Schalenbrunnen

Schalenbrunnen

Dieses Bildwerk ist nicht vor Ort.
Foto: Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz, 2020, CC-BY-4.0

Der Schalenbrunnen befand sich ehemals auf dem Brunnenplatz des Einkaufszentrums im Märkischen Viertel. Er entsprach im Aufbau und Dekor dem in der Fußgängerzone Alt-Tegel 1976 aufgestellten Schalenbrunnen.
Der Springbrunnen ist ein klassischer mehrstufiger Berliner Schalenbrunnen des 19. Jahrhunderts. In einem großen runden Brunnenbecken mit Wulstrand steht eine mehrteilige, mehrfach profilierte und gestufte Brunnensäule, die nach oben hin zwei sich verjüngende Schalen übereinander trägt. Der oberste Teil der Säule zwischen den Schalen hat eine bauchige Vasenform mit einem floralen Dekor. Aus einer kleinen Fontäne oben fällt Wasser in die obere kleinere Schale, über deren Rand fließt es in die untere größere Schale und von dort in das flache Basisbecken. Die Brunnenteile sind aus Sandstein gefertigt (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Unbekannter Künstler1880-1887
Breuer, Hartmut
Wiederaufstellung
Datierungshinweise
Wiederaufstellung 1973
Objektgeschichte
Am 13. Juli 1973 wurde auf dem später so genannten Brunnenplatz im neuen Einkaufszentrum des Märkischen Viertels ein Schalenbrunnen eingeweiht. Drei Jahre später ließ das Bezirksamt Reinickendorf einen identischen Brunnen in der Fußgängerzone Alt-Tegel errichten. Beide in Form und Material gleiche Brunnen, vermutlich aus den 1880er Jahren, standen bis zu ihrem Abbruch 1954 im Umfeld der Hochschule für bildende Künste, der Hochschule für Musik oder in den Gartenanlagen der Technischen Universität in Charlottenburg. Als ihre Trümmer entsorgt werden sollten, wurden sie vom Berliner Steinmetz und Bildhauer Hartmut Breuer geborgen und auf seinem Werkstattgelände in Waidmannslust eingelagert. In den 1970er Jahren kam es auf Intiative des Bezirksamtes Reinickendorf zu ihren Wiederaufstellungen in Tegel und im Märkischen Viertel. Beide Aufstellungen mit Restaurierungen der Brunnenteile wurden von Hartmut Breuer ausgeführt. Während der öffentliche Tegeler Brunnen noch in Betrieb ist, wurde der in privaten Besitz befindliche Springbrunnen des Märkischen Viertels Mitte des Jahres 2020 abgebrochen, da der Brunnenplatz überdacht und Teil eines neuen Einkaufszentrums werden sollte. Die Brunnenteile wurden veräußert und lagerten seitdem auf einem Hof für historische Bauelemente in Brandenburg, wo sie zum Verkauf angeboten werden. Die in den Quellen zu findende Bezeichnung des Brunnens als „Schinkelbrunnen“ ist irreführend. Von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) sind Entwürfe für ein- und zweischalige klassizistische Brunnen in Bronze oder Eisen bekannt, die aber weitaus zierlicher und reicher verziert sind. Die beiden identischen Brunnen in Tegel und im Märkischen Viertel sind nach Unterlagen des Denkmalamtes und Literaturangaben 1880 oder 1887 entstanden. Ein Bildhauer oder eine Herstellungsfirma konnten nicht ermittelt werden. In seinem mehrschaligen Aufbau entspricht er einem klassischen Schalenbrunnen des 19. Jahrhunderts, der aus dem Röhrenbrunnen entwickelt wurde. „Er wird in der Regel von einer Figur gekrönt und besteht aus einer, bzw. mehreren Brunnenschalen. Im 19. Jahrhundert haben sich zwei Varianten dieses Brunnentypus herausgebildet: der statuengekrönte Mehrschalenbrunnen und der mehrschalige Brunnen mit einem flachen Basisbecken, der durch Figuren am Beckenrand geschmückt ist.“ (Messser/ Nicolai/ Schuster, 1986, S. 36). Die nach Reinickendorf translozierten Brunnen entsprechen dem zweiten Typus, sind allerdings sparsam mit floralem Dekor verziert und weisen keinen Figurenschmuck auf. Sie sind in Anlehnung an Renaissancevorbilder gestaltete, zweistufige Schalenbrunnen. Wegen ihrer relativ schlichten Formgebung könnten sie von einer Firma geliefert worden sein, die sich auf die vorgefertigte Herstellung von Zierbrunnen spezialisiert hatte (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz).
Maße
BeckenHöhe3 m
Durchmesser4.15 m
SchalenDurchmesser1.2 m
Durchmesser0.75 m
Verwendete Materialien
Sandstein
Technik
behauen
ZustandZeitpunkt
Brunnenabgebrochen2020
beschädigt2020
Vollständigkeit
nicht vor Ort

  Nachweise

  • Jacob, Brigitte: 40 Jahre Märkisches Viertel. Geschichte und Gegenwart einer Großsiedlung, Berlin, 2004, S. 85.
  • Schlickeiser, Klaus: Historische Spaziergänge durch Wittenau, Ergänzungsband: Durch das Märkische Viertel, Berlin, 1992, S. 424.
  • Ugowski, Eberhard: Berliner Brunnen. Verzeichnis und Beschreibung gestalteter Brunnen im öffentlichen Raum, Berlin, 1993, S. 70.
  • Wilde, Alexander: Das Märkische Viertel Berlin , Berlin, 1989, S. 93.

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