Gedenkmal Maueropfer

Gedenkmal Maueropfer

Foto: Susanne Kähler, 2011, CC-BY-4.0

Innerhalb des Verlaufs des Weges entlang der ehem. Mauer steht, von einer Efeubepflanzung eingefasst, das „Maueropfer-Denkmal“. Auf einem runden, mit einem Edelstahlband konturierten Platz erhebt sich das zweiteilige Monument, bestehend aus einer dunkelgraufarben gefassten Stahlstele in Gestalt eines Segments der Berliner Mauer. Im pultartigen Fußbereich ist eine Inschriftenplatte integriert. Das andere, separat aufgestellte, hinter das „Mauersegment“ herum geführte Stelenelement links davon ist in der Kontur der Raumwirkung des ehem. Todesstreifens gestaltet (Höhe 2,4 x Breite 2,0 Meter). Die Silhouette eines Kindes ist ausgestanzt (Höhe 0,75 Meter). Die ausgestanzte Figur liegt hinter dem Segment, aber durch die durch das Heraustrennen entstandene Öffnung gut erkennbar, auf dem Erdboden. Um die Silhouette herum breit gestreut sind zahlreiche Einschusslöcher. Das Segment trägt unten links eine aufgeschweißte Inschriftentafel mit vertiefter Inschrift (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Skuin, Jan (Künstler:in)
1999

Roehl, Rüdiger (Künstler:in)

