Auf einer schmalen Bodenplatte, die mit kleineren Betonsteinplatten ausgelegt ist, stehen, mit einigem Abstand voneinander, die überlebensgroßen bronzenen Plastiken der Brüder Wilhelm und
Alexander von Humboldt. Zwischen den Brüdern, an Alexanders Seite, hockt ein kleines Äffchen, welches seine linke Hand schützend über ein paar Südfrüchte hält.
Wilhelm von Humboldt, links dargestellt, wendet seinem Bruder mehr oder weniger den Rücken zu und steht seitlich zum Betrachter. Er hält eine Feder in der einen und ein geöffnetes Buch locker in der anderen
Hand. Sein Blick ist nicht zum Buch sondern nach vorn, bzw. zur Bibliothek, oder auch nach innen gerichtet. In dem Buch ist eine japanische Inschrift mit der deutschen Bedeutung „Verweile in der Menschlichkeit. Gründe dich auf Gerechtigkeit.“ zu lesen.
Alexander von Humboldt, rechts dargestellt, hantiert mit einem Spiegelsextanten, den er mit beiden Händen hält. Ein großer Schmetterling hat sich auf dem Messinstrument niedergelassen.
Bei der Darstellung der Brüder hat der Bildhauer auf Portraitähnlichkeiten
verzichtet und mit deutlich reduzierter Formensprache gearbeitet. Die Kennzeichnung und Unterscheidung der beiden Brüder erfolgt über die dargestellten Attribute.
An den vier Ecken der Bodenfläche sind bronzene Inschriftentafeln befestigt. Drei informieren kurz über
das Leben und Wirken der Brüder von Humboldt, eine weitere benennt den Stifter (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz).
Kategorie
Epoche
Schaffende/
Kraft, Detlef (Künstler:in)
1997, Für die Standsicherheit am 1. Standort war Steinmetz Werner Bekker verantwortlich, die Umsetzung lag in den Händen des Bauunternehmens Kondor Wessels.
Datierungshinweise
1997: erste Aufstellung 2013: Umsetzung/ Aufstellung vor der Humboldt-Bibliothek
Objektgeschichte
Das postmoderne Bibliotheksgebäude der Humboldt-Bibliothek, dessen Architektur an die Tegeler Industriegeschichte erinnern möchte, wurde im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1987 (IBA ’87) nach Plänen von Charles Moore, John Ruble und Buzz Yudell erbaut und ging 1989 in Betrieb. Anlässlich der IBA ’87 sollte der stillgelegte Tegeler Hafen zu einem Wohn-, Kultur- und Freizeitquartier umgestaltet werden. 1980 wurde ein internationales Wettbewerbsverfahren ausgeschrieben, um Lösungen für eine überzeugende Neuordnung des Hafengeländes zu entwickeln. Das kalifornische Architektenteam gewann den 1. Preis mit einer auf das Wasser bezogenen Planung aus der Kombination verschiedenartiger Wohnbauten und der Zusammenlegung der Kultureinrichtungen im Nordosten des Areals. Die Wohnbauten wurden von verschiedenen internationalen Architekturbüros realisiert. Von der ursprünglichen Planung es größeren Kulturzentrums blieb die Humboldt-Bibliothek schließlich das einzige Gebäude, das verwirklicht werden konnte. Auf dem Gelände vor der Bibliothek entstanden 2013 stattdessen drei Wohnhäuser und ein Pflegeheim. Das Denkmal für die Brüder von Humboldt entstand auf Anregung, im Auftrag und als Stiftung des Reinickendorfer Unternehmers Alfred Gebauer (Julia Szekely benennt Alfred und Steffen Gebauer als Stifter. Beide waren auch als Sponsoren Teilnehmer der Preisgerichtssitzung zum Wettbewerb), mit dem Wunsch, die weltweit bekannten und verehrten Brüder Humboldt auch in Tegel, wo sie aufgewachsen waren, zu ehren. Hier sollte ein Denkmal geschaffen werden, das die beiden Brüder einmal gemeinsam zeigt. Detlef Kraft ging im Februar 1996 mit seinem Entwurf als Sieger aus einem Wettbewerbsverfahren hervor, zu dem 4 Künstler geladen waren. Im April desselben Jahres wurde festgelegt, dass das Kunstwerk, nach Fertigstellung des geplanten Kulturzentrums am Tegeler Hafen, seinen Standort vor der Humboldt- Bibliothek erhalten sollte. Vorher wurde es im April 1997 im Eingangsbereich zum Tegeler Hafen nahe der Karolinenstraße aufgestellt. Hier stand das Ensemble auf einem flachen Podest auf der obersten Ebene der Terrassen oberhalb des Flachwasserbereichs. Mit Fertigstellung des Geländes vor der Bibliothek bekam das Ensemble 2013 seinen Standort vor der Reinickendorfer Bezirkszentralbibliothek, der Humboldt-Bibliothek. Ab 12. September des Jahres war das Gelände öffentlich zugänglich. Noch vor seiner Umsetzung wurde das Denkmal bei einem Diebstahlversuch beschädigt. Der Sextant mit dem großen Schmetterling wurde entwendet, die Figuren leicht verkratzt und beschmiert. Zu Anfang März 2019, für die Eröffnung des Jubiläumsprogramms anlässlich des 250. Geburtstags Alexander von Humboldts, wurde das Denkmal restauriert und komplettiert; die Plastik Alexander von Humboldts erhielt wieder ihr Attribut, den Spiegelsextanten mit dem großen Schmetterling (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz).
Maße
Verwendete Materialien
Bronze (Figuren) (Materialarchiv)
Beton (Sockelplatte) (Materialarchiv)
Inschriften
Inschrift (vertieft (eingefräst))
am Objekt, auf dem Buch
»linke Buchseite: japanische Schriftzeichen; rechte Buchseite: Verweile / in der / Menschlichkeit / gründe / dich auf / Gerechtigkeit«
Inschriftentafeln (vertiefte (gefräste) Schrift)
auf der Bodenplatte
»Tafel I. Alexander von Humboldt 1769-1859 / Universeller Naturwissenschaftler und bedeutendster Geograph der / Neuzeit. 1799-1804 unternahm er seine berühmte Forschungsreise durch / Süd- und Mittelamerika. In 20-jähriger Arbeit in Paris wertete er die / Ergebnisse in seinem umfangreichen „Reisewerk” aus. Sein Hauptwerk / ist der 5-bändige „Kosmos”. Er war liberaler Berater von zwei / preußischen Königen und großzügiger Förderer junger Wissenschaftler. Tafel II. Wilhelm von Humboldt 1767-1835 / Universeller Geisteswissenschaftler. Bildungstheoretiker und -reformer, / liberaler Politiker und Diplomat, Begründer von Berliner Universität / und Altem Museum. Geprägt durch seinen Aufenthalt als Preußischer / Gesandter in Rom 1802-1808 versuchte er, die Humanitätsidee der / Antike für die moderne Zeit fruchtbar zu machen. Er begründete die / noch heute gültige Sprachwissenschaft. Tafel III. Die Brüder Humboldt verlebten im / Schloß Tegel sehr naturverbundene / Jugendjahre, die ihr ganzes / Leben prägten. Sie sind in der / amiliengrabstätte im Schloßpark/ beigesetzt. Tafel IV. Idee und Stiftung: / Alfred Gebauer«
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