Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus

Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus

Foto: Susanne Kähler, 2005, CC-BY-4.0

Am Rande einer gepflasterten Fläche an der nordöstlichen Ecke des Steinplatzes steht das den Opfern des Nationalsozialismus gewidmete Denkmal. Ähnlich wie bei dem an der gegenüberliegenden Ecke stehenden Denkmal für die Opfer des Stalinismus wurde zum Bürgersteig hin eine Begrenzung mit einem flachen rechteckigen Pflanzgefäß aus Waschbeton geschaffen. Das sich nach oben hin abgetreppt verjüngende Monument besteht aus aufeinander geschichteten Steinquadern. In der oberen Hälfte befindet sich ein appliziertes Zeichen („Winkel“, Zeichen, das die Häftlinge der Konzentrationslager tragen mussten), ein Dreieck mit den leicht stilisierten und dadurch wie Flammen wirkenden Buchstaben K und Z)
(Susanne Kähler).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
UnbekanntKünstler_In1953
Datierungshinweise
Einweihung am 9.11.1953
Objektgeschichte
Heute nicht mehr vorhanden sind die applizierten Bronzeembleme des unteren Denkmalteils und eine sich ebenfalls ehemals im unteren Bereich des Denkmals befindliche Bronzetafel (laut Abb. in Damus/Rogge, 1979, S. 251): links: Emblem des „Bundes der Verfolgten des Naziregimes“; Mitte: Kranz; rechts: rechteckige Bronzetafel mit erhabener Inschrift: "Errichtet / aus Steinen / der durch Rassenwahn / verwüsteten / Synagoge / Fasanenstraße". Die Synagoge in der Fasanenstraße 79-80, deren Steine laut Inschrift bei dem Denkmal verwendet worden sind, war zwischen 1910 und 1912 errichtet worden. Der Entwurf des Gebäudes mit drei Kuppeln stammte von dem Architekten Ehrenfried Hessel und wurde unter der Leitung des Gemeindebaumeisters Johann Höniger errichtet. Nach dem Brand und der Verwüstung der Synagoge 1938 wurde das Gebäude 1939 von der deutschen Reichspost vereinnahmt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört, noch bis 1958 dauerten die Abräumarbeiten der Ruine, danach wurde an dieser Stelle ein Neubau errichtet. Das Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus am Steinplatz wurde als erstes Berliner Denkmal für die ermordeten Juden am 9.11.1953 in einer Feierstunde zum Gedenken der „Reichskristallnacht“ von 1938 eingeweiht. Initiator war allerdings nicht die Stadt, sondern die Betroffenen, der „Bund der Verfolgten des Naziregimes“. Es entstand in unmittelbarer Reaktion auf die Errichtung des Denkmals für die Opfer des Stalinismus an der gegenüberliegenden Platzecke. In der Unmittelbarkeit ihrer Gegenüberstellung wirkt der Platz als ideologisch fragwürdiges Ensemble, ist aber Ausdruck der politischen Situation zu Beginn der 1950er Jahre. Laut Stefanie Endlich (1990, S. 30-31) war das Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus häufig Ziel für Hakenkreuz-Schmierereien und antisemitische Parolen. Bemerkenswert auch im Hinblick auf die aktuelle Diskussion um das 2005 fertiggestellte Holocaust-Denkmal von Peter Eisenman ist, dass dieses erste Denkmal, obwohl es durch seine Entstehungsgeschichte einen eindeutigen Bezug zu den jüdischen Opfern des Nationalsozialismus hat, allen seinen Opfern gewidmet ist (Susanne Kähler).
Maße
Höhe
nach a. Quelle: 1,85 m
17 m
Länge21 m
Tiefe4 m
Verwendete Materialien
Muschelkalk
Bronze
Technik
Stelebehauen
Tafelgegossen
Inschriften
Inschrift (gegossen, appliziert)
am Objekt, Vorderseite
(Winkel) K Z / 1933 – 1945 / (im mittleren Bereich ist eine die gesamte Breite des Monuments einnehmende Bronzetafel mit folgender erhabener Inschrift angebracht) DEN OPFERN / DES / NATIONALSOZIALISMUS
ZustandZeitpunkt
verschmutzt, leicht2005
gut2005
Vollständigkeit
unvollständigeine Inschriftentafel fehlt

  Nachweise

  • Berger, Ursel: Enthüllt: Berlin und seine Denkmäler: Zitadelle, Berlin, 2017, S. 64. (Katalogband)
  • Endlich, Stefanie: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin, 1990, S. 30-31.
  • Endlich, Stefanie: Wege zur Erinnerung, Gedenkstätten und -orte für die Opfer des Nationalsozialismus, Berlin, 2007, S. 58-59.
  • Geisert, Helmut: Gedenken und Denkmal : Entwürfe zur Erinnerung an die Deportation und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung Berlins ; [Ausstellung vom 4. November 1988 bis zum 8. Januar 1989], Berlin, 1988, S. 88.
  • Damus, Martin: Fuchs im Busch und Bronzeflamme. Zeitgenössische Plastik in Berlin-West, München, 1979, S. 241, 255.
  • Wille, Klaus-Dieter: Spaziergänge in Charlottenburg, Berlin, 1992, S. 68-69.
  • Klother, Eva-Maria: Denkmalplastik nach 1945 bis 1989 in Ost- und Westberlin, 1998, S. 214.
  • Hübner, Holger: Das Gedächtnis der Stadt. Gedenktafeln in Berlin, Berlin, 1997.
  • Bröckl, Martin: Gedenktafeln in Charlottenburg-Wilmersdorf, Bd. 1. Von Ahornallee bis Prinzregentenstraße, Berlin, 2001, S. 403. Bd. 2
  • Endlich, Stefanie: Gedenkstätten in Berlin [In: Puvogel, Ulrike; Stankowski, Martin: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Bd. II], Bonn, 2000, S. 186. Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 245

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