Grabmonument

Grabmonument

Obelisk, Säule, Türkisches Monument

Foto: Susanne Kähler, 2012, CC-BY-4.0

Auf einem polygonalen, gestuften Unterbau aus Granit erhebt sich der aus Terrakottastücken gelblicher Färbung zusammengesetzte Inschriftensockel mit seinen rechteckigen, in erhaben geformter, kalligraphisch gestalteten arabischer Schrift geschmückter Inschriftentafeln. Ein vorkargendes Gesims schließt den Inschriftensockel nach oben ab und leitet über zur polygonalen Basis des zweifarbigen Terrakottamonuments, der in der Literatur so genannten Säule. Ein mit hochrechteckigen Kassetten verzierter polygonaler Unterbau trägt darauf den polygonalen, durch spiralig aufsteigende Bänder aus gelblicher Terrakotta und aus durch vertikale Stäbe untergliederter rötlichbrauner Terrakotta besonders gestalteten Schaft – der nur von größerer Entfernung als rund erscheint. Der Schaft schließt mit einem polygonalen Kapitell in Gestalt einer Kopfbedeckung (?) ab, die wiederum die vergoldete Mondsichel als Symbol des Islams über goldfarbener Kugel trägt (Jörg Kuhn).

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Voigtel, Gustav (Architekt:in)
1866-1867

Fa. Ernst March (Ausführende:r)
Fa. Ernst March & Söhne, Charlottenburg bei Berlin

Fischer, Christoph (Architekt:in)
der Wiederherstellung von 1987-1988

Wagner, Ulrich (Keramiker:in)
der Wiederherstellung von 1987-1988

Datierungs­hinweise

1951, 1987-1988 saniert

Objekt­geschichte

Der erste islamische Begräbnisplatz am Schlächtergraben (und den „Schlächterwiesen“) auf der Tempelhofer Feldmark (heute etwa Urbanstraße 15) wurde 1798 auf einem von König Friedrich Wilhelm III. dem Grafen Podewils für 40 Taler abgekauften Gelände eingerichtet. Anlass war der Tod des osmanischen Gesandten am preußischen Hof, Ali Aziz Efendi (gest. 29.10.1798), der hier feierlich in einer gemauerten Gruft beigesetzt wurde. 1804 folgte mit der Beisetzung des osmanischen Gesandten Mehmet Esad Efendi (gest. 28.4.1804) eine weitere Bestattung nach islamischem Ritus in der Gruft. 1836 wurden auf Weisung des preußischen Königs zwei Grabsteine mit Inschriften aufgestellt. Die Grabstätte erhielt im März 1838 eine Schwelleneinfassung aus Granit und ein eisernes Gitter. Am 29. August 1838 wurde hier der Kaiserlich Türkische Geschäftsträger Rahmi-Effendi beigesetzt. Der in Folge der seit 1854 von Kriegsminister Albrecht Graf von Roon vorangetriebenen Vergrößerung des preußischen Heeres notwendig gewordene Bau der Kaserne des Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiments Nr. 2 an der Blücherstraße, mit dem 1863 begonnen wurde, machte eine Verlegung der Begräbnisstätte notwendig. König Wilhelm von Preußen schenkte 1865 als Ersatz ein zur Hasenheide gehöriges Gelände am heutigen Columbiadamm, unweit des „Dennewitz-Friedhofes“. Am 19.12.1866 wurden die sterblichen Überreste der Toten vom alten auf den neuen Friedhof überführt. 1867 ließen König Wilhelm und Sultan Abdül-Aziz (auch: Abdul Aziz Khan) ein prächtiges Gedenkmal für diese Toten errichten. Den Entwurf lieferte Gustav Voigtel, der auch ein heute nicht mehr erhaltenes Eingangsportal im „maurischen Stil“ entwarf. Das im Zweiten Weltkrieg beschädigte zentrale Grabmonument wurde 1951 vereinfachend wiederhergestellt. Im Zusammenhang mit der 750-Jahr-Feier Berlins 1987 erfolgte eine grundlegende Sanierung unter Leitung des Architekten Christoph Fischer, dem Restaurator Artur Kratz und dem Keramiker Ulrich Wagner. Die ehemals beherrschende Stellung des zentralen Grabmonuments, die schon durch die um 1982 erfolgte Errichtung eines massigen Minaretts weitgehend verloren gegangen war, wurde durch den 1999-2004 erfolgten Bau der neuen Sehitlik-Moschee zerstört. Die um 1955 errichtete Einfassungsmauer des Friedhofs zum Columbiadamm wurde 2015 durch eine neue Mauer mit Brunnenwand und zwei Eingangstoren ersetzt. Durch die Anlage des nordöstlichen Tores wurde jedoch die nach 1938 verloren gegangene Beziehungsachse zwischen zentralem Grabmonument und der von Augst Stüler entworfenen Gedächtnishalle auf dem benachbarten "Dennewitz-Friedhof" im ehem. Neuen Garnisonfriedhof (heute: Friedhöfe am Columbiadamm) ansatzweise wieder nachvollziehbar gemacht (Jörg Kuhn).

Inschriften

Inschriftentafeln (geformt, gebrannt)
am Objekt
»verschiedene Inschriften in arabischer Schrift zu den fünf in der Gruft unter dem Monument beigesetzten Toten usw.«

Zustand

Abplatzungen (2012), Sockelbereich, Lochbildung
verschmutzt (2012), leicht
rissig (2012), stellenweise
biogener Bewuchs (2012)
ergänzt (2012), 1987-1988

Vollständigkeit

vollständig, nach der Sanierung von 1987-1988


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