Der Brunnen entspricht in Aufbau und Dekor dem 1973 auf dem Brunnenplatz im Märkischen Viertel 1973 aufgestellten Schalenbrunnen. Der Springbrunnen ist ein klassischer mehrstufiger Berliner Schalenbrunnen des 19. Jahrhunderts. In einem großen runden Brunnenbecken mit Wulstrand steht eine mehrteilige, mehrfach profilierte und gestufte Brunnensäule, die nach oben hin zwei sich verjüngende Schalen übereinander trägt. Der oberste Teil der Säule zwischen den Schalen hat eine bauchige Vasenform mit einem floralen Dekor. Aus einer kleinen Fontäne oben fällt Wasser in die obere kleinere Schale, über deren Rand fließt es in die untere größere Schale und von dort in das flache Basisbecken. Der Brunnen steht auf einem zweistufigen sechseckigen Podest mit Bernburger Pflaster. Die Brunnenteile sind aus Sandstein gefertigt (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz). Der zentrierte Brunnenbau ziert die heutige Fußgängerzone und verwiest durch seine klassische Schlichtheit auf seine Entstehungszeit.
Kategorie
Epoche
Schaffende/
Unbekannt (Künstler:in)
1880-1887
Datierungshinweise
1955 Aufstellung in Tegel
Objektgeschichte
1976 baute das Bezirksamt Reinickendorf den vorderen Abschnitt der nach dem Tegeler Dorfanger führenden Straße Alt-Tegel zur ersten Fußgängerzone Berlins aus. Der Bezirk ließ Granit-Mosaikpflaster verlegen und nahe der Berliner Straße, ehemals Schlossplatz, nachgebaute so genannte Schinkel-Laternen und einen historischen Schalenbrunnen aufstellen. Der Brunnen entsprach in Form und Material dem Schalenbrunnen, der 1973 auf dem später so genannten Brunnenplatz im neuen Einkaufszentrum des Märkischen Viertels seinen Platz fand. Beide in Form und Material gleiche Brunnen, wohl aus den 1880er Jahren, standen bis zu ihrem Abbruch 1954 im Umfeld der Hochschule für bildende Künste, der Hochschule für Musik oder in den Gartenanlagen Technischen Universität in Charlottenburg.3 Als ihre Trümmer entsorgt werden sollten, wurden sie vom Berliner Steinmetz und Bildhauer Hartmut Breuer geborgen und auf seinem Werkstattgelände in Waidmannslust eingelagert. In den 1970er Jahren kam es auf Initiative des Bezirksamtes Reinickendorf zu ihren Wiederaufstellungen in Tegel und im Märkischen Viertel. Beide Aufstellungen mit Restaurierungen der Brunnenteile wurden von Hartmut Breuer ausgeführt. Während der öffentliche Tegeler Brunnen noch in Betrieb ist, wurde der in privaten Besitz befindliche Springbrunnen des Märkischen Viertels Mitte des Jahres 2020 abgebrochen und nicht wieder aufgestellt. Die in den Quellen zu findende Bezeichnung des Brunnens als „Schinkelbrunnen“ ist irreführend. Von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) sind Entwürfe für ein- und zweischalige klassizistische Brunnen in Bronze oder Eisen bekannt, die aber weitaus zierlicher und reicher verziert sind. So der einschalige Schalenbrunnen, den er Ende der 1820er Jahre für den Hof des Berliner Gewerbeinstituts ausführen ließ, der 1843 nach Potsdam/Charlottenhof kam. Auch der Mettlacher Schinkelbrunnen weist andere Formen auf. Die beiden identischen Brunnen in Tegel und im Märkischen Viertel sind nach Unterlagen des Denkmalamtes und Literaturangaben 1880 oder 1887 entstanden. Ein Bildhauer oder eine Herstellungsfirma konnten im Rahmen dieser kurzen Erfassung nicht ermittelt werden. In seinem mehrschaligen Aufbau entspricht er einem klassischen Schalenbrunnen des 19. Jahrhunderts, der aus dem Röhrenbrunnen entwickelt wurde. „Er wird in der Regel von einer Figur gekrönt und besteht aus einer, bzw. mehreren Brunnenschalen. Im 19. Jahrhundert haben sich zwei Varianten dieses Brunnentypus herausgebildet: der statuengekrönte Mehrschalenbrunnen und der mehrschalige Brunnen mit einem flachen Basisbecken, der durch Figuren am Beckenrand geschmückt ist.“ (Messer/Nikolai/Schuster 1986. S.36). Die nach Reinickendorf translozierten Brunnen entsprechen dem zweiten Typus, sind allerdings sparsam mit floralem Dekor verziert und weisen keinen Figurenschmuck auf. Sie sind eher in Anlehnung an Renaissancevorbilder gestaltete, zweistufige Schalenbrunnen. Wegen ihrer relativ schlichten Formgebung könnten sie von einer Firma geliefert worden sein, die sich auf die vorgefertigte Herstellung von Zierbrunnen spezialisiert hatte. Dafür gab es ab dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts sicherlich einen Markt in Berlin (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz). (Quelle: Gespräch mit Hartmut Breuer vom 18.08.2020.)
Maße
Verwendete Materialien
Technik
Zustand
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