Denkmal für Kurfürst Joachim II

Denkmal für Kurfürst Joachim II

Foto: Susanne Kähler, 2014, CC-BY-4.0

Auf einem zweistufigen Podest, dessen Oberseite mit Mosaikpflasterung versehen ist, erhebt sich der im unteren Bereich ausgreifend geschweifte Sockel aus rötlichbraun geflecktem, poliertem, schwedischem Granit. Im Mittelteil des Sockels sind rechteckige Bronzetafeln mit Stegrand eingetieft. Auf der Front des Sockels ist eine Inschriftentafel eingelassen. Über der Tafel ist ein plastisches Wappen mit heraldischer Rahmung und dem Brandenburgischen Adler angebracht. Auf der linken Sockelseite ist das Relief mit der (keine reale Begebenheit illustrierenden) Darstellung „Luther am Tisch mit Kurfürst Joachim II, Melanchthon, Johannes Agricola und Adeligen im Gespräch“ eingelassen, Auf der rechten Sockelseite ist das Relief mit der Darstellung „Kurfürst Joachim II empfängt von der Hand Matthias von Jagows nach der Wandlung den Kelch und somit das Abendmahl in ‚beiderlei Gestalt‘“. Auf der Sockelrückseite ist das Relief mit der Darstellung „Die Kurfürstin Elisabeth lehrt ihre Söhne Joachim (II) und Johann gegen den Willen ihres Mannes den lutherischen Glauben“. Die Mutter Joachims II. deutet auf Christus am Kreuz und hat ihre rechte Hand auf die Bibel gelegt.
Auf dem Sockel steht auf rechteckiger Plinthe in Schrittstellung die Figur Kurfürst Joachims II. in zeitgenössischer Bekleidung. Der Kopf ist unbedeckt. Die Rechte ruht auf Kreuz und Bibel, die Linke umfasst wehrhaft den Griff des aufgesetzten Schwertes (Jörg Kuhn).

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Encke, Erdmann (Bildhauer:in)
1888-1889

Fa. Lauchhammer (Gießerei)

Datierungs­hinweise

Einweihung am 1.11.1889; 1993 Wappen beschädigt, 1995 Wiederherstellung

Objekt­geschichte

1888 erhielt Encke den Auftrag zum Denkmal. Im April 1889 war das Ausführungsmodell des Standbildes und des Sockelschmucks in Gips vollendet und konnte in die Bildgießerei Lauchhammer zum Guss gesandt werden. Die mit großem Aufwand betriebene, mit Reden von Prinz Leopold von Preußen und Bürgermeister Friedrich Koeltze begleitete Einweihung fand am 1. November 1889 statt. Das Denkmal entging aufgrund des bestätigten Kunstwertes 1942 der Einschmelzung als Materialreserve. Das stählerne Umfassungsgitter ging jedoch verloren. Als im Februar 1993 jugendliche Randalierer beim Beklettern des Denkmals das Wappen aus dem Granit brachen und das Bronzeteil beim Sturz auf das Pflaster beschädigt wurde (es brach ein Teil des Eichenlaubs ab), folgte ein langer Streit zwischen Kirchengemeinde und Bezirksverwaltung wegen der zwingend erforderlichen Reparatur. Die Kirche war der Meinung, dass das Denkmal allen Spandauer Bürgern gehöre, da auch die Bürger Spandaus das Denkmal in den 1880er Jahren initiiert hätten und folgerte daraus, dass der Bezirk die Kosten für eine Wiederherstellung zu tragen habe. Der Bezirk vertrat die Meinung, dass das Denkmal auf kirchlichem Grund stünde und daher in der Obhut der Kirchengemeinde sich befände, die somit auch die Trägerin der Wiederherstellungskosten in veranschlagter Höhe von 35.000 Mark sei. Im Februar 1994 tobte dieser Streit noch unvermindert fort, nun noch ergänzt um die Forderung nach Rekonstruktion des ursprünglich vorhandenen und später demontierten Einfassungsgitters. 1995 erfolgte die Wiederherstellung, jedoch ohne die Gitterekonstruktion (Jörg Kuhn).

Verwendete Materialien

Bronze (Bildwerke) (Materialarchiv)
Granit (Sockel) (Materialarchiv) , aus Schweden
Klinker (Kern) (Materialarchiv)
Naturstein (Pflaster)

Inschriften

Tafel (gegossen)
am Sockel vorne
»DEM KURFUERSTEN V. BRANDENBURG / JOACHIM II / AM 350. GEDENKTAGE DES / AM I. NOVEMBER 1539 IN DER / ST. NICOLAI=KIRCHE ZU SPAN= / DAU GESCHEHENEN FEIERLICHEN / UEBERTRITTS DIESES FUER= / STEN ZUM EVANGEL. GLAUBEN / ERRICHTET 1889.«

Bezeichnung (gegossen)
an der Plinthenkante links
»Erdm. Encke fec. 89«

Bezeichnung (gegossen)
an der Plinthenkante rechts hinten
»Geg. Lauchhammer«

Zustand

verschmutzt (gesamt, 2014)
korrodiert (2014), Bronze gefährdet
alt geflickt (Sockel, 2014), Vierungen, Einschusslöcher, Steinersatzmasse
verloren (Gitter, 2014)
ergänzt (Wappen, 2014), nach Beschädigung 1993

Vollständigkeit

unvollständig, Gitter fehlt seit etwa 1942


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