Denkmal für die Opfer des 20. Juli 1944,

Denkmal für die Opfer des 20. Juli 1944,

Denkmal Deutscher Widerstand 20. Juli 1944, Männlicher Akt, Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Foto: Layla Fetzer, 2021, CC-BY-4.0

Das Gedenkmal „Deutscher Widerstand“ (Ehrenmal 20. Juli 1944“ im Ehrenhof des „Bendlerblocks“ besteht aus mehreren Teilen. Im schmalen Grünstreifen vor der Fassade des Gebäudes Stauffenbergstraße 11-14 aufgestellt, weist eine schmale aufgeständerte Bronzetafel mit der in erhabenen Lettern aufgebrachten Inschrift „GEDENKSTÄTTE 20 JULI 1944“ auf die Denkmalanlage im Innenhof. Der Besucher betritt den Innenhof durch die Seitentür des die breite rechteckige Hofeinfahrt verschließenden Stahlgitters. Im Durchgang zum Innenhof ist in die helle Kalksteinplattenverkleidung der rechten Wand eine mehrzeilige, dunkelgrau hinterlegte Inschrift eingetieft. Sie lautet: „HIER IM EHEMALIGEN OBERKOMMANDO DES HEERES / ORGANISIERTEN DEUTSCHE DEN VERSUCH, AM 20. JULI 1944 / DIE NATIONALSOZIALISTISCHE UNRECHTSHERRSCHAFT ZU STÜRZEN / DAFÜR OPFERTEN SIE IHR LEBEN / DIE DURCH DIE BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND UND DAS LAND BERLIN GESCHAFFENE GEDENKSTÄTTE WURDE IM JAHRE 1980 NEU GESTALTET“. Der „Ehrenhof“ wurde im Rahmen der Neugestaltung 1979/80 vollständig – unter Aussparung von wenigen runden Pflanzflächen für die Bäume des „Ehrenhains“ in der rückwärtigen Hofhälfte – mit Granitkopfsteinpflaster gepflastert. Der Besucher überblickt den Hof gleich nach dem Betreten vollständig. In der Hauptachse, die durch zwei unterschiedlich hohe, parallel verlaufende, gestuft formulierte Bronzebalken horizontal durchschnitten wird, steht auf kleiner rechteckiger Plinthe die ehemals auf einem 1 Meter hohen Sockel aufgestellte, nunmehr fast ebenerdig stehende Bronzefigur eines unbekleideten, gefesselten Jünglings. Auf der Plinthe hinten rechts ist die Bildhauerbezeichnung vertieft angelegt: R. Scheibe. fec.1953. Auf der Plinthenkante links ist zu lesen: „RESTAURIERT / 1980 / BILDGIESSEREI / KRAAS“. In einigem Abstand zur Plastik ist die ehemals am Figurensockel applizierte Bronzetafel mit der von Edwin Redslob verfassten Inschrift (in erhaben gegossenen Lettern) in die Pflasterung eingelassen. Die mehrzeilige Inschrift lautet: IHR TRUGT / DIE SCHANDE NICHT / IHR WEHRTET EUCH / IHR GABT / DAS GROSSE / EWIG WACHE / ZEICHEN DER UMKEHR / OPFERND / EUER HEISSES LEBEN / FÜR FREIHEIT / RECHT UND EHRE“. An die mit hellen Kalksteinplatten verkleidete linke Innenwand des Hofes ist eine dunkelgrün patinierte Bronzetafel mit der erhabenen Inschrift montiert: „HIER STARBEN / FÜR / DEUTSCHLAND / AM 20. JULI 1944 / GENERALOBERST LUDWIG BECK / GENERAL DER INFANTERIE FRIEDRICH OLBRICHT / OBERST CLAUS GRAF SCHENK VON STAUFFENBERG / OBERST ALBRECHT RITTER MERTZ VON QUIRNHEIM / OBERSTLEUTNANT WERNER VON HAEFTEN“. Unter der Bronzetafel ist ein Kranzhalter in die Wand eingelassen (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Scheibe, RichardKünstler_In1953
Reusch, ErichKünstler_In
Künstler der Umgestaltung 1978-1980
Bildgießerei Kraas (Berlin, West)Gießerei
Restaurierung der Bronzefigur
Redslob, EdwinBeteiligte_r
Verfasser der ehemaligen Sockelinschrift, die sich heute vor der Figur im Boden als Bronzetafelinschrift wiederfinden lässt
Datierungshinweise
Ersteinweihung am 20. Juli 1953; Umgestaltung 1978-1980
Objektgeschichte
Zwischen 1911 und 1914 wurde am Landwehrkanal am Tirpitzufer (ehemals Kaiserin Augusta-Straße; heute Reichpietschufer) das im Sinne des Neuklassizismus gestaltete Kaiserliche Reichsmarineamt (mit Sitz des Admiralstabs und des Marinekabinetts) nach den Entwürfen von Reinhardt & Süßenguth errichtet. 1938/1942 wurde der von 1919-1935 vom Reichswehrministerium genutzte Bau um den natursteinverkleideten Stahlskelettbau an der Bendlerstraße 11-13 (heute: Stauffenbergstraße 11-14) erweitert. Seit 1935 diente der nunmehr als „Bendlerblock“ bekannte Gebäudekomplex als Sitz des Oberkommandos der Wehrmacht, des Heeres und der Marine. Der „Bendlerblock“ erhielt im Zusammenhang mit dem von hohen militärischen Würdenträgern getragenen Widerstand gegen Hitler, kulminierend im Attentat am 20. Juli 1944 (in der Wolfsschanze bei Rastenburg/Ostpreußen) als einer der Hauptorte dieses geschichtlichen Ereignisses eine herausragende Bedeutung für das politische Selbstverständnis der späteren Bundesrepublik Deutschland nach 1945. Nach dem (gescheiterten) Versuch, Hitler in seinem ostpreußischen Hauptquartier zu beseitigen, flog der Überbringer der Bombe, Oberst Claus Schenk von Stauffenberg, in der irrigen Annahme, Hitler sei getötet worden, von der Wolfsschanze nach Berlin, um von seinem Amtssitz (seit Herbst 1943) im „Bendlerblock“ die Leitung des Staatsstreichs zu übernehmen. Nach Bekanntwerden des Scheiterns des Attentats wurden Claus Schenk von Stauffenberg und seine „Mitverschwörer“ Friedrich Olbricht, Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim und Werner von Haeften (Schwiegersohn von Graf von Hardenberg) verhaftet und in der gleichen Nacht im Innenhof des „Bendlerblocks“ erschossen. In den folgenden Monaten wurden zahlreiche Mitwisser des Attentats ebenfalls festgenommen und hingerichtet oder in Konzentrationslager verschleppt. Zum Gedenken an die ermordeten und verfolgten „Verschwörer vom 20. Juli 1944“ wurde nach Wiederherstellung des im Kriege vergleichsweise wenig