Grabmal Marie Köhne von Wranke

Grabmal Marie Köhne von Wranke

Foto: Jörg Kuhn, 2020, CC-BY-4.0

Stelengrabmal (ursprünglich gesockelt) nach dem Vorbild attischer Grabmäler der griechischen Antike des 5.-4. Jahrhunderts vor Christus. Unter dem schweren Dreiecksgiebel eine Zone mit einem Festonfries, der an den Grabmalseiten hängend herabgeführt wird. Im Zentrum der Front ein in etwa rechteckiges Relieffeld mit einer Abschiedsszene. Dargestellt ist rechts eine sitzende junge Frau, ihr zur Seite ein Knabe. Ihr gegenüber, ihre Hand küssend, ein gebeugt stehender Mann mit einem weiteren Knaben. Alle vier Figuren sind antikisierend gewandet, wobei das Kostüm des Mannes eher römisch-antik wirkt. Die Darstellung ist, trotz deutlicher formaler Anleihen an der antiken Grabkunst ganz neuzeitlich. Gesellschaftliche Konvention der Entstehungszeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert und antike Vorbilder werden vermischt und zu einer ansprechenden neuen Einheit gefügt. Unter dem Relieffeld befindet sich die vertiefte Inschrift mit Namen und Lebensdaten der Toten. Die Rückseite enthält eine Inschrift mit Bibelzitat und Datierung (Jörg Kuhn).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Klimsch, FritzBildhauer_In1904
Objektgeschichte
Für Marie Köhne von Wranke-Deminski (11.01.1880 - 11.06.1904), Tochter des Berliner Rechtsanwaltes Friedrich Ernst (gest. 1915), wurde nach ihrem Tod von der Familie Ernst bei Fritz Klimsch ein Grabmal in Auftrag gegeben. Auf eine Erstaufstellung auf einem der drei damals aktiven Friedhöfe der Berliner Dreifaltigkeitsgemeinde weist nur eine Bildunterschrift bei Hans Rosenhagen 1908/09. Eine Beisetzung der Verstorbenen konnte für keinen dieser Friedhöfe nachgewiesen werden. Nachweislich wurde das Grabmal auf dem Friedhof an der Ev. Kirche in der Kolonie Nikolassee bei Berlin, nahe der Rehwiese, aufgestellt. Hier befindet sich auch die von Klimsch gestaltete Grabanlage der Familie Ernst. 1981 gelangte der Grabstein auf Vermittlung von Museumsdirektor Prof. Dr. Peter Bloch (1925-1994) als Stiftung von Frau Erika Lodes geb. von Köhne an die Skulpturengalerie der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz und erhielt die Inventarnummer SKG /81. Das sepulkrale Kunstwerk wurde ohne den Untersockel im Hof des neu eingerichteten Lapidariums am Schöneberger Ufer in Berlin-Kreuzberg deponiert. Nach Auflösung des Lapidariums in den 1990er Jahren unterblieb eine Sicherung des Grabmals durch die nun zuständige Alte Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin P.K. Das Grabmal wurde mit den Denkmälern der Siegesallee und weiterer Denkmäler aus dem Großen Tiergarten in die Zitadelle Spandau verbracht und erneut deponiert. Eine Einbindung in die neu eingerichtete Präsentation "enthült. Berliner Denkmäler" im ehemaligen Proviantmagazin der Zitadelle fand nicht statt. Eine Überführung in ein Depot der Staatlichen Museen zu Berlin unterblieb aus nicht bekannten Gründen. Auf Vermittlung des Landesdenkmalamtes Berlin, Referat für Archäologie und Gartendenkmalpflege wurde das offenbar gereinigte Grabmonument in das Friedhofsdepot in der Trauerkapelle des Friedhofs der Ziongemeinde in Pankow-Rosenthal, Dietzgenstraße 158, transloziert und hier in der offenen Vorhalle museal aufgestellt. Träger des zu den Nordendfriedhöfen gehörigen Standortes ist seit 2009 der Evangelische Friedhofsverband Berlin Stadtmitte. Eine Eigentumsübertragung beim Kunstwerk "Grabmal der Marie Köhne von Wranke-Deminski geb. Ernst" zwischen den Staatlichen Museen zu Berlin und dem Ev. Friedhofsverband fand, so weit bekannt, nicht statt (Jörg Kuhn).
Maße
GesamtHöhe2.15 m
GesamtBreite1.48 m
ReliefHöhe0.68 m
ReliefBreite0.75 m
Verwendete Materialien
GesamtMarmor, Cararra
Technik
gesamtgemeißelt
Inschriften
Inschrift (gemeißelt)
an der Vorderseite im unteren Bereich
MARIE KÖHNE / VON WRANKE-DEMINSKI / GEB. 11. JAN. 1880 GEST. 11. JUNI 1904 / GEB. ERNST
Bezeichnung (gemeißelt)
unten rechts
F. KLIMSCH
Inschrift (gemeißelt)
Rückseite
SELIG SIND DIE REINEN HERZENS SIND / DENN SIE WERDEN GOTT SCHAUEN. / 1904
ZustandZeitpunkt
Gesamtgut2020
Vollständigkeit
vollständig

  Nachweise

  • Bloch, Peter: Die Berliner Bildhauerschule im neunzehnten Jahrhundert : das klassische Berlin, Berlin, 1994, S. 333.
  • Bloch, Peter: Bildwerke 1780-1910. Skulpturengalerie und Nationalgalerie Berlin, Berlin, 1990, S. 252-253.
  • Braun, Hermann: Fritz Klimsch, Werke : [Ausstellung anlässl. d. 20. Todestages von Fritz Klimsch in d. Galerie Koch, Hannover, vom 14. Mai - 14. Juni 1980], Hannover, 1980, S. 91.
  • Henker, Karl Richard: Grabmalskunst, Berlin, 1913, S. 27.

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