Das Denkmal steht auf einer halbrunden Bastion, deren Stützmauer mit den ursprünglich den Sockel des Denkmals bildenden Stiftungssteinen und anderen Stiftungsträgern geschmückt ist. Um das Denkmal herum ist die Bastion bepflanzt. Einige Findlinge liegen um den Sockel arrangiert, darunter auch drei Granitfindlinge mit weiß hinterlegter Schrift. Über einem Betonfundament mit rechteckigem Grundriss liegt eine Sockelplatte aus grauem Granit. Darauf ruht der Sockelblock aus rötlich-grauem Granit. Vorne ist eine Inschrift eingetieft und weiß hinterlegt. Auf dem Sockel ruht die rechteckige Plinthe des aus Bronze gegossenen Standbildes auf. Die Plinthe zeigt auf ihrer Oberseite ein zurückhaltend gestaltetes Naturrelief. Rechts erhebt sich ein mächtiger Eichenstamm mit Rinde und Zweigen mit Eichenblattlaub. Er dient der Standfigur Jahns als Stütze. Schwer liegt Jahns rechte, zur Faust geformte Hand darauf. Gleichwohl Jahn in seiner für ihn charakteristischen üppigen „deutschen“ Barttracht dargestellt ist, wirkt er ungewöhnlich gepflegt und eher als Lehrer und Politiker, denn als antifranzösischer Wüterich im „urteutschen“ Gewand. Das rechte Bein ist leicht vorgestellt. Schweres Schuhwerk bekleidet die Füße. Den linken Arm hält Jahn in die Seite gestemmt. Das Haupt ist unbedeckt. Die Inschriftensteine seitlich des Denkmals stammen vom 17.6.1911 (rechts) von 1961 (links) und 1968. Die aus dem In- und Ausland nach Berlin gesandten Dedikationssteine und -tafeln im Mauerverband der Bastionsstützmauer sind aus unterschiedlichen Materialien geschaffen worden und entstammen unterschiedlichen Zeiten. Sie zeigen neben Inschriften auch Symbole und andere plastische Gestaltungen, darunter ein Porträt (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).
Kategorie
Epoche
Schaffende/
Encke, Erdmann (Bildhauer:in)
1869-1872
H. Gladenbeck & Sohn (Bildgießerei) (Gießerei)
Datierungshinweise
1867-1869 Modell, 1870 Guss, Einweihung am 10.08.1872, 1936 Neuaufstellung und Neugestaltung des Unterbaus und der Umgebung, 2011 Sanierung und Inschriftentafel
Objektgeschichte
1857 riefen die Berliner Turnvereine Gut Heil und der Eiselensche Turnverein zur Errichtung eines Jahn-Denkmals auf dem (1934 endgültig geschlossenen) Turnplatz auf. Der Berliner Turnerrat beschloss 1859 den Bau des Denkmals und setzte General Ernst von Pfuel (1779-1866, der so genannte „Schwimm-Pfuel“), ein enger Freund von Heinrich von Kleist, einem Denkmal-Ausschuss vor. 1861 erfolgte die Grundsteinlegung. Sportvereine und Sportler aus der ganzen Welt spendeten 14.869 Taler für das Denkmalprojekt und schickten 139 zumeist mit Inschriften versehene Inschriftensteine, Inschriftentafeln und andere (zum Teil ebenfalls beschriftete und datierte) Objekte (u. a. Fenstersturz von der Burg Ulrich von Huttens, eine Kanonenkugel, versteinerte Baumstämme, Steinbeile usw.). Aus einem öffentlichen Denkmalwettbewerb ging 1867 der Berliner Bildhauer Erdmann Encke als Sieger hervor. Encke war ein früher und typischer Vertreter des krass naturalistischen „Neubarock“ der Berliner Bildhauerschule, die Ende der 1860er Jahre schon von Reinhold Begas dominiert wurde. Enckes Modell einer Standfigur des Politikers, Ideologen und Sportpädagogen Jahn wurde 1870 von der Gießerei Hermann Gladenbeck in Berlin gegossen. Zur Formulierung des