Unmittelbar zu Seiten der ursprünglichen Eingangsportale der Hauptfassade von Schloss Bellevue aufgestellte Figurengruppen, je zwei pro Portal. Die jeweils zusammengehörenden Gruppen verhalten sich im Aufbau der Komposition spiegelsymmetrisch. Jeweils nach innen zum Portralrahmen ist eine stehende Figur zu sehen, nach außen je eine auf Felsbrocken sitzende Figur. Die stehenden Figuren wenden sich mit geneigtem Haupt den tiefen sitzenden Nebenfiguren zu. Die stehenden Figuren sind männlich. Sie tragen eine antikisierende Kostümierung militärischen Zuschnitts. Die stehenden Figuren halten die Schäfte der Leuchterfackeln. Je stehender Figur ist eine solche Fackel zu sehen. Die Fackelschäfte mit Aufsätzen halten die modern erneuerten und elektrifizierten kugelförmigen Leuchtkörper aus Glas in Metallhalterung. Die Leuchtkörper sind modern in Anlehnung an Leuchtkörperformen des 18. Jahrhunderts gestaltet. Bei den Nebenfiguren sind weibliche und männliche Figuren zu finden. Die sitzenden Nebenfiguren tragen keine Leuchtkörper oder Fackelschäfte. Sie sind analog zu den stehenden Figuren antikisierend gewandet, die männlichen Figuren in militärischer Tracht. Die weibliche Nebenfigur der linken Gruppe vor dem rechten Bogenfester recht dem neben ihr stehenden Soldaten einen Blumenstrauß. Die männliche Nebenfigur der linken Gruppe am linken Bogenfenster stützt sich auf ein reich verziertes Schild (Jörg Kuhn).
Standort
Kategorie
Epoche
Bezirk/Ortsteil
unbekannt
Schaffende/
Eckstein, Johannes (Bildhauer:in)
1785-1787, Zuschreibung für die vier verschollenen Originalgruppen des späten 18. Jahrhunderts
Datierungshinweise
für die verschollenen Originalgruppen. Die Kopien entstanden vermutlich im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Schlossumfeldes unter Reinhold Besserer zwischen 1954 und 1960 nach Kopien der schon im 19. Jahrhundert offenbar stark geschädigten Originale des 18. Jahrhunderts; zu Beginn der 1980er Jahre analog zu den vier Leuchterfiguren der zwei Eingangstore im Verlauf des Ehrenhofgitters neu mit Leuchtkörpern im Stil des 18. Jahrhunderts ausgestattet.
Objektgeschichte
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss schwer beschädigt, der Park verwüstet. 1954-1959 wurde das Schloss als Sitz des Bundespräsidenten in Berlin aufgebaut, der Park seit 1954 nach Plänen des Landschaftsarchitekten Reinhold Besserer neu gestaltet. Der beschädigte Skulpturenschmuck am Schloss und im Park wurde weitgehend, soweit zu diesem Zeitpunkt noch erhalten, in den 1950er und 1960er Jahren restauriert, beziehungsweise durch Kopien ersetzt. Wie bereits erwähnt, wird im allgemeinen in der Literatur erwähnt, dass die Leuchterfiguren vor der Fassade des Schlosses Bellevue zwischen 1785 und 1785 geschaffen worden sind. Die auch in der neueren Literatur genannten Schöpfer der Leuchterfiguren sollen Johannes Eckstein und Matthias Gottlieb Heymüller sein. Die Angaben in der neueren Literatur fußen weitgehend auf den Ergebnissen der gründlichen Recherchen, die Richard Borrmann in seiner Publikation von 1893 zusammengefasst und ausgewertet hat. Wie schon im Zusammenhang mit den vier Leuchterfiguren am Gitter des Ehrenhof-Gartens bemerkt, scheidet Heymüller als Autor der 1785-1787 geschaffenen Leuchterfiguren aus, da er bereits 1763 verstarb. Die heutigen Leuchtergruppen sind eindeutig Kopien. Ein stilistischer Vergleich zu zeitgenössischen spätbarocken und frühklassizistischen Figuren - etwa in Potsdam-Sanssouci - zeigt, dass die nicht mehr nachzuweisenden Vorbilder der heutigen Leuchterfigurengruppen Werke des 18. Jahrhunderts waren. Jedoch ist der formale und stilistische Abstand zu noch im Original erhaltenen Skulpturen des 18. Jahrhunderts deutlich zu erkennen. So besteht die Vermutung, dass die nach der starken Kriegsbeschädigung des Schlosses 1943 in den Nachkriegsjahren, vermutlich zwischen 1954 und 1960 (durch den um 1990 verstorbenen Bildhauer Kliem?) kopierten Leuchterfigurengruppen nach Figurengruppen kopiert worden sind, die ihrerseits bereits die Figurengruppen des 18. Jahrhunderts ersetzt hatten. Diese heute nicht mehr nachweisbaren Vorbilder der Kopien der Nachkriegszeit könnten Kopien des 19. oder auch des frühen 20. Jahrhunderts gewesen sein. Dafür spräche die eher unbarock anmutende Erscheinung der Figurengruppen, die in Form und Oberflächenbehandlung ruhiger, glatter und weniger bewegt erscheinen, als üblicherweise Figuren des 18. Jahrhunderts (Jörg Kuhn).
Verwendete Materialien
Sandstein (Figuren) (Materialarchiv)
Metall (Leuchten) (Materialarchiv)
Glas (Materialarchiv)
Zustand
Vollständigkeit
vollständig, Kopien
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