Flora mit Putto

Flora mit Putto

Flora, Pomona
Foto: Susanne Kähler, 2003, CC-BY-4.0

Auf einem rechteckigen, mehrteiligen Sockel steht auf rechteckiger Plinthe eine üppige Frauenfigur, bekleidet mit einem antikisierenden Gewand im barocken Sinne. Die rechte Brust ist unbedeckt. Das Gewand ist vorne unterhalb der Hüfte zusammengeknotet. Das linke Spielbein ist zurückgesetzt. Als Gürtel und als quer über die Brust geführtes Band trägt die Göttin Blütengewinde. In der linken Hand hält sie einen Grantapfel, auf den sich auch ihr Blick richtet. Entsprechend ist der Kopf zur Seite gewendet. Der rechte Arm ist am Körper entlang nach unten geführt. Die Hand stützt sich auf einem Ast ab. Das antikisierend gestaltete Haar ist über der Stirn mit einer Fruchtapplikation geschmückt. Der Figur dient ein teilweise durch das Gewandt verdeckter Baumstumpf (Feigenbaum?) als Stütze. Am Wurzelwerk des Baumstumpfes und zwischen den Beinen der Göttin sind weitere Früchte (Kürbisse oder Melonen etc.) gelagert. Rechts der Göttin steht ein kleiner, bis auf ein faltenreich um die Hüfte geschlungenes Gewandstück unbekleideter Putto mit dicklich, kindlichem Körper. Seinen rechten Fuß am vorgestellten rechten Bein hat er auf einen Gegenstand (Frucht, Stein?) aufgestellt. Mit dem rechten Arm hält er sein knappes Gewand, der linke Arm ist gerade nach oben ausgestreckt. In der linken Hand hält auch der Putto eine Frucht. Weitere Früchte und Blattwerk sind in sein antikisierend formuliertes Haar kranzartig eingewoben. Die weibliche Figur selbst lässt sich sowohl als Flora als auch als Pomona interpretieren. Die Anwesenheit des Putto dient auch nicht unbedingt zur Klärung dieser Frage, doch passt er thematisch besser zur Flora. Gleichzeitig lässt sich die zweifigurige Gruppe als Jahreszeitenallegorie verstehen, etwa als Sommer oder Herbst, oder aber als Allegorie eines „Erntemonats“. (Susanne Kähler/Jörg Kuhn)

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Unbekannter KünstlerBildhauer_In1771-1796
Becker, FritzBildhauer_In der Kopie
Haacke, HaraldBildhauer_In der Kopie
Starcke, DietrichBildhauer_In der Kopie
Datierungshinweise
Datierung gilt für das Original. Die Kopie entstand 1977
Objektgeschichte
Nachweislich wurde die Flora 1796 im Bereich des Großen Tiergartens auf dem dann nach ihr benannten „Flora-Platz“ (vorher „Flora-Salon“, nach 1740 eingerichtet) aufgestellt, der seit 1906 von der „Reitenden Amazone“ von Louis Tuaillon eingenommen wird. Joseph Peter Lenné (gest. 1866) hat den „Flora-Platz“ in seine Umgestaltungspläne zum Großen Tiergarten mit einbezogen und 1836 einen Entwurf zur Anlage eines Blumenbeets auf dem „Flora-Platz“ geliefert (Wendland, 1993, S. 133, Abb. 84). Die 1847 beschädigte Flora wurde im 19. Jahrhundert restauriert (Wendland, 1993, S. 54). Nach dem Krieg, vermutlich im Zusammenhang mit der Anlage der Entlastungsstraße 1961, wurde die Flora auf einer mit Rasen begrünten Lichtung unweit des alten Standortes in der Nähe zur „Rousseau-Insel“ aufgestellt. Hier stand seit 1881 der 1839 vom Platz vor dem Brandenburger Tor zum Großfürstenplatz umgesetzte, barocke „Herkules Musagetes“, dessen Kopie seit 1987 wieder vor dem Brandenburger Tor steht. Der originale Sockel der Flora befindet sich im stark beschädigten Zustand nach wie vor auf der Lichtung nahe der „Rousseau-Insel“ am alten Standort von um 1961. Das originale Standbild der Flora war in den 1970er Jahren bereits soweit durch Witterungseinflüsse und Vandalismus geschädigt, dass eine Verbringung in das 1980 seit 1978 zur Verfügung stehende Lapidarium am Landwehrkanal notwendig wurde (das ehem. Pumpwerk am Halleschen Ufer 78 in Berlin-Kreuzberg wurde 2009 an privat verkauft, die von der Denkmalpflege u. a. eingebrachten Objekte nicht alle an anderen Orten untergebracht). Eine Abformung der in der Oberfläche bereits stark geschädigten Figur verbot sich aus konservatorischen Gründen. So wurde um 1977 unter Leitung des Bildhauers Harald Haacke von den Bildhauern Fritz Becker und Dietrich Starcke ein Modell nach dem Original geschaffen und eine Sandsteinkopie der Figur samt Sockel danach gearbeitet (Susanne Kähler, Jörg Kuhn).
Verwendete Materialien
gesamtSandstein
StandplatteGranit
Technik
gesamtbehauen
gemeißelt
aufeinander gefügt
ZustandZeitpunkt
verwittert2003
Abplatzungen, Bauch des Putto
Materialausbrüche, Lendentuch
abgebrochen, Zehen beim Putto
Vollständigkeit
vollständigKopie von 1977

  Nachweise

  • Müller-Bohn, Hermann: Die Denkmäler Berlins in Wort und Bild, Berlin, 1905, S. 45.
  • Wendland, Folkwin: Der Große Tiergarten in Berlin, Berlin, 1993, S. 54-55, 127-134, 145, 206, 211, 216-217, 257. Abb. 27, 84, 151 (falsche Datierung der Flora, falscher Kopistenname

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