Königskolonnaden

Königskolonnaden

Foto: Susanne Kähler, 2008, CC-BY-4.0

Es handelt sich bei dem Denkmal um ein Architekturdenkmal, bestehend aus zwei gegenüberliegenden, antithetisch gebildeten Hallen. Die beiden 52 Meter langen, mit Aufsätzen 12 Meter hohen und 7 Meter tiefen Hallen zeigen den gleichen Aufbau, bestehend aus je drei pavillionartigen Risaliten mit hohen Aufsätzen in Gestalt von Kandelabern bei den Eckrisaliten und auf mehrfach gestuften Sockeln stehenden Fahnenträgern bei den beiden Mittlrisaliten und den die Risalite verbindenden Säulenstellungen zu den Schmalseiten und zur inneren Längsseite. Die Rückwände zeigen eine Gliederung durch Wandvorlagen und Rundbögen. Die Attikabrüstungen sind mit Puttengruppen geschmückt, deren Attribute auf Handel und Gewerbe verweisen. Besonderer Schmuck der Innenfassaden der Mittelrisalite sind je Kolonnade zwei zwischen die gekuppelten Säulen gestellte vollplastische Figuren. Die Figuren stellen allegorisch ebenfalls Handel und Gewerbe dar. Die beiden männlichen Figuren sind als Merkur und Neptun zu identifizieren, wobei beide für den Handel stehen, der eine den Handel zu Lande und der andere den Handel zu Wasser. Die beiden weiblichen Allegorien lassen sich nicht so leicht benennen. Die eine der Figuren gilt als Pomona, Göttin der Früchte. Die andere weibliche Gewandfigur trägt das Attribut des Merkur, das Kerikeion („Schlangenstab“), ist also in erster Linie auch eine Allegorie des Handels, vielleicht hier – wegen der auch Äskulap und Hygiea zugehörigen Schlangen – der Handel mit Spezereien und Drogen. Die Architektur und die Figuren sind aus Sandstein („Seeberger Sandstein“) gearbeitet. Die Dachflächen sind mit Kupferblech gedeckt. An der nördlichen Kolonnade und zwar am östlichen Sockel der doppelt gekuppelten Säulen im Bereich des Trottoirs, ist eine Bronzetafel mit erklärendem Text zu den Kolonnaden angebracht (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Gontard, Karl Philipp Christian vonArchitekt_In1777-1780
Boumann, JohannArchitekt_In
Stahn, OttoArchitekt_In
Architekt der Wiedererrichtung 1910
Schulze, Johann WilhelmBildhauer_In
Bettkober, HeinrichBildhauer_In
Meyer, Friedrich Elias der JüngereBildhauer_In
Meyer, Friedrich Elias der ÄltereBildhauer_In
Meyer, Wilhelm Christian d. Ä.Bildhauer_In
Datierungshinweise
im 19. Jahrhundert Abbruch der hinterfangenden Kaufmannsläden (Boutiquen). 1910 die Kolonnaden transloziert und neu arrangiert. Figurenschmuck im 20. Jahrhundert durch Kopien ersetzt.
Objektgeschichte
1777-1780 ließ König Friedrich II. in Preußen durch Gontard vor der „Königsbrücke“, jener im Verlauf der Königsstraße (heute: Rathausstraße) zum späteren Alexanderplatz hin errichteten Brücke zwei gegenüberliegende Säulenhallen errichten, die im hinten angefügten (und heute nicht mehr erhaltenen) Bereich Kaufmannsläden (Boutiquen) bargen. Als besonderen Schmuck erhielten die Königskolonnaden einen reichen Attikaschmuck, figürlich verzierte Kandelaberaufsätze auf den pavillonartigen Eckrisaliten und vier freiplastische Skulpturen („Pomona“, „weibliche Allegorie des Handels mit dem Attribut des Merkur“, „Neptun als Allegorie des Handels auf dem Wasserwege“, „Merkur als Allegorie des Handels auf dem Landwege) für die vier Nischen der Mittelrisalit-Fassaden. Die Ausführung der Figuren und der bildhauerisch gestalteten Bauglieder lag in den Händen der Kgl. Bildhauerwerkstätten. Die Modelle schufen Christian Wilhelm Meyer d. Ä. und Johann Wilhelm Schultze. 1875 wurden die Königskolonnaden, wie auch die restliche Brückenarchitektur, abgebrochen. Der Königsgraben wurde verfüllt. 1910/1911 wurden die Königskolonnaden ohne die Ladenanbauten in den neu gestalteten Heinrich-von-Kleist-Park (ehemaliger Botanischer Garten, der als Institution nach Dahlem verlegt wurde) umgesetzt. Hier setzte sie der Architekt Otto Stahn, durchaus nicht ohne kritische Reaktionen der Zeitgenossen, wie etwa vom Bildhauer Walter Schott, als rein dekorative Flankenbauten des Eingangsbereiches ein. Sie leiten den Blick des Eintretenden direkt über den Park hin zum 1909-1913 errichteten Kammergerichtsgebäude. Nach Kriegsbeschädigung wurden die Kolonnaden vermutlich im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Kleistparkes durch Otto B. Pniower 1945 gesichert. Eine Sanierung ist für 1952 nach zu weisen, ebenso für 1955-1958, wobei die Skulpturen sich 1958 nach Fotos zu urteilen noch in einem sanierungsbedürftigen Zustand befanden. 1958 wurden vermutlich die ersten Attikagruppen durch Kopien ersetzt. Die anderen Kopien nach Attikafiguren und Reliefs folgten dann zu Beginn der 1980er Jahre. Die vier vollplastischen Standbilder wurden in das um 1980/1981 eingerichtete Lapidarium (Pumpwerk) am Landwehrkanal in Kreuzberg gebracht, die Puttengruppen der Attika (mit Silikonergänzungen u. dgl.) in das Depot der Denkmalpflege im Sockel des Denkmals für die Befreiungskriege auf dem Kreuzberg. Eine erneute Sanierung der Königskolonnaden erfolgte ab 2005. Die Wiederherstellung der direkten Parkumgebung der Kolonnaden war im Juni 2008 noch nicht abgeschlossen. Eine Rückführung der Königskolonnaden an ihren historischen Entstehungsort ist im Zusammenhang mit der von widerstreitenden Positionen dominierten Wiedergewinnung der Berliner Altstadt am Ende der 2010er Jahre immer wieder kontrovers diskutiert worden (Jörg Kuhn).
Maße
HallenHöhe12 m
Tiefe7 m
Länge52 m
Verwendete Materialien
ArchitekturSandstein, Seehauser
DachdeckungKupferblech
Technik
Architekturaufeinander gefügt
Skulpturbehauen
Dachverblechunggeschnitten
gefalzt
ZustandZeitpunkt
gesamtbeschmiert2008
Ausflickungen, zahlreich2008
Vollständigkeit
zum Großteil ersetztRestaurierungen: 1910/11, 1952, 1955-58, 1980er 2005-2008

  Nachweise

  • Endlich, Stefanie: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin, 1990, S. 99.
  • Badstübner-Gröger, Sibylle: Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Berlin, München, 2000.
  • Börsch-Supan, Eva: Kunstführer Berlin, Stuttgart, 1991.
  • Borrmann, Richard: Die Bau- und Kunstdenkmäler von Berlin : Im Auftr. d. Magistr. d. Stadt Berlin, Berlin, 1893.
  • Glabau, Leonie: Gartendenkmale in Berlin : Nachkriegszeit bis Ende der Sechziger Jahre, Petersberg, Kr Fulda, 2018, S. 91-95.

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