August Kraus schuf den brüllenden Löwen, August Gaul den „ruhenden“ Löwen. Kraus schuf – in der Anordnung, wie sie 1963 getroffen wurde – den rückwärtig aufgestellten, Gaul entsprechend den vorgelagerten Löwen.
Epoche
Schaffende/
Gaul, August (Künstler:in)
1892-1897
Kraus, August (Künstler:in)
Begas, Reinhold (Entwurf)
H. Gladenbeck & Sohn (Bildgießerei) (Gießerei)
Walter und Paul Gladenbeck, Friedrichshagen
Füssel, Hans (Kunstschmied:in)
der Demontage und Wiederherstellung
Datierungshinweise
am jetzigen Standort seit 1963
Objektgeschichte
Ursprünglich geschaffen für das 1889 projektierte und 1897 eingeweihte Nationaldenkmal Kaiser Wilhelms I. von Begas, seinen Schülern und dem Architekten Gustav Halmhuber. Unter Leitung von Reinhold Begas von August Gaul und August Kraus modelliert. Gegossen in der Gießerei von Walter und Paul Gladenbeck in Friedrichshagen bei Berlin. 1950 unter Aufsicht von Hans Füssel im Auftrag der SED-Behörden demontiert. Bis auf den architektonischen Unterbau samt Mosaikbelag und wenigen Resten der Plastik (u. a. Adler von Gaul im Besitz der Stiftung Stadtmuseum Berlin) zerstört. Die vier Löwenfiguren befinden sich - ihrer Trophäen und granitenen Sockel entkleidet - seit 1963 am jetzigen Standort im Tierpark. Bei den je aus zwei Löwen bestehenden Gruppen stammt das vordere Tier von August Gaul und das hintere von August Kraus. Der ehemalige Tierparkdirektor Heinrich Dathe ist in seiner Darstellung des künstlerischen Schmuckes des Tiergartens bei den Löwengruppen erstaunlich redselig. Er schreibt ganz im Sinne der damaligen Lesart kaiserzeitlicher Kunst: "Wenige Schritte weiter stoßen wir auf 2 Kolossal-Bronzegruppen, über die viel geschrieben und noch mehr geredet worden ist. Den Hinweis auf dieseTiere verdanke ich Oberbaurat Bodo Küttler, dem seinerzeitigen, sehr engagierten Denkmalspfleger Berlins, dem der Tierpark viel zu verdanken hat. Die 4 Löwen waren ursprünglich um den Sockel des einen Krieg verherrlichenden Denkmals vorm Berliner Schloß postiert und schauten nach den vier Himmelsrichtungen. Sie brachten symbolisch in ihrem gezeigten Verhalten gegenüber den angrenzenden Ländern die Einstellung der damaligen Regierung zum Ausdruck. Nach dem Kriege wurde das Denkmal demontiert, die Löwen auseinander genommen und die Einzelteile im Hofe des jetzigen Museums für Deutsche Geschichte [Zeughaus Unter den Linden 1, Deutsches Historisches Museum, JK] gelagert. Es war eine meiner ersten Maßnahmen, die zerlegten Figuren in den Park zu holen, wo sie jahrelang lagerten, ehe wir günstige Plätze für diese imposanten Gestalten fanden [nachdem die Plastiken auf Initiative von Hans Füssel von der Einschmelzung ausgenommen wurden, JK]. Diese Zeit war 1963 mit der Eröffnung des Alfred-Brehm-Hauses gekommen. Die Tiere standen ursprünglich auf allerlei Kriegsgerät wie Waffen, Kürassen, Munitionskörben, Kanonenrohren usw. All das wurde entfernt und als wertvolles Material für andere zu gießende Standbilder verwendet. Zunächst wurde die westliche Gruppe aufgerichtet, wobei sich herausstellte, daß dem einen Löwen der Schwanz fehlte. Wir ließen einen neuen gießen. Zweimal wurde er von daran schaukelnden Kindern abgebrochen, bis wir dann eine Stahlstange einfügten. Es stellte sich übrigens heraus, daß der Schwanz nicht etwa als willkommenes Buntmetall nach dem Kriege verschwunden war, Vorkriegsfotos zeigen, daß auch damals dieses für eine Katze wichtige Attribut fehlte. Später bauten wir dann die östliche Gruppe dazu auf. Beide Gruppen werden wichtige Zugangswege zum Alfred-Brehm-Haus flankieren. Lustigerweise blieb, als alle Teile eingebaut waren, eine Pfote übrig. Wir wissen nicht, wohin sie gehört, denn unsere Tiere haben ihre 16 Tatzen. So werden wir sie irgendeinem Neuguß der Zukunft zuführen". Dathe zitiert auch aus einem 1899 in Leipzig publizierten Sammelwerk "Lebende Bilder aus dem Reiche der Tiere" des Zoo-Direktors Ludwig Heck, der zu den vier Löwen vom Kaiser-Wilhelm I.-Nationaldenkmal bemerkte: "Unser 'Denkmallöwe' ist von der Delagoabai importiert werden (...) Unser Transvaallöwe war ein sehr großes und kräftiges, dabei aber schlankes und elegantes Tier, nicht allzu stark bemähnt und schulterfrei. Deshalb war er aber der Liebling der Bildhauer, vor dessen Käfig nur selten einmal kein Modellierblock stand, und er ist so auch 'unsterblich' geworden dadurch, daß er Modell für die vier Löwen am Begas'schen Kaiser-Wilhelm-Denkmal ist. Hier haben Gaul und Krauß meines Wissens die besten Löwen geschaffen, die bis jetzt plastisch dargestellt sind" (zitiert nach Dathe, 1980, S. 40-42). Schon Dathe bemängelte, dass die auch nach seiner Einschätzung künstlerisch wertvollsten Bronzeplastiken des Tierparks von den Besuchern trotz Verbotsschildern und damals angepflanztem Stachelbuschwerk ständig bestiegen und dabei immer wieder beschädigt werden. Entsprechend schlecht ist der Zustand insbesondere der östlichen Gruppe (Jörg Kuhn).
Verwendete Materialien
Bronze (Tiere) (Materialarchiv)
Naturstein (Sockel)
Technik
gegossen (Tiere)
geschweißt
behauen (Sockel)
zusammengefügt
montiert
Zustand
Vollständigkeit
unvollständig, Trophäen fehlen
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