beschädigten, nun von Regierungsbehörden des Landes Berlin und des Bundes genutzten Gebäudekomplexes 1953-1955 eine Gedenkstätte eingerichtet. Zentrum der Anlage im Ehrenhof war die 1953 von Richard Scheibe geschaffene bronzene Jünglingsfigur, die auf einem mit bronzener Inschriftentafel geschmückten Muschelkalksteinsockel aufgestellt wurde (vgl.: Martin Damus, Der Kunstwissenschaftler: Die Vergegenständlichung bürgerlicher Wertvorstellungen in der Denkmalplastik. Das Denkmal zur Erinnerung an den 20. Juli 1944 von Richard Scheibe in Berlin – der nackte Jüngling als Symbolfigur für den Widerstand. in: Kunst und Unterricht, Sonderheft, Berlin (West) 1974). Am 20. Juli 1953 wurde das Gedenkmal durch den Regierenden Bürgermeister Ernst Reuter enthüllt. Der Kunsthistoriker Edwin Redslob, von 1920 bis 1933 Reichskunstwart und nach 1945 einer der führenden Kulturträger Westberlins, war am frühen Gestaltungsprozess des Denkmals für die Opfer des 20. Juli 1944 beteiligt. Er ist der Verfasser der Inschrift, die ursprünglich am Muschelkalksockel der Figur angebracht war und die heute nach der Umgestaltung des Denkmals auf der vor der Bronzefigur in das Pflaster eingelassen Bronzeplatte zu lesen ist. Redslob äußerte sich dazu 1964: „Die Reinheit und Bedeutung des Opfers, das die Männer des 20. Juli brachten, hat Richard Scheibe in seinem Werk erfasst und zum Sinnbild erhoben. Gebeten, die Inschrift für den Sockel zu finden, versuchte ich die Deutung seines Werkes, das in Erfurcht vor denen, die ihr Leben zum Opfer brachten, zugleich die Bedeutung des Widerstandskampfes als Mahnung für alle Zeit darstellt“ (Redslob, 1964, S. 30). Das Pathos dieser Zeilen charakterisiert treffend die von dem Wunsch nach „Helden“ getragene Absicht, die zur Aufrichtung des Denkmals zu Beginn der 1950er Jahre führte und die letztlich auch den Grund für die Umgestaltung des Denkmals 1979-1980 legte. Am 20. Juli 1968 wurde im Gebäude Stauffenbergstraße 13-14 (ehemals Bendlerstraße 11-13) eine Gedenk- und Forschungsstätte eingerichtet, die auch das ehemalige Arbeitszimmer des ehemaligen Stabschefs im Allgemeinen Heeresamt, Oberst Claus von Stauffenberg inkorporierte. Diese Gedenk- und Forschungsstätte wurde auf im November 1979 gefassten Beschluss des Berliner Abgeordnetenhauses erheblich erweitert. In diesem Zusammenhang wurde auch ein Wettbewerb zur Umgestaltung der Gedenkstätte im Ehrenhof ausgeschrieben. Wettbewerbssieger war der Düsseldorfer Bildhauer und Architekt Erich Reusch (geb. 1925), der von 1947 bis 1953 an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin Schüler von Richard Scheibe gewesen war. Reusch „nahm die lebensgroße Figur (der Jüngling von Scheibe, JK.) in einer Art demokratischer skulpturaler Geste von ihrem Podest und stellte sie ohne jede Markierung der ästhetischen Grenze auf den Boden des Innenhofs. Eine bronzene Tafel mit der Inschrift von 1953, die zu bewahren die Wettbewerbsbedingungen vorschrieben, wurde in einigem Abstand vor der Plastik in den Boden eingelassen. Die zuvor bestehende, mit Kantsteinen eingefasste und von Zufahrtswegen umgebene Grünfläche wurde ebenfalls aufgelöst und der gesamte Hof bündig bis zu den Hauswänden mit Kopfsteinen gepflastert. Hinter die Figur ließ der Künstler einige Bäume zu einem Ehrenhain anpflanzen, der die ungünstigen Proportionen des lang gestreckten Hofes verkürzt und dem Auftritt des bronzenen Jünglings zugleich zu einer wirkungsvollen Bühne verhilft. Der entscheidende künstlerische Eingriff sollte indes sein, dass der Bildhauer zwei abstrakte bronzene „Riegel“ zwischen die Figur und den von der Stauffenbergstraße her eintretenden Besucher schob. Ebenfalls in den Boden eingelassen, erheben sich diese skulpturalen Elemente nur wenig über das Niveau der Pflasterung und bilden so eine flache Schwelle, die den Betrachter einen Moment lang sowohl räumlich als auch gedanklich von der neu inszenierten Bronzefigur distanziert“ (Uwe Fleckner in: Kunst in der Stadt, 2003, S. 37) (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).
Maße
FigurHöhe2.4 m
Verwendete Materialien
Figur, TafelBronze
Technik
Figur, Tafelgegossen
Inschriften
Inschrift (gegossen)
Wegweiser vor dem Gebäude
GEDENKSTÄTTE 20 JULI 1944
Inschrift (gemeißelt)
an der Wand des Eingangs zum Innenhof
HIER IM EHEMALIGEN OBERKOMMANDO DES HEERES / ORGANISIERTEN DEUTSCHE DEN VERSUCH, AM 20. JULI 1944 / DIE NATIONALSOZIALISTISCHE UNRECHTSHERRSCHAFT ZU STÜRZEN / DAFÜR OPFERTEN SIE IHR LEBEN / DIE DURCH DIE BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND UND DAS LAND BERLIN GESCHAFFENE GEDENKSTÄTTE WURDE IM JAHRE 1980 NEU GESTALTET
Bezeichnung (gegossen)
an der Plinthe hinten rechts
R. Scheibe. fec.1953
Bezeichnung (gegossen)
an der Plinthenkante links
RESTAURIERT / 1980 / BILDGIESSEREI / KRAAS
Inschrift (gegossen)
vor der Figur im Boden eingelassen
IHR TRUGT / DIE SCHANDE NICHT / IHR WEHRTET EUCH / IHR GABT / DAS GROSSE / EWIG WACHE / ZEICHEN DER UMKEHR / OPFERND / EUER HEISSES LEBEN / FÜR FREIHEIT / RECHT UND EHRE
Tafel (gegossen, appliziert)
an der Wand des Innenhofes
HIER STARBEN / FÜR / DEUTSCHLAND / AM 20. JULI 1944 / GENERALOBERST LUDWIG BECK / GENERAL DER INFANTERIE FRIEDRICH OLBRICHT / OBERST CLAUS GRAF SCHENK VON STAUFFENBERG / OBERST ALBRECHT RITTER MERTZ VON QUIRNHEIM / OBERSTLEUTNANT WERNER VON HAEFTEN
ZustandZeitpunkt
gut2003
Vollständigkeit
vollständignach der Umgestaltung

