Kinderbrunnen

Kinderbrunnen

Foto: Nicola Vösgen, 2019, CC-BY-4.0

Über Treppen mit in Voluten auslaufenden Wangen erreichte ehemals der Besucher den Brunnen. Diese Treppenanlage ist nicht erhalten. Erhalten ist die achteckige Brunneneinfassung, an deren Eckpunkten acht Kinderfiguren sitzen. Es handelt sich um vier verschiedene Figurenentwürfe, zwei Mädchen und zwei Knaben, wodurch jede Figur zweimal vorhanden ist. Jede Kinderfigurenvariante hat ein eigenes Handlungsmotiv. Das eine Mädchen spielt mit einem Apfel, das andere setzt sich mit beiden Händen einen Kranz auf. Der eine Knabe wäscht sich mit einem kleinen Schwämmchen, der andere reibt sich mit beiden Händen den Oberkörper ab. Auf dem in die Brunneneinfassung gestellten Sockel mit getrepptem Abschluss sitzt eine große eingezogene achteckige Brunnenschale über acht Ammonitendarstellungen auf, aus deren Mitte bei Betrieb eine Wasserfontäne aufsteigt. Unter den Kinderfiguren sind symbolhafte identische Ritzzeichnungen in die Beckenwand eingetieft. Der Brunnen ist aus Muschelkalkstein gearbeitet, die Figuren sind in Bronze gegossen. Bei aller Naturnähe sind die Kinderfiguren idealisiert und stilisiert formuliert (Jörg Kuhn).

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Starck, Constantin (Künstler:in)
1911-1913

Spilker, Heinz (Bildhauer:in der Rekonstruktion)
1989 wurden die nicht erhaltenen acht Kinderfiguren Starckes nach den Originalgipsen von Spilker nachgeschaffen

Datierungs­hinweise

1960 zuerst ohne Figuren wiederhergestellt, 1989 Figuren wieder nachgeschaffen

Objekt­geschichte

1909 schrieb die Stadt Schöneberg zur Ausschmückung des Barbarossaplatzes einen Wettbewerb aus. Der Gegenstand der Darstellung war freigestellt. Es gingen innerhalb der gesetzten Frist von zwei Monaten 153 Entwürfe ein. 1910 wurden in der „Berliner Architekturwelt“ die Preisverteilung bekannt gegeben (vgl.: Berliner Architekturwelt, 12. Jg. 1910, S. 166, 365; ebenso: Die Kunstwelt, 1912, Bd. II, S. 448). Den ersten Preis gewann der Bildhauer Emil Renker mit einem Schäferbrunnen. Der zweite Preis ging an Ernst Wenck, der interessanterweise eine Rolandfigur als Brunnenschmuck vorsah. Vermutlich brachte er damit einen älteren, nicht ausgeführten Wettbewerbsbeitrag wieder ins Spiel – jedoch ohne Erfolg. Constantin Starck erhielt den III. Preis. Er hatte bei der Wahl des Themas berücksichtigt, dass am Platz ein großes Schulgebäude errichtet worden war (heute: Chamisso-Schule), die „Zielgruppe“ des Brunnens also im besonderen Maße Kinder zu erwarten waren. Der Starck’sche Brunnenentwurf wurde 1912 in „Der Kunstwelt“ abgebildet und nur leicht verändert offensichtlich bis 1913 ausgeführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand der Brunnen außer Funktion. Die Bronzen wurden offenbar erst in dieser Zeit gestohlen. Eine Wiederherstellung um 1960 geschah ohne Rekonstruktion der Figuren, aber offenbar unter Beseitigung der Treppenanlage. 1986 gab eine Anwohnerinitiative den Anstoß zu einer erneuten Wiederherstellung. 1989 konnte der Brunnen – ohne Treppenanlage – für 300.000,- DM wiederhergestellt werden. Heinz Spilker schuf nach zwei Originalgipsen und einer Verkleinerung in Gips (der Firma Gebrüder Micheli, Berlin) die verloren gegangenen Kinderfiguren nach. Am 25.10.1989 konnte der „Kinderbrunnen“ zum zweiten Mal eingeweiht werden. Im Winter findet eine Einhausung statt - die verschiedentlich in den vergangenen Jahren durch Vandalismus Schäden erlitt und wiederhergestellt werden musste (Jörg Kuhn).

Verwendete Materialien

Muschelkalk (Brunnen) (Materialarchiv)
Bronze (Kinder) (Materialarchiv)
Brunnentechnik

Technik

behauen (Brunnen)
gegossen (Kinder)
montiert

Zustand

gut (gesamt, 2008), wird im Winter eingehaust
beschmiert (2019)
Materialausbrüche (Beckenrand, 2019), leichte

Vollständigkeit

vollständig, ehem. Treppenanlage nicht erhalten


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