Luisenbad

Luisenbad

Bibliothek am Luisenbad, Marienbad, Miets- und Geschäftshaus

Die Baugruppe an der Badstraße 35/ 36 besteht aus mehreren Teilgebäuden und bildete das ehemalige Heilbad Luisenbad (bis etwa 1809: Friedrichs-Gesundbrunnen, ab 1875 Marienbad), mit dem alten Gesundbrunnen, welcher heute nicht mehr vorhanden ist.

Das Miets- und Geschäftshaus an der Badstraße 35/36 ist Teil der Baugruppe des ehemaligen Marienbads im Ortsteil Gesundbrunnen, welches sich auf dem Gelände zwischen der Badstraße und der Travemünder Straße befindet. Es wurde der Anlage nachträglich hinzugefügt, um das Grundstück besser auszunutzen. Es sticht durch seine dominante und monumentale Fassade heraus, welche im Jugendstil gestaltet wurde. Das Gebäude erstreckt sich über vier Geschosse mit einem Unterbau. Davon war jedoch nur der Oberbau als Wohnfläche eingerichtet. Dieser Teil des Gebäudes ist hell verputzt und mit Fassadenstuck, Bauplastik und weiteren ornamentalen Elementen geschmückt. Die Ornamentik der Fassade steigert sich im Aufbau von unten nach oben. Vom zweiten bis zum dritten Geschoss wird die Fassade von Vorkragungen, in Form von Erkern und Balkonen dominiert – diese bilden eine Art Mittelrisalit. Abgeschlossen wird das Gebäude durch plastisch ausgestaltete Aufbauten, in Form eines geschwungenen Bogengiebels und einen Giebelaufsatzes.

Der Unterbau des Gebäudes wird gebildet aus einer schlicht gestalteten Ladenfläche mit großen Fenstern, einer Haupteingangstür und einem Durchgang zum Innenhof. Die Fassade des Unterbaus ist verputzt und vermutlich nachträglich hellgelb gestrichen worden. Im ersten Geschoss befindet sich eine Fensterreihe aus Kreuzstockfenstern mit Drehwerkbeschlag in unterschiedlicher Größenordnung. Die Fassade ist dunkel verputzt und mit Ziergesims versehen.
Im zweiten und dritten Geschoss befinden sich jeweils zwei Erker mit drei Kastenfenstern und mittig davon je zwei große Balkone mit einer Terrassenbalustrade und einem ornamental geschwungenen Eisengitter. Über und unter den Erkern und Balkonen befinden sich Gurtgesimse. Am äußeren Rand des zweiten und dritten Geschosses gibt es große jugendstiltypische Fenster mit geschwungenen Sprossen, die durch Fenstergesimse unten und oben begrenzt werden. Unter den Fenstern sind grün bemalte, halbplastische Friese aus einer sich wiederholenden, leicht geschwungenen x-Form angebracht.
Die Fassadengestaltung unterscheidet sich im Detail im zweiten und dritten Geschoss. So sind die Erkerfenster im zweiten Geschoss eckig und im dritten Geschoss abgerundet. Die Balkonfenster haben unterschiedlich geschwungene Sprossen und sind im dritten Geschoss durch zusätzliche Ornamentik, in Form von floralen Friesbändern über den Balkonfenstern und einem geschwungenen Band über den Erkerfenstern, gekennzeichnet. Zudem wird die Fassadengestaltung im dritten Geschoss durch ein bogenförmiges und stark geschwungenes Gesims aufgebrochen, in dem sich eine halbplastische und abstrakte Figur, in Form einer Maske, befindet.
Im obersten und letzten Geschoss ragt aus einer überdachten Bogennische eine vollplastische menschliche Skulptur (Hermes) hervor. Darüber dominiert ein geschwungener Bogengiebel mit einem mehrteiligen bogenförmigen Thermenfenster (mit gestaffelter Fensterrahmung) die Fassade. Im Ausgleich zu diesen herausragenden Gestaltungselementen ist hier die Anzahl der Fenster knapper und diese mit weniger geschwungenen Sprossen gestaltet. Zusätzlich finden sich über den Erkern kleine Balkone mit nachträglich angebrachten Metallbegrenzungen.

Abgeschlossen wird das Wohn- und Geschäftshaus durch einen dreigliedrigen und geschwungenen Giebelaufsatz, in dem sich eine raumeinnehmende, herausragende halbplastische Figurengruppe mit einem Wagenrad befindet (Allegorien von Industrie und Handwerk).

Vestibül und Comptoir (heute Bibliothek am Luisenbad) / Badstraße 35/36

An das zum Teil erhaltene viergeschossige Wohnhaus der Baugruppe an der Badstraße 35/36 schließt ein zweigeschossiges Vestibül und Comptoir an, dessen Fassade mit Ornamentik und bauplastischen Elementen ausgeschmückt und im Stil der Neorenaissance gestaltet worden ist. Das Vestibül ist im Unterbau mit einer aufgeputzten Quaderungen verziert und wird durch eine Fensterreihe und Eingangstüren gekennzeichnet.
Das Ergeschoss wird mit einem Gurtgesims im oberen Teil begrenzt. Das zweite Geschoss erhebt sich als eine Art Mittelrisalit über das Vestibül und wird von einer unterteilten Giebelwand in Form eines gedrückten Spitzbogens und vier Rundbogenfenstern dominiert. Die Wandflächen werden dabei von vier Lisenen in mehrere Bereiche aufgeteilt.
Im Giebelfeld finden sich halbplastische Porträts einer Frau und eines Mannes. Darunter sind Pilaster angebracht, von denen der Zwischenbereich mit floraler Ornamentik ausgeschmückt ist. Im äußeren Zwickel bzw. in der Spandrille sind zwei halbplastische menschliche Figuren angebracht, die durch einen Abschlussstein im Bogen des Giebels getrennt werden. Die kastenartig unterteilten Wandflächen links und rechts neben dem Bogengiebel tragen Porträtmedallions zweier Männer im Dreiviertelprofil. Auch dieses Geschoss wird von einem Gesims begrenzt. Darüber tut sich ein eher flacher Segmentbogengiebel mit weiterem bauplastischem Schmuck sowie einer Jahreszahl und einem Kürzel des Architekten auf. Der Giebel wird durch einen First in Form einer Muschel bekrönt und seitlich von vollplastischen Akroterien in Form von Vasen. Am sogenannten Comptoir, der ehemaligen Kaffee-Küche, einem dreigeschossigen Wohn- und Verwaltungsgebäude sind rote, gelbe und weiße Klinker zu geometrischen Ornamenten zusammengesetzt, die gemeinsam mit dunkelroten Terrakotten die Fassade schmücken. Die damalige Funktion als Kaffee-Küche wird anhand einer aus Klinkern gebildeten Inschrift deutlich.

Zusätzlich erinnert das Luisenhaus an der Badstraße 38-39 mit einem Relief an der Hauswand an den alten Gesundbrunnen.
(Pauline Ahrens)

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Galluschki, Carl (Architekt:in)
1874-1875, Zimmermannsmeister

Datierungs­hinweise

Umbau: 1879, 1904

Inschriften

Inschrift
am Comptoir
»KAFE-KÜCHE«

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