Relief Tabakanbau und Tabakhandel

Baugebundene Kunst

Relief Tabakanbau und Tabakhandel

Foto: Layla Fetzer, 2023, CC-BY-4.0

Weitere baugebundene Kunst (2)

Gebäude der baugebundenen Kunst

Ermelerhaus

Gebäude der baugebundenen Kunst

Über dem Eingang des Ermelerhauses befindet sich ein querrechteckiges Relief mit Szenen zum Thema Tabakhandel. Dargestellt sind der Anbau von Tabak, dessen Ernte, Weiterverarbeitung und Verpackung in einer tropisch anmutenden Landschaft. Die Reliefszenen beginnen links mit dem Tabakanbau: Ganz außen pflücken kräftige, nur mit Hüfttüchern bekleidete Männer Tabakblätter von den Sträuchern. Daneben trägt eine barbusige Frau einen schweren Korb mit Zweigen auf ihren Kopf zu einem Verpackungsplatz. In der Mitte des Reliefs werden die bereits verpackten Tabakballen gewogen und anschließend für den weiteren Transport in Fässer verpackt. Rechts im Bild ist in Rückenansicht ein gut gekleideter Europäer zu sehen. Er lagert entspannt am Ufer, sein Arm liegt auf einem Tabakbündel. In der Ferne sind das Meer mit einem Segelschiff und am Horizont der Deutsche und Französische Dom als Wahrzeichen Berlins zu sehen.

Das Relief trägt im mittleren Bereich die Inschrift „GEGRÜNDET IM IAHRE 1808.“ und auf einem der Transportkörbe sind die Initialen „W.E.“ zu lesen (Nicola Vösgen).

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Füssel, Hans (Restaurator:in)
1868, Restaurierung, 1960er Jahre

Breitenfeld, Jörg (Restaurator:in)
Restaurierung 2019/20

Datierungs­hinweise

Vermutung

Objekt­geschichte

In der Literatur wird als Datierungsvorschlag für die Fassadengestaltung, also u.a. auch für das Zinkguss-Relief, überwiegend das Jahr 1804, teilweise auch 1825, genannt. Beide Datierungsvorschläge können aus verschiedenen Gründen nicht zutreffen. Zum einen verweist die Inschrift des Reliefs auf die Gründung der Tabakmanufaktur Ermeler, die erst 1808 am Mühlendamm erfolgte. Zum zweiten sind auf einem der Transportkörbe die Initialen „W.E.“ zu lesen, die sicherlich auf Wilhelm Ermeler verweisen. 1804 gehörte das Gebäude allerdings noch Johann Heinrich Neumann, erst 1824 wurde es von Wilhelm Ermeler übernommen. Zum dritten war die Technologie des figürlichen Zinkgusses um 1804 bzw. 1825 überhaupt noch nicht „erfunden“. Aus technologischen Gründen ist die Herstellung eines derartigen Reliefs frühestens ab Ende der 1830er, eher erst ab den 1840er Jahren, vorstellbar. Aufgrund der zweimaligen Nennung von Wilhelm Ermeler (Inschrift an der Attika und Inschrift Relief) können diese Fassadenteile also frühestens während dessen Lebenszeit entstanden sein. Überliefert ist allerdings auch, dass erst durch seinen Sohn Karl Albert (1816–1872) in den Jahren 1868 bis 1872 bauliche Veränderungen am Außenbau vorgenommen wurden. Das Zinkguss-Relief könnte also aufgrund von Inschrift und technologischen Voraussetzungen theoretisch bereits zur Lebenszeit von Wilhelm Ermeler, zwischen den 1840er Jahren und 1866 entstanden sein. Oder es ist, wie bereits Julius Kothe in der „Denkmalpflege“ 1914 formuliert hat, erst während der Eigentümerschaft von Karl Albert Ermeler um 1868 entstanden. Nach Kriegsbeschädigungen wurde das Relief 1960 von Hans Füssel restauriert (Eike: Justitia erhielt eine neue Waage, Ermeler-Haus schon 1550 von Patriziern bewohnt / Schwierige Fassadenrenovierung beendet, in: Neue Zeit, 12.01.1960, S. 8). Vor kurzem erfolgte eine weitere Restaurierung durch den Restaurator Jörg Breitenfeld (2019/2020) (Nicola Vösgen).

Verwendete Materialien

Zink (Materialarchiv)

Technik

gegossen

Inschriften

Datum
»GEGRÜNDET IM IAHRE 1808.«

Zustand

gut (2023)

Vollständigkeit

vollständig


Ihre Information ist gefragt

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir aus Kapazitätsgründen nur in Ausnahmefällen und ausschließlich bei wissenschaftlichem Interesse Fachfragen zur Bildhauerkunst beantworten können.