Hirschtor mit Hirschfiguren

Hirschtor mit Hirschfiguren

Foto: Susanne Kähler, 2005, CC-BY-4.0

Die antikisierende Torarchitektur wird durch zwei hohe, kubisch wirkende breite Pfeiler zu Seiten der Durchfahrt dominiert. In den Metopen der Gebälkstücke der Pfeiler waren früher 16 Hundekopfmasken in Zinkguss angebracht. Auf den Torpfeilern ruhen liegende Hirsche mit mächtigen Geweihen (Jörg Kuhn).

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Persius, Ludwig (Architekt:in)
1842-1918

Rauch, Christian Daniel (Künstler:in)
Modelle zu den Hirschfiguren

Datierungs­hinweise

Modelle zu d. Hirschfiguren 1822-1826; die Hirschfiguren nach 1918 aufgestellt

Objekt­geschichte

Das früher gelegentlich als „Wassertor“ bezeichnete Hirschtor entstand von 1841 bis zum September 1842 nach Entwürfen von Ludwig Persius. Die antikisierende Torarchitektur wird durch zwei hohe, kubisch wirkende breite Pfeiler zu Seiten der Durchfahrt dominiert. In den Metopen der Gebälkstücke der Pfeiler waren früher 16 Hundekopfmasken in Zinkguss angebracht (vgl. Kat. Glienicke, 1987, S. 72 und S. 370, Nr. 138). Persius hatte bei seinem ersten Torentwurf noch keine Tierplastiken vorgesehen. Es muß jedoch schon bald zu einer Planungsergänzung gekommen sein. 1842 werden von der Zinkguss-Firma Moritz Geiss zwei stehende Hirschfiguren an den Prinzen Carl von Preußen in Glienicke geliefert. Es dürfte sich um die vergoldeten Hirschfiguren handeln, die im gleichen Jahr auf den Torpfeilern aufgestellt wurden. 1868 waren diese Plastiken offenbar in einem angegriffenen Zustande, denn sie wurden im Mai des Jahres durch zwei liegende Hirsche ersetzt, die um 1845 in der Gießerei Kahle nach Rauchs Modellen in Zink gegossen und vergoldet worden waren. Rauch hatte 1822-1823 erstmals zwei Modelle zu liegenden Hirschen geschaffen, die zuerst 1826 im Jagdpark von Schloss Neustrelitz in Bronze Aufstellung fanden. 1843-1844 hatte Rauch die beiden Modelle von 1822-1823 überarbeitet und die Kopfhaltung durch eine tiergerechtere Wendung gegenüber der starren zum Betrachter gewendeten Frontalhaltung abgeändert (Bronzeabgüsse entstanden für das Nordtor des Wildparks Potsdam; hier standen sie bis 1945 und befinden sich heute in Wünsdorf). Die am 24.5.1868 am Hirschtor aufgestellten Zinkgüsse der liegenden Hirsche der Firma Kahle waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts offenbar so ruinös, dass sie nach dem Ersten Weltkrieg durch zwei Bronzegüsse nach Rauchs Modellen ersetzt worden sind. Diese Bronzeplastiken hatten bis 1861 das Haupttor des Schlosses Klein-Glienicke an der Königstraße geschmückt und waren dort von den Kißschen Greifenfiguren verdrängt worden (vgl. Ausst.-Kat. Schloss Glienicke, 1987, S. 162, Abb. 97 sowie S. 163 Abb. 98 – kleine Vedute links unten; die „liegenden Hirsche“ von Rauch hatten bereits die beiden „stehenden Löwen“ verdrängt, die vom Haupttor zur „Löwenfontäne“ vor das Schloss umgezogen wurden, vgl. Ausst.-Kat. Schloss Glienicke, 1987, S. 389, Kat.-Nr. 221). Seit den 1860er Jahren schmückten die ‚liegenden Hirsche’ die Einfahrt zum Jagdschloss Glienicke (vgl. Ausst.-Kat. „Das gantze Eyland muss ein Paradies werden“, 1987, S. 86). Dort wurden sie 1892 entbehrlich und gelangten schließlich nach 1918 zum Hirschtor nahe des Ufers des Wannsees (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).

Verwendete Materialien

Bronze (Hirsche) (Materialarchiv)
Sandstein (Bauglieder) (Materialarchiv)
Klinker (Tor) (Materialarchiv)
Schmiedeeisen (Gittertür)

Technik

gegossen (Hirsche)
behauen (Bauglieder)
verputzt (Mauern)
geschmiedet (Gitter)

Zustand

verschmutzt (gesamt, 2005)
korrodiert (Bronzefiguren, 2005)
verloren (Hundeköpfe, 2005)

Vollständigkeit

unvollständig, 16 Hundekopfreliefs seit etwa 1945 verschollen


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