Die Macht der Strahlen

Die Macht der Strahlen

Der Mensch und die Strahlung, Strahlen der Nacht
Foto: Jürgen Tomisch/Barbara Anna Lutz, 2018, CC-BY-4.0

Die große bronzene Gruppenplastik ist eine raumgreifende Installation. Sie besteht aus zwei überlebensgroßen, weit auseinander stehenden Aktfiguren, Mann und Frau, die in tanzähnlichen Posen verharren. Zwischen ihnen ist ein Strahlennetz gespannt, dessen Strahlen ihre Körper erfassen und sie wie eingefangen erscheinen lassen. Im Zentrum der Strahlensonne befindet sich ein Arrangement aus unterschiedlich großen, farbigen Glas- und Keramikkugeln, von denen die Bronzestrahlen ausgehen. Viele der Glas- und Keramikelemente sind verloren gegangen, wie auch die farbigen Glasröhrchen mit denen die Strahlen einst besetzt waren. Sie hatten den optischen Eindruck der auseinander strebenden Strahlen verstärkt. Die beiden Figuren sind einzeln auf kleinen Postamenten aufgesattelt, die Teil der länglichen Bronzeplinthe sind. Während die Frau normalfigürlich mit glatter Oberfläche modelliert ist, hat der Mann einen betont athletischen, ausgemergelten Körper mit langen Extremitäten. Die Arme der Frau sind schützend zum Kopf gezogen, ein Arm des Mannes baumelt ausladend herab, der andere weist hochgestreckt in Richtung der Frau. Die Plastik steht mit der Plinthe auf einem weißen Betonsockel (Jürgen Tomisch/Barbara Anna Lutz).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Hunzinger, IngeborgBildhauer_In1969
Weber, WolfgangKünstler_In
Datierungshinweise
Entstehung 1969
Objektgeschichte
Die Plastik „Die Macht der Strahlen“ von Ingeborg Hunzinger entstand 1969 zu einer Zeit, als die Künstlerin „Großplastiken für Betriebe gestaltete, in Leuna, Elsterberg, Berlin-Köpenick, mit philosophischen Sujets wie Mensch und Elektronik, die Macht der Strahlen, versklavte und befreite Frauen.“ Im Vordergrund stand die politische Aufforderung an die „Kulturschaffenden“ der DDR, im Rahmen der Proklamierung des Bitterfelder Weges Ende 1950er Jahre in ihrem Schaffen eine enge Verbindung mit der Arbeit der Werktätigen herzustellen. So suchte Hunzinger mit ihrer Arbeit „Die Macht der Strahlen“ für den Köpenicker Großbetrieb VEB Fotochemische Werke auch den direkten Bezug zur Arbeitswelt und zur Produktion. In dem Werk wurden u.a. Röntgenfilme zur Aufnahmen mit Röntgenstrahlen hergestellt, die für die medizinische Röntgendiagnostik gebraucht werden und die „Macht“ der Röntgenstrahlung offenlegen. Neben der Bildhauerin Ingeborg Hunzinger war der Keramiker Wolfgang Weber an der Entstehung der Plastik beteiligt. Er lieferte die runden Glas- und Keramikelemente, die im Zentrum der Bronzestrahlen angebracht sind bzw. waren. Für die Bezeichnung der Plastik kursieren viele falsche Titel, zu denen die Benennungen „Strahlen der Nacht“ oder „Nacht der Strahlen“ gehören. Diese beruhen auf eine Verwechselung des richtigen Titels: „Macht der Strahlen“ – aus Macht wurde Nacht. Die Großplastik befand sich Mitte der 1990er Jahr in einem schlechten Zustand. Sie war nicht standsicher auf dem brüchigen Betonsockel verankert gewesen und umgestürzt worden. Sie wurde restauriert, wobei man allerdings fehlende Kugelelemente nicht wieder ersetzte und ihre Anordnung z.T. verändert wurde. Auch die farbigen Glasröhrchen an den Bronzestrahlen ersetzte man nicht. Jedoch wurde die Plastik auf einen neuen Betonsockel gestellt. Der VEB Fotochemische Werke Köpenick geht auf die 1905 gegründete Vereinigte Glanzfilm-AG zurück. Ein Großteil der Werksanlage entstand 1922–1925. Die Firma wurde 1927 an den amerikanischen Fotokonzern Kodak verkauft, der hier Filme für Schwarzweiß-Fotografie, Röntgenfilme sowie chemische Produkte zur Verarbeitung produzierte. 1956 ging das Unternehmen in den VEB Fotochemische Werke Köpenick über, der die Produktpalette beibehielt. Nach der politischen Wende wurde in den 1990er Jahren die Produktion eingestellt. Der unter Denkmalschutz stehende Werkskomplex wird heute als Wohn- und Gewerbepark genutzt (Jürgen Tomisch/Barbara Anna Lutz).
Maße
FigurenHöhe
FigurenBreite2.64 m
FigurenTiefe2.9 m
SockelHöhe0.5 m
SockelBreite2.99 m
SockelTiefe1.01 m
Verwendete Materialien
FigurengruppeBronze
KugelnGlas
KugelnKeramik
Technik
Figurengruppegegossen
ZustandZeitpunkt
Gesamtgut2018
Vollständigkeit
vollständig

  Nachweise

  • Hunzinger, Ingeborg: Ingeborg Hunzinger, die Bildhauerin, Wuppertal, 2005, S. 101.
  • Goder, Ernst: Plastiken, Denkmäler, Brunnen in Berlin: Gesamtverzeichnis, Katalog, Berlin, 1993, S. 21.
  • Weidner, Klaus: Plastiken, Denkmäler und Brunnen im Bezirk Köpenick, Berlin, 1993, S. 18.

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