Werner-Seelenbinder-Gedenkstein

Werner-Seelenbinder-Gedenkstein

Foto: Susanne Kähler, 2012, CC-BY-4.0

Die Gedenkstätte besteht vordringlich aus der rechteckig eingefassten Grabstätte Werner Seelenbinders, die dreiseitig durch eine Eibenhecke eingefasst wird. Am Kopfende der flachen, mit schlichten rot blühenden Blumen bepflanzten Grabstätte steht ein rechteckiger Stelenstein mit vertiefter Inschrift und vertieften Verzierungen (Eichenlaub, Eicheln), jeweils rötlich hinterlegt. Die Inschrift weicht vom Beschluss von 1954 leicht ab. Ein schlichtes, zum Vorplatz des Kassen- und Vereinshauses ausgerichtetes Wegezeichen aus Holz weist auf die hinter der Hecke geschützt liegende Gedenkstätte (Jörg Kuhn).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Schnitzer, OttoEntwurf1954
Datierungshinweise
2004 saniert
Objektgeschichte
Der Transportarbeiter bei der AEG in Treptow und Ringer Werner Seelenbinder (*Stettin 2.8.1904), seit 1933 Gewinner von sechs Titeln als Deutscher Meister im Ringen des Halbschwergewichts, wurde als Widerstandskämpfer und Kommunist zunächst 1939 von der AEG entlassen, in einem Rüstungsbetrieb zwangsverpflichtet, 1942 inhaftiert und schließlich im Zuchthaus in Brandenburg/Havel am 24.10.1944 hingerichtet. Die Urne mit den sterblichen Überresten wurde nach der Befreiung im Juni 1945 auf dem Gelände der geplanten neuen Kampfbahn beigesetzt. Seelenbinder war 1909 mit seiner Familie nach Rixdorf gekommen, hatte eine Zeit lang in der Nähe der späteren Beisetzungsstätte gewohnt und war 14-jährig in den Athletik-Club Neukölln aufgenommen worden. 1928 nahm er an der Spartakiade in Moskau als einziger deutscher „Arbeitersportler“ teil und trat nach seiner Rückkehr der KPD bei. Nach der Auflösung der politisch missliebigen Arbeitersportvereine trat Seelenbinder 1933 der „Sportvereinigung Ost Berlin“ bei. Er engagierte sich in der „Roten Hilfe“ und wurde im kommunistischen Widerstand aktiv. 1930 eröffnete an der Oderstraße unweit der Hasenheide eine große Sportanlage für über 20.000 Zuschauer. Von 1945 bis 1950 trug die aus Trümmerschutt neu errichtete Sportstätte den Namen „Werner-Seelenbinder-Kampfbahn“, danach „Sportpark Neukölln“ (am 24.10.2004 in Werner-Seelenbinder-Sportpark umbenannt). Am 2. September 1954 beschloss die Versammlung der Deputierten für Bildung und Kunst auf ihrer 73. Sitzung den 1954 im Rahmen eines Künstlernotprogramms vom Bildhauer Otto Schnitzer geschaffenen Entwurf zu einer Gedenkstele für Seelenbinder auf dessen Grabstätte ausführen zu lassen (vgl. Protokoll über die gemeinsame Sitzung der Deputation für Volkbildung und Kunst – 73. Sitzung – am Donnerstag, den 2.9.1954, in: Ordner 6202-8114 Volkspark Hasenheide/Trümmerberg Rixdorfer Höhe/Trümmerfrau im Natur- und Grünflächenamt (NGA) des Bezirks Neukölln, Herrmannstraße 214/216, 7. Stock, Gebäudeteil D, Zimmer 14). Die Grabstätte von Seelenbinder wurde zu einer Gedenkstätte mit Heckeneinfassung erweitert. Die Sportanlage wurde in den 1970er Jahren zurück gebaut und später ein neues Kassen- und Vereinsgebäude errichtet. Die Gedenkstätte blieb davon offenbar weitgehend unberührt. Für den 24. Oktober 2004 wurde die Gedenkstätte im Zusammenhang mit Werner Seelenbinders 60. Todestag saniert und ein neues Namensschild der Sportanlage, die wieder nach Seelenbinder zurück benannt wurde, am 24.10.2004 durch den Bezirksbürgermeister und den Präsidenten des Landessportbundes, Peter Hanisch, enthüllt. Am 24.10.2009 fand an der Grabstätte eine Gedenkveranstaltung zum 65. Todestag Seelenbinders statt. Aufgrund der Weigerung des Veranstalters (Freundeskreis der Sportsenioren des Deutschen Turn- und Sportbundes; Arbeitsgruppe Sport der Gesellschaft zur rechtlichen und humanitären Unterstützung GRH und des Vereins Sport und Gesellschaft), den öffentlichen Auftritt des politisch sehr umstrittenen Kommunisten Klaus Huhn abzusagen, sagte seinerseits der Bezirk eine Teilnahme ab. Diese Entscheidung sollte einer politisch einseitigen und damit historisch fragwürdigen Vereinnahmung des Gedenkens an Seelenbinder enttgegenwirken (Jörg Kuhn).
Verwendete Materialien
Stein
Farbe, Auslegung der Inschrift
Technik
behauen
gemeißelt
Inschriften
Inschrift (eingemeißelt, ausgelegt)
am Objekt, Vorderseite
DEM GEDENKEN / DER DEUTSCHEN SPORTLER / DIE IM KAMPF GEGEN / KRIEG UND FASCHISMUS / IHR LEBEN LIESSEN / WERNER SEELENBINDER / GEBOREN 2.8.1904 / SECHSFACHER DEUTSCHER / MEISTER UND OLYMPIA / KÄMPFER / HINGERICHTET 24.10.1944
ZustandZeitpunkt
gut2012
Vollständigkeit
vollständig

  Nachweise

  • Endlich, Stefanie: Wege zur Erinnerung, Gedenkstätten und -orte für die Opfer des Nationalsozialismus, Berlin, 2007, S. 294.

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