Odin

Odin

Foto: Susanne Kähler, 2012, CC-BY-4.0

Die kinetische Skulptur von Heinsdorff steht im Britzer Garten unweit des Einganges von der Mohriner Allee aus auf einer von Bäumen und Sträuchern umpflanzten Rasenfläche. Die Aerodynamik ist die Grundlage des mobilen, fünfzehn Meter hohem Signals aus vier gegeneinander rotierenden und balancierenden Riesenspindeln. Gleich lanzettförmigen Blättern, flach im Volumen, vertikal sich nach oben streckend, scheinen sie schwerelos im Wind zu schweben (Susanne Kähler nach Lucie Schauer (1985).

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Heinsdorff, Sebastian (Künstler:in)
1985

Rochelt, Günter (Ausführende:r)
Fa. G. Rochelt, München; auch 1991 beteilgt bei der Wiederherstellung in Hamburg

Fa. Daimler-Benz (Beteiligte:r)
Lehrlinge von D-B ersetzten um 2001 das Kugellager

Datierungs­hinweise

Entstanden anlässlich der Buga 1985. Wiederherstellungen 1989, 1991, 1993-1994, 1999-2002

Objekt­geschichte

Die kinetische Skulptur mit dem Namen ODIN (Odin ist der Hauptgott in der nordischen Mythologie der eddischen Dichtung. Dort fungiert er als Göttervater, Kriegs- und Totengott, als ein Gott der Dichtung und Runen, der Magie und Ekstase mit deutlich dämonisch-schamanistischen Zügen; es muss aber auch darauf verwiesen werden, dass die Buchstaben des Namens ODIN sich im Familiennamen des die Skulptur schaffenden Künstlers wiederfinden lassen!) des damals in Obergolding ansässigen Künstlers Sebastian Heinsdorff entstand im Rahmen des gegenüber der Fassung von 1934 modifizierten Programms „Kunst am Bau“ des Berliner Senats in enger Abstimmung mit der Bundesschau Berlin 1985 GmbH. Es wurden insgesamt fünf Millionen DM für Kunstwerke der Bundesgartenschau 1985 zur Verfügung gestellt. Über 40 Künstler verschiedenster, aber „moderner“ künstlerischer Ausrichtungen wurden eingeladen, sich am Wettbewerb um die künstlerische Bereicherung des Bundesgartenschaugeländes zu beteiligen. Übergreifendes Thema der für den Britzer Garten gewollten Kunstwerke war das Verhältnis von „Kunst und Landschaft“. Heinsdorff, ein Schüler der Bildhauerklasse von Prof. Hans Ladner an der Akademie der Bildenden Künste München, hatte sich 1985 gerade selbständig gemacht. Heinsdorff hat sich 1985 zu seinen kinetischen Werken folgend geäußert: „Mein Hauptinteresse gilt der Bewegung, die ich mit unterschiedlichen Kinetischen Plastiken für den Innen- und Aussenraum ausdrücke, wobei ich vor allem den natürlichen Wind, aber auch Wasser und Elektromotoren als Antrieb nutze und damit zu vielfältigsten Bewegungsabläufen gelange. Durch speziellen Leichtbau bewegen sich die arbeiten schon bei geringstem Wind und übertragen mit großer Leichtigkeit den Charakter der jeweiligen Luftbewegung. Dabei ist es eine besondere Herausforderung auch extremen Witterungsbedingungen standzuhalten“. Lucie Schauer schreibt im Begleitheft „Kunst im Park“ 1985: „Ein Teil der Künstler setzt Kunst und Landschaft kontrapunktisch zueinander in Beziehung. Am eindeutigsten markiert sich das an den Eingängen Buckower Damm und Mohriner Allee, wo Ludwig Thümer und Sebastian Heinsdorff weithin sichtbare Wahrzeichen gesetzt haben. (…) Aerodynamik ist auch die Grundlage von Heinsdorff mobilem, fünfzehn Meter hohem Signal aus vier gegeneinander rotierenden und balancierenden Riesenspindeln. Gleich lanzettförmigen Blättern, flach im Volumen, vertikal sich nach oben streckend, scheinen sie schwerelos im Wind zu schweben. Die Technik bleibt weitgehend verborgen, es geht um die Sichtbarmachung von Energien im Sinne bewegter Naturkräfte“. Die mit Wind und Schwerkraft bewegte Skulptur wurde nach den Plänen von Heinsdorff von der Fa. G. Rochelt in München hergestellt (Prof. Günter Rochelt von der Hochschule für Bildende Künste war 1991 auch an der Wiederherstellung der Skulptur in Hamburg beteiligt). Die vier Elemente („Spindeln“) wurden in Leichtbauweise hergestellt, CFK-Material und Stahlrohr, über Wälzlager miteinander verbunden, mit Kunststoffgewebe bespannt und mit Blei ausgewogen. Die fragile Eleganz der Skulptur, die auf Kosten einer entsprechenden Technik erzeugt wurde, zeigt die ganze Problematik einer solchen Kunstarbeit. Die vier je sechs Meter langen „Elemente“ oder „Spindeln“ wurden durch den Wind stark bewegt, sehr stark beansprucht, stärker, als dies vom Künstler wohl gedacht gewesen sein dürfte. Die Folge davon sind seit dem Jahr der Aufstellung zahlreiche Rettungsaktionen, die teils unter der – juristisch von diesem geltend gemachten - Leitung des Künstlers an verschiedenen Standorten, teils auch ohne seine Leitung stattfanden. Ende der 1990er Jahre musste die Skulptur demontiert und nach Hamburg in das „Institut für Metallforschung“ zur Reparatur geschafft werden. Mittlerweile sind zahlreiche Materialien, wie etwa die Kugellager, die Bespannung, die Bleigewichte etc. ausgetauscht worden und nicht immer kehrte man dabei zu den Ursprungsmaterialien zurück. Die vom Künstler nicht ausreichend groß dimensionierten Zugänge zu den technischen „Innereien“ erschweren zusätzlich die Instandhaltung des Kunstwerks. Dies war auch um 2001 bei dem Austausch der Kugellager durch Lehrlinge des Daimler-Benz-Unternehmens ein bedeutender Planungsfaktor. Die unbeabsichtigte starke Belastung der Skulptur durch Winde versucht man seit einiger Zeit durch Fixierungen der „Spindeln“ oder „Elemente“ untereinander zu beeinflussen. Dadurch geht natürlich ein Teil der Eleganz verloren und die Skulptur verharrt manchmal in einer eher gedrückten Form, als in der freien Entfaltung. Seit einigen Jahren sind auch die um den Standort gepflanzten Bäume so herangewachsen, dass sie zwar starke Winde ein wenig brechen können, jedoch aber durch ihre visuelle und reale Dominanz durch die Windbrechung der Skulptur zusätzlich „Energie“ entziehen (Susanne Kähler, Jörg Kuhn).

Maße

(gesamt)
Höhe
(Segelelement)
Länge

15 m

6 m, je Element

Verwendete Materialien

Stahl (Materialarchiv)
Kunststoff-Textil, "Segeltuch"
Blei (Materialarchiv)

Zustand

saniert (2012)
fixiert (2012), Segelelemente

Vollständigkeit

vollständig, nach verschiedenen Wiederherstellungen


Ihre Information ist gefragt

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir aus Kapazitätsgründen nur in Ausnahmefällen und ausschließlich bei wissenschaftlichem Interesse Fachfragen zur Bildhauerkunst beantworten können.