Reiterstandbild des Großen Kurfürsten

Reiterstandbild des Großen Kurfürsten

Foto: Layla Fetzer, 2023, CC-BY-4.0; Intervention Nando Nkrumah "This ist not hi(s)story. This is OUR STORY", 2023

Im Zentrum des Ehrenhofes steht das dunkelgrün patinierte bronzene Reiterstandbild des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm auf seinem weißen Marmorsockel. Der Große Kurfürst (1620-1688) trägt als Kostümierung einen antikisierenden Panzer, dazu aber die zeitgenössische Allongeperücke. In der Rechten hält es den Komandostab, am Sattel auf der linken Seite hängt das Zepter. In die Seiten des ovalen, um mehrere Stufen erhöhten Marmorsockels sind Bronzereliefs eingelassen. An der rechten Seite ist es eine allegorische Darstellung des Kurfürstentums umgeben von der Personifikation der Spree, der Geschichtsschreibung und dem Genius des Friedens mit dem Plan der Langen Brücke vor dem Berliner Schloss. An der linken Seite befindet sich ein Relief mit einer Personifikation des Königtums vor der Allegorie des Glaubens, Herkules (Stärke) und des Mucius Scaevola (Tapferkeit), dazu in den Lüften Kairos, der glückliche Augenblick, den es beim Schopfe zu packen gilt, mit Krone und Lorbeer. Die Vorderseite träft eine Inschriftentafel mit Wappenkartusche. An den vier Ecken des Sockels sitzen auf Marmorpostamenten vier angekettete Sklaven. Sie sind als Verkörperung der durch den Kurfürsten besiegten Feinde (Schweden, Frankreich, Osmanisches Reich und Polen) zu verstehen (Marc Wellmann, Susanne Kähler).

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Schlüter, Andreas (Bildhauer:in)
1697-1709

Herfert, Gottfried (Bildhauer:in)
Nahl, Johann Samuel (Bildhauer:in)
Heintzy, Cornelius (Bildhauer:in)
Backer, Johann Hermann (Bildhauer:in)
Jacobi, Johann (Gießer:in)
im Gießhaus hinter dem Zeughaus

Datierungs­hinweise

Aufstellung auf der Langen Brücke u. Einweihung 1703; Ergänzung um Figuren, Seitenreliefs, Inschriftentafel am Sockel 1708/09; Sockelkopie 1896; Kriegsbedingte Auslagerung nach Ketzin 1943; Aufstellung Ehrenhof des Charlottenburger Schlosses 1951;

Objekt­geschichte

Ein Hauptwerk der Barockplastik vom Typus der auf die Marc-Aurel-Statue in Rom zurückgreifenden Reiterstandbilder. Die vier Sklaven am Sockel waren von Schlüter vorgesehen, stammen aber von anderen Künstlern. Der Sockel selbst ist eine Kopie, das Original befindet sich im Bodemuseum. Schlüter, der von Kurfürst Friedrich III., dem späteren König Friedrich I. von Preußen, 1694 aus den Diensten des polnischen Königs nach Berlin berufen wurde, schuf 1697/98 das Modell des Reiterstandbilds, das den Vater des Auftraggebers, Kurfürst Friedrich Wilhelm) darstellt. Der Guss wurde von dem "Churfürstlichen Hof- und Artilleriegießer" Johann Jacobi in Anwesenheit der gesamten Hofgesellschaft ausgeführt. 1709 wurde er auf der ehemaligen Langen Brücke (heute Rathausbrücke) mit Achsenbezügen zum Berliner Schloss, altem Dom und altem Marstall aufgestellt. 1943 bei Beginn der Bombardierung Berlins nach Ketzin im Havelland in Sicherheit gebracht, versank das Monument 1946 beim Rücktransport im Tegeler See. Unter der Last von 180 Zentnern gingen die beiden Spreekähne, in deren Mitte es vertäut worden war, zu Bruch. 1950 geborgen und in der Gießerei H. Noack restauriert. Der Senat von West-Berlin beschloss, das Monument nicht wie verlangt, an den Sowjetischen Sektor auszuliefern, wo kurz zuvor das Berliner Schloss mit dem Großteil der kostbaren künstlerischen Ausstattung mit brachialer Gewalt gesprengt worden war. Zur Eröffnung der Berliner Festwochen stellte man das Reiterstandbild 1951 im Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg auf. Die nach der Wende angestellten Überlegungen, das Standbild wieder an seinen ursprünglichen Platz aufzustellen, wurden vom Denkmalamt mit dem Argument verworfen, dass die Rathausbrücke durch die Schloss-Sprengung ihren Originalcharakter verloren habe, während der Ehrenhof des barocken Schloss Charlottenburg einen authentischeren Kontext besäße. Die schlichte Architektur des Sommerschlosses bildet jedoch kaum einen adäquaten Hintergrund für das bedeutende barocke Hauptwerk und stimmt auch nicht mit der Rangbedeutung des Schlosses innerhalb der kurfürstlichen und königlichen Repräsentation überein. 2004 fand eine umfassende Sanierung des Denkmals statt (Marc Wellmann, Susanne Kähler, Jörg Kuhn).

Maße

(Gesamt)
Höhe
(Reitergruppe)
Höhe
(Sklaven)
Höhe

5.6 m

3.8 m

2.3 m

Verwendete Materialien

Bronze (Figuren) (Materialarchiv)
Marmor (Sockel) (Materialarchiv)

Technik

gegossen (Figuren)
gemeißelt (Sockel)

Inschriften

Inschrift (gegossen)
am Sockel, Vorderseite
»DIVO FRIDERICO GUILELMO MAGNO S. R. I. ARCHIC. ET ELECT. BRANDENB. SUO PATRIAE EXERCITUUM PATRI OPT. MAX. INCLYTO QUUM lNCOMPARABILIS HEROS DUM VIXIT AMOR ORBIS AEQUE AC TERROR HOSTIUM EXTITISSET HOC PIETATIS ET GLOR. AETERNAE MONUM . L. M. Q. P. (Libenter meritoque prorsus) PRIMUS E SUA STIRPE REX BORUSS. AN. A. CH. N. CIDIDCCIII.«

Zustand

gut (2005), 2004 restauriert
alt geflickt (2005)
saniert (2005)

Vollständigkeit

vollständig, im Zustand von 1951


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