Zwei Gruppen Rossebändiger

Zwei Gruppen Rossebändiger

Rossebändiger
Foto: Susanne Kähler, 2008, CC-BY-4.0

Auf hohen, mit Muschelkalksteinplatten verkleideten Sockeln mit rechteckigem Grundriss stehen, einander zugewandt, zwei überlebensgroße Figurengruppen vor der Terrasse des Gerichtsgebäudes im Kleistpark. Jede der beiden aus Bronze gegossenen Gruppen zeigt ein mächtiges Ross und einen unbekleideten Pferdeknecht, genannt „Rossebändiger“. Beide Rossebändiger versuchen die mächtig scheuenden Pferde in ihre Gewalt zu bekommen. Die Aktion spielt sich innerhalb eines dreieckigen Figurenaufbaues ab, was den Gruppen, trotz bewegter Aktion, eine klassische Festigkeit in der Kontur verleiht. Die (Süd-)Gruppe zeigt den „Rossebändiger zurückschreitend“. Die Inschrift auf der Plinthe vorn lautet: NICOLAUS.I. RUSSIARUM.IMPERATOR/SIGNA.PETROPOLI.FACTA/DONAVIT.A.MDCCCXXXXII. Die Inschrift auf der Plinthenseite ist in kyrillischen Buchstaben gestaltet. Sie beinhaltet die Datierung 1842. Hinten auf der Plinthe ist zu lesen: P.BAR.DE.CLOT.FEC.
Die (Nord-)Gruppe zeigt den „Rossebändiger vorwärts schreitend“. Die Inschrift auf der Plinthe vorne: FRIDERICUS.GUILELMUS.IV.REX. BORUSSORUM/POPERA.HAEC.SIBI.DONATA/COLLOCAVIT.A.MDCCCXXXXIIII. Die Längsseite der Plinthe trägt wiederum eine Inschrift in kyrillischen Buchstaben, die Datierung 1843 enthaltend. Hinten auf der Plinthe ist die Gruppe bezeichnet mit: P.BAR.DE.CLOT.FEC. (Jörg Kuhn).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Klodt, Petr K.Künstler_In1842-1843
Datierungshinweise
1844 in Berlin im Verlauf der Brüstung der Schlossterrasse gegenüber dem Lustgarten mit dem Alten Museum aufgestellt, im Juni 1945 in den Kleistpark transportiert und mit neuen Sockeln versehen
Objektgeschichte
1841 wurde in St. Petersburg die Anitschkow-Brücke vor dem zeitweiligen Wohnsitz der Zarenfamilie eingeweiht. Im Auftrag von Zar Nikolaus I. schuf Piotr Baron Clodt von Jürgenburg zuerst zwei Rossebändiger-Gruppen für den westlichen Brückenkopf. Im November 1841 wurden die Bronzen aufgestellt. Da die beiden Pendants, die erst 1847-1849 gegossen wurden, noch nicht fertig waren, wurden anstatt ihrer zwei vergoldete Gipsabgüsse der ersten beiden Gruppen auf dem gegenüberliegenden Brückenkopf aufgestellt. 1842 sah König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen die Bronzen in St. Petersburg und war völlig begeistert. So schenkte ihm sein Schwager, der Zar, je einen bronzenen Abguss. 1843 wurden die beiden Gruppen nach Berlin gebracht und 1844 unter Beteiligung von Baron Clodt und Daniel Christian Rauch vor dem "Lustgartenportal" des Berliner Schlosses aufgestellt. Die Lustgartenterrasse des Schlosses wurde erst 1846 fertig gestellt und bezog die beiden mächtigen Sandsteinsockel der mit den Schmalseiten zum Schloss und zum Lustgarten ausgerichteten Gruppen mit ein. Hier bildeten sie die Pendants zu den schon von Schinkel 1826 geplanten (und 1842-1861 von August Kiß und Albert Wolff – nicht als Reiterdenkmäler, sondern als freie Antikenadaptionen - realisierten) Wangenfiguren des Museumsgebäudes und den Pferdegruppen der Museumsattika (Pegasus-Gruppen) am Nordrand des Lustgartens. Als im Februar 1945 der Lustgartenflügel des Berliner Schlosses durch Bomben starken Schaden erlitt, wurden die Figurengruppen gesichert. Von dort aus gelangten sie – offenbar im Auftrag der westlichen Alliierten (besoders der USA) im Juni 1945 in den Kleistpark, wo Bela G. Pniower sie in seine Gartengestaltung mit einzubeziehen hatte. 2008 wurden sie abgebaut und vorübergehend im Martin-Gropius-Bau untergebracht. Die Sockel wurden bis auf ihren maroden Ziegelkern ebenfalls abgebaut. Nach der Sanierung der Gruppen und Sockel wurden sie wieder im Kleistpark aufgestellt. Eine Rückführung an den Ort ihrer Aufstellung von 1844 wird kontrovers diskutiert (Jörg Kuhn).
Maße
SüdgruppeHöhe3.7 m
Breite169.5 m
Länge3.21 m
Südgruppe PlintheHöhe0.24 m
Breite169.1 m
Länge2.63 m
NordgruppeHöhe3.85 m
Breite2.15 m
Länge3.49 m
Nordgruppe PlintheHöhe0.24 m
Breite1.69 m
Länge2.61 m
Verwendete Materialien
PlastikenBronze
SockelkernZiegelstein
SockelMuschelkalk, Platten
Technik
Plastikengegossen, patininiert
Sockelkerngemauert
Sockelverkleidet
Inschriften
Inschrift (gegossen)
an der Plinthe vorne
NICOLAUS.I.RUSSIARUM.IMPERATOR / SIGNA.PETROPOLI.FACTA / DONAVIT.A.MDCCCXXXXII.
Inschrift (gegossen)
an der Plinthe hinten
P.BAR.DE.CLOT.FEC.
Inschrift (gegossen)
an der Plinthe vorne
FRIDERICUS.GUILELMUS.IV.REX.BORUSSORUM / POPEFRA.HAEC.SIBI.DONATA/COLLOCAVIT.A.MDCCCXXXXIIII.
Inschrift
an der Plinthe hinten
P.BAR.DE.CLOT.FEC.
ZustandZeitpunkt
gesamtgut, nach umfänglicher Restaurierung 2008-20102010
Vollständigkeit
vollständignach umfänglicher Restaurierung 2008-2010

  Nachweise

  • Meiners, Antonia: Macht und Freundschaft : Berlin- St. Petersburg 1800 - 1860, Leipzig, 2008, S. 16-17.
  • Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins, Berlin, 2016, S. 75-78. Aufsatz, Jörg Kuhn: Die Denkmäler und Brunnen in der direkten Umgebung des Berliner Schlosses, in Heft 4 (Oktober 2016), 112. Jg., S. 74-103
  • Glabau, Leonie: Gartendenkmale in Berlin : Nachkriegszeit bis Ende der Sechziger Jahre, Petersberg, Kr Fulda, 2018, S. 91-95.

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