König Friedrich Wilhelm III. von Preußen

König Friedrich Wilhelm III. von Preußen

Foto: Susanne Kähler, 2003, CC-BY-4.0

Das Denkmal für König Friedrich Wilhelm III. ruht auf einem oktogonalen Granitfundament. Darüber erhebt sich das zweistufige, oktogonale Standpodest des mehrzonigen Rundsockels. Der Rundsockel zeigt in der zweiten Zone an der Front eine vertiefte zweizeilige Inschrift. Die Hauptzone des Rundsockels zeigt umlaufend einen 1,15 Meter hohen Relieffries mit ineinanderübergehenden figürlichen Szenen. Die Reliefs zeigen in allegorischer Darstellung Figurengruppen zum Thema „“Segnungen des Friedens“ und insbesondere „Lobgesang auf den Tiergarten“. Der Hintergrund der figürlichen Szenen zeigt in flachem Relief dargestellte Pflanzen: Büsche, Sträucher, Bäume, Schilf und Blumen. Die selten unbekleideten, zumeist in antikisierender oder „altteutscher“ Tracht bekleideten Figuren stellen teils mythologische Gestalten (etwa eine Quellnymphe mit Wassergefäß), teils friedlich agierende oder ruhig verharrende „Berliner Bürger“, hier zumeist Frauen und Kinder, dar, die sich an den Schönheiten des Tiergartens ergötzen oder daraus Wissen und Nutzen ziehen. Begleitet werden die menschlichen Figuren durch Tierfiguren. So symbolisiert ein unterhalb der Nymphenfigur sich aufplusternder Schwan das reiche Netz an Wasserläufen und Teichen im Tiergarten. Über der Reliefzone, die analog zur unteren Standleiste der Figuren oben durch eine nach vorne gewölbte Rahmung abschließt, folgt nach einer eingezogenen Kehlung eine konisch sich nach oben erweiternde ornamentale Frieszone, deren „Bedachung“ über einem Rücksprung die gestufte Rundplinthe des eigentlichen Standbildes trägt. Angelehnt an einen mehrfach gestuften Pfeiler, dessen westliche Außenseite das gerahmte Profilporträtrelief der Königin Luise zeigt, steht der König in leichter Ponderation. Das rechte Bein ist leicht vorgestellt, die rechte Schuhspitze ragt über den Plinthenrand. Der König ist im zeitgenössischen Kostüm dargestellt. Zivile Hose und Überrock mit doppelter Knopfreihe im Oberteil sind von einfachem, bürgerlichen Zuschnitt. Das Haupt ist unbedeckt. Die linke Hand ist vor die Brust gelegt, die Finger greifen in die rechte Knopfleiste. Der rechte Arm ist eng am Körper entlang nach unten geführt und die rechte Hand, die einen Immortellenkranz über das Luisenbildnis am Pfeiler hält, ruht leicht auf dem Pfeiler, der der Figur als Stütze dient, auf. Der Kopf ist leicht zur Seite gewendet. Das Gesicht unter dem glatt anliegenden, seitlich gescheitelten Haar ist naturalistisch formuliert und orientiert sich an zeitgenössischen Porträtbüsten des Monarchen, etwa jenen von Rauch. Der König wird als trauernder Witwer und als Spaziergänger gezeigt. „In der Tat hat dieses Denkmal seinen historischen Kern“ schreiben Peter Bloch und Waldemar Grzimek. „So berichtet Heinrich Heine in seinen Reisebildern 1822 aus Berlin: ‚… Gehen Sie links hinein (in den Tiergarten, d. Verf.) und eilen Sie nach der Gegend, wo unserer seligen Luise von den Einwohnern des Tiergartens (1809 auf der „Kleinen Luiseninsel“; der Verf.) ein kleines einfaches Monument gesetzt ist (nicht erhalten; der Verf.). Dort pflegt unser König oft spazierenzugehen. Es ist eine schöne, edle, ehrfurchtsgebietende Gestalt, die allen äußeren Prunk verschmäht. Er trägt fast immer einen scheinlos grauen Mantel, und einem Tölpel habe ich weisgemacht, der König müsse sich oft mit dieser Kleidung etwas behelfen, weil sein Garderobenmeister außer Landes wohnt und nur selten nach Berlin kommt“ (zitiert nach Bloch/Grzimek, 1994, Sp. 143). Der Denkmalsockel wird von einer schwarzweiß ornamentierten Mosaikpflasterung umgeben, diese wiederum durch das in antikisierenden Formen gestalte Einfassungsgitter aus Eisen. Links und rechts des Denkmals sind zwei längsovale Rasenfelder in die sonst rechteckige Platzgestaltung mit wassergebundener Deckung eingeschrieben. In der Mitte jedes Ovals sitzt ein rundes Pflanzbeet. Westlich des linken Beetes sind zwei Bänke aufgestellt (grün gefasste, gusseiserne Knorpelbänke mit Holzauflage). Jenseits des Denkmals in Richtung Große Luiseninsel, geteilt durch den hier verlaufenden Weg, wird die Denkmalanlage durch eine weitere zugehörige Gartenanlage in Form eines Halbkreises erweitert. (Susanne Kähler/Jörg Kuhn)