Kopfes hatte sich Encke an das Jahn-Porträt von Georg Engelbach aus dem Jahr 1846 gehalten. Das Denkmal zeigt also nicht den dynamischen Sportlehrer von 1811, sondern den gereiften, durch jahrelange Kerkerhaft nicht gebeugten Politiker. Die durch den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 verzögerte und damit später als geplant, erfolgte Einweihung des Denkmals fand am 10. August 1872 statt. Die von den Sportvereinen gestifteten Inschriftensteine wurden zum Teil zur Errichtung eines in Gestalt eines künstlichen Felsens formulierten Basissockels verwendet. Die kleineren, übrig gebliebenen Steine, Tafeln und weiteren Dedikationsobjekte wurden hinter dem eigentlichen Denkmal zu einer Pyramide aufgeschichtet. Am 17. Juni 1911 wurde zur Erinnerung an das Gründungsjahr des ersten Turnplatzes in der Hasenheide 1811 ein Findling mit Inschrift aufgestellt, der sich heute neben dem Figurendenkmal befindet. 1934-1936, im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Reichshauptstadt für die Olympiade, erfolgte eine Neugestaltung der Hasenheide unter Gartendirektor Joseph Pertl und eine Versetzung des Denkmals um etwa 80 Meter in Richtung Süden. Durch die natürliche Erhebung des Geländes an dieser Stelle wurde (und wird) das Monument nun besonders betont. Die Dedikationssteine wurden in eine Betonmauer unterhalb des eigentlichen Denkmals eingelassen. Der neue „Jahn-Hain“ konnte am letzten Tag der Olympischen Spiele von 1936 eingeweiht werden. In der Kriegs- und Nachkriegszeit erlitt das Denkmal verschiedene Beschädigungen. Besonders waren davon die Inschriftensteine und Inschriftentafeln betroffen, von denen einige verloren gingen. Der Park Hasenheide und damit auch die Denkmalumgebung konnten unter der Leitung von Kurt Pöthig von 1948 bis 1953 wieder hergestellt und erweitert werden. Aus Trümmerschutt wurde 1951 die „Rixdorfer Höhe“ aufgeschüttet. 1961 konnte beim Denkmal ein Gedenkstein aufgestellt werden, auch er ein (heute links vor dem Figurendenkmal erhaltenes) Erinnerungsmal an die Gründung des Turnplatzes 1811. Ein weiterer folgte 1968. Auf dem ehemaligen Turnplatz unterhalb des Jahn-Denkmals wurden in den 1970er Jahren einige Nachbauten von Sportgeräten aus der Zeit Ludwig Jahns aufgestellt (über massiven Fundamenten), einige Jahre später jedoch wegen Fehlens von Unterhaltungsmitteln durch den Bezirk ersatzlos abgeräumt. Zum 200-Jahr-Jubiläum der Turnerbewegung konnte eine dringend erforderliche Sanierung des Jahn-Denkmals mit seinem Umfeld vom Senat und dem Bezirk umgesetzt werden. Die Maßnahmen konnten im Frühjahr 2011 weitgehend abgeschlossen werden. Eine (2012 völlig beschmierte) Informationstafel informiert seit Juni 2011 über die Geschichte des Ortes (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).
Verwendete Materialien
Bronze (Figur) (Materialarchiv)
Granit (Sockel) (Materialarchiv)
Naturstein (Unterbau)
Marmor (Materialarchiv)
Sandstein (Materialarchiv)
Metall (Materialarchiv)
Inschriften
Bezeichnung (gegossen)
an der Plinthenkante rechts
»E. ENCKE fec. 1869«
Bezeichnung (gegossen)
an der Plinthe hinten
»Gegossen von H. Gladenbeck. Berlin 1870.«
Inschrift (eingemeißelt)
am Sockel vorne
»Friedrich Ludwig / Jahn«
Zustand
Vollständigkeit
vollständig, nach der Sanierung 2011
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