Denkmal an den Sport- und Turn-Verein „Fichte“ und seinen Sportplatz

Denkmal an den Sport- und Turn-Verein „Fichte“ und seinen Sportplatz

Foto: Susanne Kähler, 2011, CC-BY-4.0

Auf einer schlanken und zu einer späteren Zeit (als jener der Errichtung) sandsteinfarben bemalten Betonstele mit eingezogenen Ecken und mit einem entsprechenden quadratischen Grundriss ist die aus Edelstahl gearbeitete Plastik in der auf der geometrischen Form eines Dreiecks aufbauenden Gestalt des Emblems der „Fichte“-Turner und -Sportler, nämlich einem stilisierten F, aufmontiert. Rechts neben der Stele liegt auf einer rechteckigen, mit Betonplatte belegten Standfläche eine leicht pultartig aufgestellte längsrechteckige Inschriftenplatte aus Sandstein mit fünfzeiliger vertieft angelegter Inschrift. Die Wiedergabe des Wortlauts konnte im März 2011 vor Ort nicht mehr in Gänze überprüft werden, da die Inschrift teilweise verloren gegangen war. Die Rekonstruktion des Wortlauts wurde dadurch erschwert, dass in der das Werk behandelnden Literatur unterschiedliche Angaben dazu zu finden sind (Jörg Kuhn).

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Stötzer, Renate (Künstler:in)
1978, Renate Rauschenbach, Grafikerin

Objekt­geschichte

Die Eichbuschallee gehört zu den ältesten Straßen im Ortsteil Baumschulenweg und diente wie die Baumschulenstraße und der Dammweg zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Transportweg für das in der Köllnischen Heide geschlagene Holz zu der Verladestelle an der Spree. Der 1842 erstmals archivalisch belegte Name Eichbuschallee für den schon damals 24 Meter breiten Landweg erinnert an einen kleinen Eichenhain, der der Abholzung lange Zeit entgangen war. Der Großbauer Weinhold verkaufte 1899 sein Land an der Eichbuschallee an Otto Giese. Dieser wiederum verkaufte das Land 1900 an den Vorstand des am 5./6. August 1890 gegründeten Arbeitersportvereins „Fichte“. Das Grundstück reichte von der Köpenicker Landstraße bis zum Bahndamm. Gegenüber befanden sich die „bürgerlichen“ Sportplätze. Der Vereinsname „Fichte“ geht auf den Namen des Philosophen Johann Gottlieb Fichte zurück (vgl. Günter Möschner: 5. August 1890: Erster Berliner Arbeiterverein, in: Berlinische Monatsschrift, Heft 8, 1996). Das Vereins-Emblem des „Fichte“-Sportvereins war ein stilisiertes „F“. Die Sportler trugen das Emblem auf der Vorderseite ihrer kurzen Sporthosen und auch seitlich an den Sporthemden. Der stark von seinen kommunistischen Mitgliedern geprägte Sportverein "Fichte" hatte 1930 10.000 Mitglieder in ganz Berlin. Er war damit der größte Arbeitersportverein Berlins. Ganze Familien verbrachten ihre Wochenenden mit sportlichen Aktivitäten, Kinderfesten, Wanderungen und gemeinsamen Unternehmungen, die vom Verein ausgerichtet wurden. Er spielte eine wichtige Rolle im Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur. Eine interne Unstimmigkeit im Verein erleichterte jedoch den Nationalsozialisten 1933 die Zerschlagung des Vereins, der, wie alle Arbeitersportvereine, verboten wurde. Aus dem beschlagnahmten Vereinslokal am Görlitzer Ufer in Kreuzberg (gegenüber der heutigen Fichtelgebirgsschule) wurde ein Sturmlokal der SA. Viele Mitglieder des „Fichte“-Sportvereins wechselten in die politisch „gleichgeschalteten“ „bürgerlichen“ Vereine. Verbliebene kommunistische Sportler wurden verhaftet und misshandelt. Die von den Mitgliedern auf ihrem Sportplatz an der Eichbuschallee errichteten Holzbauten wurden 1933 von den Sportlern selbst abgetragen und das Material den Kleingartenkolonisten der direkten Umgebung geschenkt. In den 1930er Jahren wurde nun die Eichbuschallee im Zuge der Bebauung der Köpenicker Landstraße einseitig bis zur heutigen Erich-Lodemann-Straße bebaut (ehem. Straße 400, 1962 nach dem kommunistischen Journalisten Erich Lodemann benannt). Das Haus mit der Nummer 30 markiert in etwa die Stelle des ehemaligen Hauptzugangs zum „Fichte“-Sportplatz. 1978 wurde in Erinnerung an den „Fichte“-Sportplatz und die kulturelle und poltische Bedeutung des Sportvereins „Fichte“ in der Geschichte der (kommunistischen) Arbeiterschaft das Gedenkmal „Fichte“ errichtet (Jörg Kuhn).

Maße

(Stele)
Höhe

1.7 m

Technik

gegossen (Stele)
geschweißt
behauen (Platte)

Inschriften

Inschriftenplatte (gemeißelt)
neben der Stele rechts
»VON 1900-1933 BEFAND SICH HIER DER / ‘FICHTE‘-TURN- UND SPORTPLATZ. / ER WAR GLEICHZEITIG WIRKUNGSSTÄTTE / DER REVOLUTIONÄREN BERLINER ARBEITER UND / IHRER KLASSENORGANISATIONEN«

Zustand

beschädigt (2011), Inschrift
verschmutzt (2011)
beklebt (2011)
biogener Bewuchs (2011)

Vollständigkeit

unvollständig, Inschrift teilweise verloren


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