Objekt­geschichte

Von Treptow aus versuchten, nach dem Bau der Berliner Mauer im August 1961, immer wieder Bürger der DDR nach Berlin (West) zu fliehen. Die Zahl der bekannten Opfer der von Treptow aus Fliehenden wird mit 15 angegeben. Darunter befinden sich auch zwei Kinder. Der 10jährige Jörg Hartmann (1955-1966) und der 13jährige Lothar Schleusener (1953-1966) aus Friedrichshain „versuchten, am Abend des 14. März 1966 an einer unübersichtlichen Stelle der Laubenkolonie Heidkampgraben die Grenzanlagen zu überwinden. 40 Schüsse wurden auf sie abgegeben. Die DDR-Behörden behaupteten später, ein Junge sei ertrunken und der andere habe sich durch einen Stromschlag tödlich verletzt. Die Angehörigen der Schüler erfuhren erst 1997 in einem Prozess gegen die Schützen die wahre Todesursache. Dabei gab einer der Angeklagten an, unter ‚extremem Befehlsdruck‘ gehandelt, aber ‚absichtlich daneben‘ geschossen zu haben, was aber bei Dauerfeuer unmöglich ist. Das Verfahren war Anlass für die Bezirksverordneten-Versammlung Treptow, den Opfern eine Ausstellung und das Denkmal in der Kiefholzstraße zu widmen. Bei den so genannten Mauerschützenprozessen kamen die Täter, darunter einer der Treptower Todesschützen von 1966, mit milden Strafen davon, manche wurden aus Mangel an Beweisen sogar freigesprochen“ (H. Caspar, 2008, S. 194). „Den Verwandten wurde nach dem Tod des Jungen (Lothar Schleusener, Anm. JK.) von den Behörden mitgeteilt, dass er in Leipzig infolge eines Stromschlags ums Leben gekommen sei. Die Mutter hatte das nie geglaubt, aber aus Angst auch nie Nachforschungen angestellt. Der Junge wurde im engsten Familienkreis auf dem Friedhof in der Friedensstraße in Berlin-Friedrichshain im heutigen Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain beigesetzt. Nach der Wiedervereinigung konnten die Mauerschützen ausfindig gemacht werden. Einer war bereits verstorben, während der andere wegen Totschlags in einem minder schweren Fall zu einer Strafe von 20 Monaten zur Bewährung verurteilt wurde“ (Ergebnis der Internet-Recherche: http://www.goruma.de/Staedte/B/Berlin/DDR_Opfer_und_Regimegegner; Zugriff am 24.1.2011). „Erst im RIAS (Rundfunk im amerikanischen Sektor, Anm. JK) erfuhren seine Lehrerin und die Großmutter, dass an der Grenze zwei Kinder erschossen worden sind. Aber von den Behörden wurde mitgeteilt, dass der Junge (Jörg Hartmann, Anm. JK) am 17. März in Köpenick tot aus einem See geborgen worden sei. Die Großmutter hatte es zeitlebens nicht geglaubt. Der Leichnam des Jungen wurde bereits vor der Benachrichtigung der Angehörigen eingeäschert und auf dem Friedhof Baumschulenweg anonym bestattet. Seine Großmutter erwirkte später eine Umbettung der Urne, außerdem bekam er einen Grabstein. Auf Initiative seiner früheren Lehrerin, die ein Jahr nach dem Tod des Kindes in den Westen geflüchtet war, wurden ihm und anderen an der Grenze Getöteten zu Ehren 1999 das Denkmal an der Kiefholzstraße errichtet“ (Ergebnis der Internet-Recherche: http://www.goruma.de/Staedte/B/Berlin/DDR_Opfer_und_Regimegegner; Zugriff am 24.1.2011). „Das Schicksal von Jörg Hartmann und Lothar Schleusener veranlaßte die Bezirksverordnetenversammlung Treptow auf Antrag der SPD-Fraktion im November 1997 zu dem Beschluß, für die erschossenen Kinder eine Gedenktafel aufstellen zu lassen. Rüdiger Roehl und Jan Skuin bekamen nach einem Wettbewerb den Zuschlag für die Gestaltung des Mahnmals. Neben dem Bezirksamt trugen die beiden Metallkünstler sowie Ursula Mörs (die ehemalige Lehrerin von Jörg Hartmann, Anm. JK) und der Projektentwickler Franz-Josef Glotzbach die Kosten für das Mahnmal“ („Treptow 1990-2000“, 2000, S. 181). „Geschaffen wurde das Erinnerungsmal von den Treptower Metallgestaltern Rüdiger Roehl und Jan Skuin, die wegen versuchter ‚Republikflucht‘ in DDR-Gefängnissen saßen und aus eigenem Erleben schöpfen konnten. Ihr Werk wurde am 9. November 1999, zehn Jahre nach dem Fall der Mauer, eingeweiht“ (H. Caspar, 2008, S. 192-193). „Die Stahl-Skulptur wurde im Auftrag des Bezirksamtes Treptow von Jan Skuin und Rüdiger Roehl geschaffen und am 10. Jahrestag der Berliner Maueröffnung am 9.11.1999 aufgestellt. (…) Das Mahnmal Maueropfer entstand maßgeblich auf Initiative einer Lehrerin des Schülers Hartmann“ (Mende, Wernicke, 2009, S. 393) (Susanne Kähler, Jörg Kuhn).

Maße

(Mauerstele)
Höhe
(Mauerstele)
Breite

38 m

12 m

Verwendete Materialien

Stahl (Materialarchiv) , grau gefasst
Edelstahl (Materialarchiv)
Naturmaterial, Bepflanzung
Kiesel, Feinkies

Inschriften

Inschrift (gegossen)
am Objekt
»IN TREPTOW STARBEN FÜNFZEHN / MENSCHEN AN DER BERLINER MAUER. / UNTER DEN TOTEN WAREN 2 KINDER. / JÖRG HARTMANN, 10 JAHRE ALT UND / LOTHAR SCHLEUSENER, 13 JAHRE ALT, / ERSCHOSSEN AM 14.3.1966«

Bezeichnung (Stahltafel aufgeschweißt)
am Objekt
»J. SKUIN / R. ROEHL / 1999«

Zustand

beschmiert (2011)
Abplatzungen (Fassung, 2011), an den Kanten

Vollständigkeit

vollständig


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