Vier Säulenfragmente der Torhäuser

Vier Säulenfragmente der Torhäuser

Foto: Susanne Kähler, 2006, CC-BY-4.0

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Strack, Johann HeinrichArchitekt_In1993
Liebehenschel, WolfgangBeteiligte_r
Konzept
Datierungshinweise
Aufstellung der Säulenfragmente als Erinnerungsmal: 1993 unter Einbeziehung der Spolien von 1879
Objektgeschichte
Die Säulenfragmente sind als Hinweis auf die Architektur des Platzes vor der Zerstörung des II. Weltkrieges zu verstehen. Die südlich der Friedrichstadt und der Luisenstadt verlaufende Akzisemauer wurde 1867/68 abgerissen, nachdem 1860 ihre Funktion aufgehoben worden war. Auch das Stadttor am Belle-Alliance-Platz und die dazugehörigen Wachgebäude fielen, wie die meisten Stadttore, diesem Abriss zum Opfer. Im Anschluss wurde die Tempelhofer Vorstadt mit in die Stadt einbezogen. Johann Heinrich Strack, nach dessen Plänen 1874 die Belle-Alliance-Brücke entstanden war, entwarf für den Südrand des Platzes 1875 zwei einander zugewandte Kopfbauten mit jeweils einem Säulenportikus und darauf ruhender Veranda. Die roten Granitsäulen hat Strack offensichtlich mit den Sockeln der Sitzfiguren „Klio“ und „Friede“ auf die Friedenssäule im Zentrum des Platzes abgestimmt. Auf den vier Eckpfosten der Veranden standen allegorische Marmorskulpturen, geschaffen von den Bildhauern Louis (Ludwig) Drake und Heinrich Pohlmann. Diese Torbauten erhielten aufgrund ihres Umrisses im Volksmund die Bezeichnung Magistratsklaviere. Der Baumeister Johann Heinrich Strack, letzter der bedeutenden direkten Schinkelschüler und Vertreter eines späten Klassizismus ging 1876, ein Jahr nach Errichtung der Torbauten, in den Ruhestand und erhielt den Titel Architekt des Kaisers. Die Aufstellung der Säulenfragmente erfolgte 1993 auf Betreiben von Herrn Wolfgang Liebehenschel, dem damaligen Leiter des Hochbauamts Kreuzberg. Er hatte die Säulen bei der Steinmetzfirma Albrecht (Bergmannstraße, Luisenstädtischer Friedhof) ausfindig machen können. Der Steinmetzmeister Albrecht, einer der Vorfahren des jetzigen Firmeninhabers, hatte unmittelbar nach dem Bombenangriff im II. Weltkrieg auf den damaligen Belle-Alliance-Platz die Säulen geborgen und auf sein Grundstück gebracht. Einige Teile waren bereits von dem Steinmetzen zu Grabsteinen verarbeitet worden, daher erklärt sich das vertikal durchgesägte und gekürzte Säulenstück. Die Kapitelle der Säulen waren nicht mehr vorhanden, dagegen einer der Sockel. Die heutigen Sockel der vier Fragmente wurden entsprechend dem erhaltenen Sockel von einem Mitarbeiter des Hochbauamts (Herrn Lochau) aus Beton nachgeformt. Die Fragmente wurden genau an der Stelle platziert, an der sich die ursprünglichen vier Säulen am Portikus des westlichen Torhauses befunden haben. Neben der Friedenssäule und den Figuren Clio und Friede sind die Säulen als weiterer Hinweis und Erinnerung auf den heute nicht mehr mit seiner ursprünglichen Bebauung erhaltenen Platz zu verstehen. Eine Tafel zur Erklärung dieses Ensembles wäre aber dringend notwendig, da die ursprüngliche Architektur sonst für den Passanten kaum nachvollziehbar ist. (Jörg Kuhn)
Verwendete Materialien
SpolienGranit, roter
SockelBeton
Technik
Spolienbehauen
poliert
Sockelgegossen
Zustand
gesamtbeschmiert
beklebt
verschmutzt
veralgt
SpolienAusbrüche
Vollständigkeit
vollständigals Denkmalkonzept

  Nachweise

  • Badstübner-Gröger, Sibylle: Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Berlin, München, 2000, S. 258.
  • Heise, Jutta: Kunst- und Sonderobjekte im städtischen Raum. Stadt-Raum Kreuzberg, Berlin, 2000, S. 14.
  • Langer, Karin: Rondell, Belle-Alliance-Platz, Mehringplatz : Stadtgeschichte am Halleschen Tor ; eine Ausstellung über Geschichte und Gegenwart des "Platzes mit dem Engel" ; Galerie Franz Mehring, Berlin 1986, Berlin, 1986.

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