Juli / Carl Metzdorf. / Brandg. Füs. Regt. No. 35 verw. b. / Königsgrätz gest. 11. Aug. / Wilhelm Ballwei. / Musketier der 6.Comp. / Brandg. Inf. Regt. No. 35 / gest. 6. Aug.
ZustandZeitpunkt
alt geflickt2019
biogener Bewuchs2019
veralgt2019
bemoost2019
Vollständigkeit
unvollständigAdlerfigur fehlt

  Nachweise

  • Goder, Ernst: Plastiken, Denkmäler, Brunnen in Berlin: Gesamtverzeichnis, Katalog, Berlin, 1993, S. 26. Datierung mit "um 1850" unsinnig
  • Mende, Hans-Jürgen: Lexikon Berliner Begräbnisstätten, Berlin, 2018, S. 927.
  • Endlich, Stefanie: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin, 1990, S. 253.
  • Weinland, Martina: Kriegerdenkmäler in Berlin 1870 bis 1930, Frankfurt am Main, 1990, S. 145.
  • Brösicke-Istok, Sylvia: Plastiken, Denkmäler und Brunnen im Bezirk Lichtenberg, Berlin, 1993, S. 7.
  • Schmiedecke, Ralf: Berlin-Lichtenberg im Wandel der Zeit, Erfurt, 2008, S. 73.

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