Der Mensch fliege

Der Mensch fliege

Foto: Jürgen Tomisch, 2018, CC-BY-4.0

Die Installation ist eine freistehende Reliefwand am ehemaligen Schulzugang, die mit Text- und Abbildungstafeln die Geschichte des Flugwesens thematisiert. Sie besteht aus einer winkelförmigen Betonträgerwand mit quadratischen Aussparungen, auf der Bronzeplat-ten montiert sind. Die Keilform der längeren Betonwand rührt vom Anstieg der heute abgebauten Treppe her, die ehemals zum Schuleingang führte. Die Bronezelemente zeigen neben nahezu vollplastischen Figuren, Inschrift- und Relieftafeln, die die Entwicklung des Fluges von den ersten menschlichen Versu-chen bis zur Raumfahrt aufzeigen. Sie zeigen u. a. Fluggeräte von 1773-1890, das Luftschiff LZ 127, Leonardo des Vinci und eine seiner Flugskizzen, Otto Lilienthal und der erste sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin.
Dort, wo die Betonwand dem früheren Treppenlauf folgend abknickt, ist eine hohe Ecktafel mit dem Text der Ballade „Der Schneider von Ulm“ von Bertholt Brecht angebracht. Am Fußpunkt der Tafel sitzt ein fast vollplastisch in Bronze gegossener Junge mit übergeschlagenen linken Bein auf einer vorkragenden Bronzeplatte. Er hält mit beiden Händen ein aufgeschlagenes Buch und hat den Kopf erhoben, so als ob er die Bilder der Bronzeplatten studieren würde.
Außer der Ecktafel mit dem Jungen gab es ehemals 29 unterschiedliche einzelne Bronzetafeln. Heute fehlen fünf Tafeln sowie bei drei Tafeln sind die Flugzeugmodelle entfernt worden (Jürgen Tomisch).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Schönfelder, BaldurKünstler_In1967-1968
Objektgeschichte
Für die 1967/1968 erbaute 18. Oberschule an der Strauchwiese in Niederschönhausen, später in Polytechnische Oberschule (POS) "Otto Grotewohl" umbenannt, schuf Baldur Schönfelder die freistehende Reliefwand „Der Mensch fliege“. Die Installation kam als architekturgebundenes Werk mit dem Schulbau zur Aufstellung (vgl.: "Unsere Kunst und Architektur auf dem richtigen Weg", in: Neues Deutschland vom 15.10.1969; "Dem neuen Lebensgefühl überzeugend Ausdruck verliehen. Eindrücke von der Ausstellung „Architektur und bildende Kunst“, in: Neue Zeit vom 31.10.1969; "Zentrale Ausstellung „Architektur und bildende Kunst“ (V). Plastik vor neuen Lösungen", in: Berliner Zeitung vom 13.11.1969). Die Reliefgeschmückte Wand wurde auf die Betonwange der Freitreppe gestellt, die zum Haupteingang der Schule führte. Sie wies den Schülern den Weg und vermittelte Wissenschaft und Fortschritt im Flugwesen - passend zum polytechnischen Ansatz der Oberschule. Seit dem Umbau und der Sanierung des Schulgebäudes 2008-2012 hat sich die Lage des Kunstwerks gravierend verändert. Während der Baumaßnahmen wurde die Reliefwand abgebaut, im Auftrag des bezirklichen Hochbauamtes 2013 restauriert und an der gleichen Stelle wiederaufgestellt. Allerdings wurde der Haupteingang auf die Nordseite verlegt und die Freitreppe mit der Betonwange abgebaut, auf der die Reliefwand stand. Zusätzlich entstand ein abgrenzender Grundstückszaun, wodurch die Plastik jetzt außerhalb des Schulgeländes steht und der architekturgebundene und künstlerische Zusammenhang verloren ging. Das Kunstwerk liegt jetzt am öffentlichen Weg zwischen Schule und nahem Sportplatz und ist dem Vandalismus ausgesetzt (Jürgen Tomisch).
Verwendete Materialien
WandBeton
ReliefsBronze
Technik
Wandgegossen
Reliefsgegossen
appliziert
Inschriften
Tafel (gegossen, appliziert)
am Objekt
Bischof, ich kann fliegen. / Sagte der Schneider zum Bischof. / Pass auf, wie ich’s mach’! / Und er stieg mit so ‘nen Dingen / Die aussahn wie Schwingen / Auf das große, große Kirchendach. / Der Bischof ging weiter. / Das sind so lauter Lügen / Der Mensch ist kein Vogel / Es wird nie ein Mensch fliegen / Sagte der Bischof vom Schneider. / Der Schneider ist verschieden / Sagten die Leute dem Bischof. / Es war eine Hatz. / Seine Flügel sind zerspellet / Und er lag zerschellet / Auf dem harten, harten Kirchenplatz. / Die Glocken sollen läuten / Es waren nichts als Lügen / Der Mensch ist kein Vogel / Es wird nie ein Mensch fliegen. / Sagte der Bischof den Leuten. / Bertolt Brecht
ZustandZeitpunkt
gesamtbeschmiert, stark2018
Vollständigkeit
unvollständig5 Reliefs und 3 Flugzeugmodelle fehlen

  Nachweise

  • Endlich, Stefanie: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin, 1990, S. 320-321.
  • Goder, Ernst: Plastiken, Denkmäler, Brunnen in Berlin: Gesamtverzeichnis, Katalog, Berlin, 1993, S. 60.
  • Klother, Eva-Maria: Denkmalplastik nach 1945 bis 1989 in Ost- und Westberlin, 1998, S. 77. (falsche Bildhauerangabe)
  • Architektur und bildende Kunst. Ausstellung zum 20. Jahrestag der DDR, Leipzig, 1969, S. 67, 232.

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