  Nachweise

  • Wirth, Irmgard: Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Bezirk Tiergarten, Berlin, 1955, S. 223.
  • Damus, Martin: Fuchs im Busch und Bronzeflamme. Zeitgenössische Plastik in Berlin-West, München, 1979, S. 229, 241, 254.
  • Endlich, Stefanie: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin, 1990, S. 165-166.
  • Reclams Kunstführer Berlin, Stuttgart, 1991, S. 211. Ausgabe von 1991
  • Dickel, Hans: Kunst in der Stadt : Skulpturen in Berlin 1980 - 2000, S. 36-38, 200. mit weiterführender Literatur
  • Berger, Ursel: Enthüllt: Berlin und seine Denkmäler: Zitadelle, Berlin, 2017, S. 190-191. Bd. II (Aufsätze, Begleitband)
  • Ehmann, Horst: Berlin: Kunst im Stadtraum, Begleitheft, Berlin, 1988, S. 19.
  • Endlich, Stefanie: Wege zur Erinnerung, Gedenkstätten und -orte für die Opfer des Nationalsozialismus, Berlin, 2007, S. 181-188.
  • Berger, Ursel: Enthüllt: Berlin und seine Denkmäler: Zitadelle, Berlin, 2017, S. 248-251. Bd. I (Katalog)

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