In der Straßenflucht der Glogauer Straße steht das Pfarrhaus der Marthagemeinde mit zwei hoch aufragenden seitlichen Türmen. Die fünfgeschossige Backsteinfassade, die durch zwei seitliche Risalite und Erker gegliedert ist, überragt die benachbarten Mietshäuser deutlich. Zwei große Rundbögen führen in den Innenhof. Hier befindet sich an der südöstlichen Ecke des Grundstücks die dreischiffige, ebenfalls ziegelverkleidete Marthakirche mit einem Turm an der Nordwestecke. Durch ein großes Rundbogenportal gelangt man in das Hauptschiff der Kirche, zwei kleinere Eingänge führen in das Seitenschiff und den Turm. An dem südwestlichen Seitentrakt befinden sich zwei weitere Nebeneingänge (Nicola Vösgen).
Standort
Epoche
Schaffende/
Objektgeschichte
Der 1890 gegründete Evangelische Kirchenbauverein war u.a. für die Errichtung von Gotteshäusern in den neu entstehenden Stadtvierteln Berlins zuständig. Durch kleine, wohnortnahe Kirchengemeinden wollte man die Volksmassen besser erreichen. Von der Thomasgemeinde war bereits 1887 die Emmausgemeinde ausgegliedert worden. Sie zählte anfangs 70.000 Gemeindemitglieder, 1900 war deren Zahl auf mehr als 100.000 angestiegen. In der 1893 fertiggestellten Emmauskirche am Lausitzer Platz standen jedoch nur 2.100 Sitzplätze zur Verfügung. Um diesen kirchlichen Notstand zu entschärfen, wurde die Emmausgemeinde in vier neue Gemeinden aufgeteilt, eine davon war Emmaus-Süd, die spätere Martha-Kirchengemeinde. Deren Einzugsgebiet erstreckte sich auf den Bereich zwischen Görlitzer Güterbahnhof (dem heutigen Görlitzer Park) und Landwehrkanal und umfasste ca. 10 Häuserblöcke, in denen 2.000 bis 3.000 Menschen wohnten. Der Kirchenbau und das Pfarrhaus der Martha-Gemeinde entstanden nach Plänen des Architekturbüros Dinklage, Paulus & Lilloe in zwei Bauabschnitten. Auf dem rückwärtigen Teil des tief in die Blockinnenfläche reichenden Grundstücks wurde zunächst 1903/04 die Marthakirche erbaut. Die Grundsteinlegung erfolgte am 14. April 1903, am 29. Mai 1904 fand die Einweihung statt. Für die künstlerische Gestaltung der Kirche war eine „Kunstkommission“ zuständig. Der leitende Gedanke für die Darstellungen im Inneren und Äußeren der Kirche war „die Verherrlichung der Frauen der Bibel und Kirchengeschichte“ (Festschrift, 1904, S. 17). Das in den Blockrand eingefügte straßenseitige Pfarrhaus wurde ab 1909 erbaut und war 1912 fertiggestellt (Nicola Vösgen).
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