Die Bauwerke der Wohnanlage Paul-Francke-Siedlung an der Grabbeallee 14-26 sind dreigeschossige rote Klinkerverblendbauten mit roten Satteldächern im Stil des Reformbaus, die sich auf dem dreieckigen Gelände zwischen der Grabbeallee und dem Zingergraben erstrecken. Die Anlage ist in der sogenannten Zeilenbauweise gestaltet und wird von einer schmalen privaten Wohnstraße, der Paul-Francke-Straße 1-12, geprägt, die ringförmig über das gesamte Grundstück führt. Die Hauptansicht der Anlage befindet sich hin zur Grabbeallee und wird dominiert von “Giebelfronten von vier Flügeln, zwischen denen sich begrünte Gartenhöfe nach Westen öffnen” (Quelle: Trost, 1987, S. 70). Alle Bauten sind mit dominanten Dreiecksgiebeln geschmückt und die Fassaden sind gekennzeichnet durch eine Vielzahl an Korbbau-Loggien, Balkonen und Erkervorbauten und werden durch diese risalitartig gegliedert.
Die Wohnanlage weist einigen, eher zurückhaltenden bauplastischen Schmuck von Walter Schmarje auf. Alle Hauseingänge sind so abwechslungsreich mit unterschiedlichen Klinkerrahmungen gestaltet. Es gibt eine Vielzahl an Klinkersteinen, die in Kerbschnittmanier gestaltet worden sind sowie ein großes ovalförmiges und blau glasiertes Reliefmedaillon am Mauerwerk der Grabbeallee 20, am Ende der Privatstraße. Dargestellt ist eine Caritas im Gewand, die zwei unbekleidete Kinder schützend in ihren Armen hält. Das Medaillon ist schmückend umrahmt. Auf dem Mauerwerk des direkt gegenüber liegenden Teilgebäudes ist eine Hausinschrift aus Lettern angebracht. (Pauline Ahrens).
Kategorie
Epoche
Schaffende/
Mebes, Paul (Architekt:in)
1908-1909, in Auftrag gegeben vom Beamten-Wohnungs-Verein zu Berlin
Schmarje, Walter (Künstler:in)
1909
Objektgeschichte
Die Paul-Francke-Siedlung, die 1908/1909 nach den Entwürfen des Architekten Paul Mebes im Auftrag des Beamten-Wohnungs-Vereins zu Berlin entstand, ist ein herausragendes Beispiel für den genossenschaftlichen Reformwohnungsbau. Die Siedlung wurde nach Paul Francke benannt, dem stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden der Genossenschaft. Paul Mebes hatte zuvor bereits einige mehrgeschossige Wohnbauten für den Beamten-Wohnungs-Verein gestaltet, aber die Paul-Francke-Siedlung galt als sein Meisterstück, sodass sie ebenfalls auf der Städtebauausstellung im Jahr 1910 ausgestellt und nach ihrer Fertigstellung in Form einer Am Mauerwerk angebrachten Hinweistafel geehrt wurde (“Anerkennung des Kreises Niederbarnim für bauliche Leistungen 1909). Die Anlage stellt “entwicklungsgeschichtlich ein wichtiges Beispiel für die Abkehr vom Mietskasernentyp und die Hinwendung zu einer freien Gestaltung von Wohnanlagen mit gleichen Qualitäten für alle [174] Wohnungen” (Quelle: Trost, 1987, S. 70) dar. Die Grundrisse aller Wohneinheiten waren dabei einheitlich gestaltet, sodass in jedem Geschoss derselbe Wohnstandard galt. Sie zeichnen sich dabei durch eine gute Belichtung und die Möglichkeit der Querbelüftung aus. Allgemein boten“Die meist [...] 2- bis 4-Zimmerwohnungen [...] in ihrer Entstehungszeit mit den überwiegend nach Norden ausgerichteten Küchen und Bädern, Speisekammern, Loggien und Ofenheizung einen gehobenen Wohnkomfort am Berliner Stadtrand.” (Quelle: Klaus, 2016, S. 81) (Pauline Ahrens)
Verwendete Materialien
Klinker (Mietshäuser) (Materialarchiv) , Rathenower Handstrichziegel
Terrakotta (Relief) (Materialarchiv)
Technik
geformt (Relief)
glasiert, blau
zusammengefügt
Inschriften
Lettern (Metalllettern mit der Hauswand verschraubt)
am Gebäude
»PAUL-FRANCKE-SIEDLUNG / BEAMTEN-WOHNUNGS / VEREIN ZU BERLIN / GEGRÜNDET IM JAHRE 1900«
Zustand
Vollständigkeit
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