Luisentempel

Luisentempel

Foto: Susanne Kähler, 2005, CC-BY-4.0

Der „Luisen-Tempel“ auf der Pfaueninsel ist mit seiner nach Norden hin ausgerichteten Front in den Waldrand am nordwestlichen Teil der Insel eingebunden. Die architektonische Gestalt ist die eines kleinen Hallentempels mit vier kannelierten dorischen Säulen. Die nach der dorischen Ordnung formulierte Fassade, neben den Säulen bestehend aus zwei Pfeilern Architrav, Triglyphenfries und Dreiecksgiebel, ist aus gelblichem Sandstein errichtet. Der Sockel mit vier zur Front führenden Stufen und Treppenwangen sind aus grauem Sandstein gefertigt. Die Rückwand der offenen Halle ist gelblich als Marmorimitat gestrichen. Auf einer an dieser Rückwand montierten Konsole steht eine Hermenbüste der Königin Luise aus Gips mit einer weißen Fassung. Die Königin wird in antikisierender Gewandung, mit einem Schleier und durch einen Asternkranz bekrönt dargestellt. Der Gestaltung dieser Büste vorausgegangen war eine Porträtbüste der Königin aus dem Jahre 1816, die Rauch im Auftrag des Königs geschaffen hatte. Grundlage für den Bildhauer war dabei die Totenmaske Luises. Ein Diadem dient bei dieser ersten Version als hauptsächlicher, die Stellung der Person anzeigender Schmuck. Die Brust ist mit einem antiken Gewand (Chiton und Peplos) umhüllt, ein Schleiertuch fällt auf die Schultern. 1817 entstand bereits die neue Fassung, bei der Rauch das Diadem durch einen Asternkranz ersetzte. Bei einem sich in der Eremitage in St. Petersburg befindlichen Exemplar besteht der Kranz zusätzlich aus Rosen und Vergissmeinnicht. Die Astern sind durch die Verbindung mit dem lateinischen Wort Astra (Stern) als Symbole der Apotheose (im antiken Sinne: Vergöttlichung) und Auferstehung zu werten. Unterhalb der Büste steht eine hölzerne klassizistische Bank. Die Halle ist durch ein grau gefasstes Gitter für den Besucher abgesperrt. Auf den Treppenwangen vor dem Tempel sind zwei (zeitweilig mit Hortensien bepflanzte) gusseiserne Schalenvasen auf oktogonalen Sockeln platziert (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Gentz, Heinrich (Architekt:in)
1829, der Fassade

Schinkel, Karl Friedrich (Beteiligte:r)
Schadow, Albert Dietrich (Architekt:in)
des Neubaus von 1829

Rauch, Christian Daniel (Bildhauer:in des Originals)
der Büste der verewigten Königin Luise

Datierungs­hinweise

Fassadenteile von 1811-1812; Büste Luise: Nachguss der 1960er Jahre

Objekt­geschichte

Die 1829 hier errichtete Gedächtnishalle erinnert daran, dass die Pfaueninsel um ein bevorzugter Aufenthaltsort der Königin Luise (gest. 1810) gewesen ist. Vorausgegangen waren nicht ausgeführte Planungen zu einer Gedächtnisstätte für die Königin auf der Pfaueninsel aus dem Jahre 1815. Die hier von dem beauftragten Architekten Albert Dietrich Schadow für den Tempelbau verwendete Sandsteinfassade war ursprünglich Teil des kurz nach dem Tode Luises auf Betreiben von König Friedrich Wilhelm III. nach Plänen von Heinrich Gentz unter Verwendung von eigenhändigen Zeichnungen des Königs im Park von Schloss Charlottenburg errichteten Mausoleums aus dem Jahren 1810-12. Bereits 1827 wurde der Entschluss gefasst, die Fassade des Mausoleums durch eine haltbarere Granitfassade zu ersetzten. Die in der Zwischenzeit in Berlin vor allem durch Gottlieb Christian Cantian vorangetriebene Technik der Granitbearbeitung war einer der ausschlaggebenden Faktoren. Karl Friedrich Schinkel leitete die im Jahre 1829 vollendete Erneuerung der Fassade des Mausoleums in Charlottenburg. Der Sandsteinportikus sowie die Stufen, Treppenwangen und eisernen Pflanzschalen aus Charlottenburg wurden auf dem Wasserwege zur Pfaueninsel gebracht und für den neuen Bau verwendet. Die Pflanzschalen fanden dabei zunächst nicht auf den nun im Gegensatz zum Charlottenburger Standort verkürzen Treppenwangen ihre Aufstellung, sondern wurden vor dem Palmenhaus platziert. Nach Abriss der Palmenhausruine 1882 stellte man die Pflanzschalen auf ihren heutigen Standort vor den „Luisen-Tempel“. Das Gitter zur Absperrung der Halle wurde nach 1918 zum Schutz gegen Vandalismus angebracht (Jörg Kuhn).

Verwendete Materialien

Klinker (Mauern) (Materialarchiv)
Sandstein (Bauglieder) (Materialarchiv)
Eisen (Vasen) (Materialarchiv) , lackiert
Schmiedeeisen (Gitter), lackiert
Holz (Decke) (Materialarchiv) , und Bank
Gips (Materialarchiv) , bemalt
Gips (Büste) (Materialarchiv) , lackiert

Technik

gemauert
behauen
gefasst
verputzt (Mauern)
lackiert (Vasen, Bank)

Zustand

verschmutzt (2005), leicht
korrodiert (Vasen, 2005)
abgeblättert (Wandfarbe, 2005), innen, teilweise
veralgt (Wangen, 2005)
biogener Bewuchs (Treppe, 2005)
erneuert (Holzdecke, 2005), im linken Drittel nach 2000

Vollständigkeit

vollständig


Ihre Information ist gefragt

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir aus Kapazitätsgründen nur in Ausnahmefällen und ausschließlich bei wissenschaftlichem Interesse Fachfragen zur Bildhauerkunst beantworten können.