Jung-Wilhelm

Jung-Wilhelm

Foto: Susanne Kähler, 2003, CC-BY-4.0

Das Standbild des Prinzen Wilhelm von Preußen (Jung-Wilhelm) steht auf einem rechteckigen Sockel mit zweistufigen Podest. Die Sockelfront trägt eine Inschrift. Die Sockeldeckplatte zeigt an ihrer unteren, profilierten Kante einen antikisierenden Fries (Kyma). Die Füße der Figur ruhen auf einer quadratischen Plinthe. Der gesamte Sockel ist, wie das Standbild, als griechischem Marmor gearbeitet. Dem Standbild gibt ein stilisierter Baumstumpf hinter der Figur Festigkeit im Stand. Der Prinz von Preußen ist als Jüngling dargestellt. Er ist mit der Uniform der Offiziere des I. Garde-Regiment (Gardefüsiliere) während der Befreiungskriege bekleidet. Er trägt verschiedene Orden und Ehrenzeichen, darunter der St. Georgs-Orden vierter Klasse, der ihm nach der Schlacht bei Bar-sur-Aube am 27. 2. 1814 verliehen worden war, das Eiserne Kreuz und die Armbinde der Verbündeten. Wilhelm steht in leicht ponderierter Stellung mit vorgesetztem linken Fuß auf der Plinthe. In der herabhängenden Rechten hält er die zur Uniform gehörigen Handschuhe. Der linke Arm ist vor dem Körper abgewinkelt und presst den links herabgeführten Säbel an den Körper. Der Kopf mit der hohen Offiziersmütze des I. Garderegiments ist leicht nach links (vom Betrachter aus nach rechts) gewendet. Insgesamt wirkt die Haltung bei aller Strenge gelöst, wie nach einem „Rührt euch“, der Blick ist, obgleich nicht ganz frei von einem gewissen Hochmut, verhältnismäßig freundlich auf einen imaginären Betrachter gerichtet – oder aber simuliert ein entspanntes Innehalten zur Überblicksgewinnung. (Susanne Kähler/Jörg Kuhn)

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Brütt, Adolf (Künstler:in)
1902-1904

Tübbecke, Franz (Beteiligte:r)
Ausführungsbeteiligung

Datierungs­hinweise

Einweihung 2. Mai 1904; 1953 umgesetzt und saniert, 2015 saniert

Objekt­geschichte

Brütt erhielt durch Kaiser Wilhelm II. 1902 den Auftrag zu einem Denkmal des Prinzen Wilhelm von Preußen, nachmalig Kaiser Wilhelm I. Das Denkmal gehört inhaltlich zu den beiden nahebei aufgestellten Denkmälern von Wilhelms Eltern, König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise und ging auf eine Initiative von Adolf (von) Menzel zurück. Auch das am 1. 6. 1904 enthüllte, jedoch seit 1945 nicht mehr erhaltene Denkmal des noch kindlichen „Großen Kurfürsten“ als „Kurprinz Friedrich Wilhelm“, ein Werk von Gerhard Janensch, gehörte zu dieser Denkmälergruppe der Vorfahren Kaiser Wilhelms II. im Tiergarten. Das Hilfsmodell für Brütts Standbild des Prinzen Wilhelm von Preußen (Jung-Wilhelm) in halber Größe war im Oktober 1902 bereits fertiggestellt. Das dann mechanisch auf die Ausführungsgröße gebrachte Gipsmodell zur Ausführung konnte von Kaiser Wilhelm II. und seiner Frau in Brütts Atelier Siegmundshof im März 1903 in Augenschein genommen werden. Die Punktierung und die Grobanlage der Figur in Marmor erfolgte durch den mehrfach für Brütt und die anderen Bildhauer der „Siegesallee“ tätigen Bildhauer Franz Tübbecke (1856-1937). Die weitere Ausarbeitung übernahm Brütt selbst. Er erhielt für das Denkmal 20.000 Mark ausbezahlt. Als Tag der Enthüllung war zunächst der Geburtstag Kaiser Wilhelms I. am 22. März vorgesehen worden, jedoch verschob man dann den Tag der Enthüllung auf den 2. Mai 1904, dem Gedenktag an die Schlacht von Großgörschen vom 2. Mai 1814. Das Denkmal befand sich ursprünglich am Ufer des Teiches „von Laubbäumen und Nadelholz malerisch umgeben“ (Müller-Bohn, 1905, S. 40). Nach der schon vor 1945 erfolgten Beseitigung des 1809 von Johann Gottfried Schadow geschaffenen Luisen-Altars auf der kleinen künstlichen „Luiseninsel“ wurde das Prinz-Wilhelm-Denkmal um 1953 an der Stelle des Altares aufgestellt, um so einen größeren Schutz vor Vandalismus zu erreichen. 2015 gereinigt und saniert. (Jörg Kuhn).

Verwendete Materialien

Marmor (gesamt) (Materialarchiv) , weißer pentelischer Marmor

Technik

gemeißelt (gesamt)

Inschriften

Inschrift (gemeißelt)
am Sockel, Vorderseite
»WILHELM PRINZ VON PREUSSEN / 1813 / nachmals / Kaiser Wilhelm der Große«

Zustand

verwittert (gesamt, 2003)
alt geflickt (), 1953 und 2015
beschädigt (), Einschusslöcher

Vollständigkeit

vollständig, Sanierungen 1953 und 2015


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