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Drake, FriedrichKünstler_In1841-1849
Datierungshinweise
18./19. Oktober 1849 enthüllt (oder 03.08.1849); 1981 abgebaut und 1982 durch eine Kopie ersetzt, Gitter 1888 rekonstruiert
Objektgeschichte
Marmororiginal in der Zitadelle Spandau in der Dauerpräsentation "enthüllt". Von 1981-2009 befand sich das Original - Standbild und Sockelteil mit Relief - im Lapidarium am Landwehrkanal, Hallesches Ufer 78. Das Denkmal des Königs entstand durch Sammlungen unter der Berliner Bürgerschaft in spannungsreicher Zeit, denn 1848 war das Jahr der bürgerlichen Revolution. Bereits ein Jahr nach dem Tod des Königs, 1841, trat eine Kommission zusammen, die beschloss, Friedrich Wilhelm III. für die von ihm beschlossene Umwandlung des Tiergartens in einen öffentlichen Park in Form eines Denkmals, das sich genau auf diese besondere Wohltat bezog, zu danken ("Ihrem Koenige Friedrich Wilhelm III. Die dankbaren Bewohner Berlins 1849"). Am Sockel sinnbildliches Relief mit Darstellungen der Jahreszeiten. 1846 war die Statue des Königs vollendet. Der Grundstein wurde am 3. August 1849 gelegt und das Denkmal am 18. Oktober enthüllt. 1981 wurden Standbild und Relief des Sockels deponiert (zunächst im Lapidarium am Landwehrkanal, dann im ehem. Speicher der Zitadelle Spandau). Eine Betonkopie wurde um 1982 auf den verbliebenen originalen Unterbau im Tiergarten gestellt. 1987-1988 Rekonstruktion des Einfassungsgitters (Marc Wellmann, Jörg Kuhn).
Maße
StandbildHöhe2.78 m
SockelHöhe4.22 m
ReliefHöhe1.15 m
Verwendete Materialien
StandbildBeton, Feinzement, 1981
ReliefsockelBeton
UnterbauMarmor
GitterEisen, 1987-1988 rekonstruiert
Technik
Figurengegossen
Unterbaubehauen
aufeinander gefügt
Inschriften
Inschrift
am Sockel, Vorderseite
IHREM KOENIGE FRIEDRICH WILHELM III / DIE DANKBAREN EINWOHNER BERLINS 1849.
Bezeichnung
am Relief
F. DRAKE FEC. 1849.
ZustandZeitpunkt
Kopieverwittert2003
Vollständigkeit
vollständigKopie auf Originalunterbau

  Nachweise

  • Müller-Bohn, Hermann: Die Denkmäler Berlins in Wort und Bild, Berlin, 1905, S. 44.
  • Wirth, Irmgard: Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Bezirk Tiergarten, Berlin, 1955, S. 202.
  • Ingwersen, Erhard: Standbilder in Berlin, Berlin, 1967, S. 70. Abb. 7
  • Essers, Volkmar: Johann Friedrich Drake 1805-1882, München, 1976, S. 37-41, 104. Kat.-Nr. 60, Abb. 58-61, 63, 65
  • Bloch, Peter: Ethos und Pathos: die Berliner Bildhauerschule 1786-1914, Berlin, 1990, S. Bd. I, 81-83.
  • Endlich, Stefanie: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin, 1990, S. 170.
  • Reclams Kunstführer Berlin, Stuttgart, 1991, S. 202.
  • Wendland, Folkwin: Der Große Tiergarten in Berlin, Berlin, 1993, S. 82, 186-189, 209, 269. Abb. 54, 123, 124, 125, 143, 206
  • Bloch, Peter: Die Berliner Bildhauerschule im neunzehnten Jahrhundert : das klassische Berlin, Berlin, 1994, S. 142-143. Abb. 176-177
  • Berger, Ursel: Enthüllt: Berlin und seine Denkmäler: Zitadelle, Berlin, 2017, S. 116-119. Bd. I

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