Sprea

Sprea

Die Spree

Foto: Susanne Kähler, 2019, CC-BY-4.0

„Überlebensgroß thont eine nackte Frauengestalt auf einem Felsen, dessen Sitz durch ein faltig herabhängendes Fischernetz bedeckt ist. Sie wendet den Kopf gegen die rechte schulter, mit sinnendem Blick in die Ferne. Das mehr als schulterlange Haar wird von einem Lorbeerkranz geziert. Der rechte Fuß ist sanft an das andere Bein gelegt. In der linken, seitlich heruntergleitendenHand hält sie eine Wasserrose. Mit der anderen Hand reicht sie einem, zu ihrer Rechten aufrecht sitzenden Bären eine große, flache Muschelschale. Der im Verhältnis zur menschlichen Hauptfigur klein wirkende, etwas zurückgesetzte Bär lehnt in ‚legerer‘ Haltung gegen den Felsen und stützt mit einer Vorderpfote die Muschelschale, aus der er mit tief gesenktem Kopf und herausgestreckter Zunge Wasser schlürft. Zu Füßen der ‚Sprea‘ findet sich noch weiteres, geschickt angeordnetes Beiwerk in Form von Schilfpflanzen, einem Pfahl mit Anlegering und einer Schnecke. Auch reicht das schon erwähnte Fischernetz bis zum Boden hinab“ (zitiert nach Mario Perschke: „Die ‚Sprea‘ von Jeremias Christensen, in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins, Bd. 93, 1997, Heft 1, S. 172-178).

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Christensen, Jeremias (Bildhauer:in)
1895-1898

Datierungs­hinweise

1955 Aufstellung im Tierpark

Objekt­geschichte

"(...) stoßen wir bald unter hohen Bäumen auf einer Halbinsel, absichtlich etwas vom Hauptbesucherverkehr abseits gestellt, eine auf Netzen sitzende Frauengestalt, einen Kranz im Haar, die aus einer großen, flachen Muschelschale einen Bären tränkt, der im Schilff hockt. Ein Pfahl mit Anlegering vervollständigt das Ensemble um diese schöne Frau, aus leuchtend weißem italienischen Marmor gemeißelt, deren Blick sinnend in die ferne schweift. Ihr ursprünglicher Standplatz befand sich im 1. Stock in der großen Halle vor dem Magistratssitzungssaal des Rathauses der Hauptstadt Berlin, das damals von vielerlei Kunstwerken geschmückt war. Beim Wiederaufbau des stark beschädigten Gebäudes nach 1950 wurde sie von ihrem alten Standplatz entfernt, vom VEB Stuck und Natuirstein restauriert und dem Tierpark geschenkt, der sie 1955 an einer kleinen schmalen Wasserschlenke des kleineren Mittelteiches aufstellte. Diese Frauenfigur symbolisiert die Spree, daher auch 'Sprea' genannt, die den Berliner Bären (also Berlin) mit Wasser versorgt. Sie wurde in einer Zeit, wo man sich gern allegorisch ausdrückte, von Jeremias Christensen (Berlin) Ende der neunziger Jahre geschaffen. Wir mußten sie noch einmal 1966 von Walter Lerche überholen lassen, weil Rüpel ihr wieder Zehen und Finger abgeschlagen hatten" (Heinrich Dathe, 1980, S. 54-55). Die "Sprea" gehört zur künstlerisch bedeutenden skulpturalen Ausstattung des so genannten Roten Rathauses, wo sie an zentraler Stelle in einer - unverändert erhaltenen - Rundbogennische stand und auch die Zerstörungen des Gebäudes im Zweiten Weltkrieg, fast wie ein Wunder, ziemlich unbeschädigt überstand. Beim Wiederaufbau des Rathauses nach 1945 wurde die Figurengruppe exmittiert und 1955 erfolgte die Aufstellung im Tierpark Friedrichsfelde (vgl. auch: Konstantin Wächter: Berlin, Tierpark Friedrichsfelde. Sozialistischer Planzoo des Kollektivs Graffunder - Analyse und Inventarisation, Masterarbeit am institut für Architektur, Fachgebiet Historische bauforschung, Technische Universität Berlin, Berlin 2012, S. 108-109). Seit ihrer Aufstellung im tierpark hat die kostbare Skulptur erheblich Schaden genommen. Ansätze und Appelle zu ihrer Rettung sind bisher unerhört und weitgehend folgenlos am demonstrativen Desinteresse des Eigentümers gescheitert (Jörg Kuhn).

Maße

Höhe
Breite
3 m
1.8 m, maximale Breite

Verwendete Materialien

Marmor (Materialarchiv) , weiß

Technik

gemeißelt

Zustand

verwittert (2019)
alt geflickt (2019), 1955, 1966
biogener Bewuchs (2019)

Vollständigkeit

vollständig, nach Ergänzung 1966


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