Die Front des Rathauses Charlottenburg an der Otto-Suhr-Allee wird dominiert von dem 88 Meter hohen Rathausturm, der in den unteren Geschossen als Risalit mit Giebelabschluss, Erker und Balkon gestaltet ist. Zu beiden Seiten schließen sich fünfgeschossige Flügel an, die sich westlich über fünf und östlich über sieben Achsen erstrecken. Die drei unteren Geschosse sind mit Rustika verkleidetet, im ersten Obergeschoss öffnen sich große, dreigeteilte Rundbogenfenster über je zwei Achsen. Die oberen Geschosse sind durch Lisenen stark vertikal gegliedert und reich mit Bauplastik verziert.
Deutlich abgesetzt in Geschosshöhen und Material ist der östliche Erweiterungsbau. Über dem ebenerdigen Rundbogenportal tritt ein trapezförmiger Erker aus der Fassadenfläche hervor. Zu beiden Seiten des Portals sowie in der Attikazone ist bauplastischer Schmuck vorhanden.
Die rückseitige viergeschossige Fassade in Alt-Lietzow, die deutlich hinter die Straßenflucht zurückgesetzt ist, erstreckt sich über vierzehn Achsen. Sie ist im westlichen Teil vertikal durch Pfeiler und Lisenen gegliedert. Das Erd- und erste Geschoss sind durch große Rundbogenfenster geöffnet, in den oberen Geschossen sind zweiflügelige rechteckige Fenster vorhanden, die sich in den unteren Geschossen im Bereich zwischen den Lisenen wiederholen. Rechts ragt ein Risalit bis zur Straßenflucht hervor. Der östliche Fassadenteil ist schlichter gestaltet (Nicola Vösgen).
Epoche
Schaffende/
Süßenguth, Georg (Architekt:in)
1899-1905, (1899 – 1905, Bauabschnitt 1 und 2)
Reinhardt, Heinrich (Architekt:in)
1911-1916, (1899 – 1905, Bauabschnitt 1 und 2)
Seeling, Heinrich (Architekt:in)
(Anbau 1911 – 1916)
Datierungshinweise
1899 – 1902 (Bauabschnitt 1) 1902 – 1905 (Bauabschnitt 2) 1911 – 1916 (Erweiterung)
Objektgeschichte
Nach einem 1897 ausgeschriebenen Wettbewerb wurde das Rathaus Charlottenburg nach Plänen der Architektengemeinschaft Reinhardt & Süßenguth in zwei Bauabschnitten erbaut: zuerst in den Jahren 1899 – 1902 die Front in der Straße Alt-Lietzow (zur Bauzeit: Lützowerstraße), die ursprünglich nur sieben Achsen umfasste (der heutige westliche Teil). Anschließend ist im Juni 1902 der Grundstein für den Bauteil an der Otto-Suhr-Allee (zur Bauzeit: Berliner Straße) errichtet worden, dessen seitliche Flügel anfangs nur fünf Achsen lang waren (Heinrich Reinhardt (1868 - 1947), Georg Süßenguth (1862 – 1947)). Die Übergabe an den Magistrat der Stadt Charlottenburg fand am 20. Mai 1905 statt, eine Woche vor der 200-Jahrfeier der Stadt Charlottenburg. Der östlich anschließende Erweiterungsbau, der für die Unterbringung der Sparkasse errichtet wurde, entstand nach Plänen des Architekten und Charlottenburger Stadtbaurats Heinrich Seeling (1852 - 1932) in den Jahren 1911 – 1916. Dabei wurde der bis dahin symmetrische Altbau des Rathauses um zwei Achsen nach Osten erweitert und ein schmaler Kopfbau angefügt. In diesem Zusammenhang ist auch die Fassade in der Straße Alt-Lietzow nach Osten verlängert worden. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Rathaus 1943 schwer beschädigt, bei Kriegsende waren. 50 % der Bausubstanz zerstört. Der Wiederaufbau unter der Leitung von Hans Günther dauerte von 1947 bis Mitte der 1950er Jahre. Die Wiederherstellung bzw. teilweise Neuschöpfung der zerstörten Fassadenplastiken wurde den Bildhauern August Rhades und Friedrich Zuchantke übertragen. Heute ist das Rathaus Charlottenburg Sitz der Bezirksbürgermeisterin und der Bezirksverordnetenversammlung, in der ehemaligen Sparkassenhalle befindet sich die Heinrich-Schulz-Bibliothek (Nicola Vösgen)
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