Über zwei Stufen gelangt der Besucher zu den beiden halbkreisförmigen Terrassen des Unterbaus. Zurückgesetzt folgen neun (ursprünglich angeblich 14) weitere halbkreisförmig angeordnete Stufen, die zur oberen Terrasse führen, die sich um den Mittelteil des Brunnens zieht. Auf acht rechteckigen Blöcken und einem Kegel- oder pilzförmigen Stein im Zentrum erhebt sich die kreisrunde Brunnenschale mit betontem Kranzabschluss. Die formale Ableitung der Schale von Cantians klassizistischer Granitschale im Berliner Lustgarten ist überdeutlich. Der mittige Stützkegel durchdringt formal den Schalenboden und birgt die asymmetrisch angeordneten Wasserdüsen für die Springstrahlen. Die mittige Springfontäne wird von zehn um sie kreisförmig angeordneten kleineren Springstrahlen umgeben Links und rechts des Mittelteils des Brunnens sind in den gestuften Unterbau mächtige, gestufte Sockel hineingeschoben, die auf der Höhe der beiden unteren Stufen des Mittelteils als rechteckige Terrassen ausgebildet sind, die die seitlichen, den Sockeln vorgelegten Brunnenbecken tragen. Die Sockelfronten zeigen jeweils oberhalb der vorgelegten Becken in zwei Reihen angeordnet fünf Wasseraustritte in Gestalt kippender Konsolen. Auf den beiden gestuften Sockeln stehen, dem frontal herantretenden Besucher ihr Körperprofil zeigend, dem von den Seiten auf den Brunnen zugehenden Besuchern jedoch ihr kampfbereit geneigtes Haupt entgegen wendend, mächtige, durch Stilisierung zusätzlich monumentalisierte Stiere. Die Stiere haben ihre Vorderbeine auf einem Sockelblock aufgestellt, während sich die Hinterbeine auf dem Standsockel abstützen. Ilonka Jochum-Bohrmann, die das Werk Lederers auf seine deutschnationalen Inhalte untersuchte, sah bei den „potenten“ Tieren eine Stellung wie „während der Begattung“ (Jochum-Bohrmann, 1990, S. 169) angelegt. Die hohen Stierfiguren werden im unteren Bereich der Sockel durch je zwei monumentale Figurengruppen begleitet, die dem Betrachter, der sich – von beiden Hauptseiten – dem Brunnen frontal nähert, mit ihrer Schmalseite zugewendet sind. Jede Frontseite des Brunnens zeigt zwei „kräftige“ Figurengruppen. Nordöstlich sind das eine Schnitterin mit Ährenbündeln und ein Fischer mit gefülltem Fangnetz, nordwestlich sind das ein Schäfer mit Widder und eine Mutter mit Kind. Füllhörner untereichen die thematische Darstellung von Fruchtbarkeit.Neben der Schale stehen – symmetrisch angeordnet – zwei Stiere, die seitlich von jeweils zwei Figuren mit Symbolen zum Thema des Brunnens flankiert werden: Mutter mit Kind, Schäfer mit Widder, Schnitterin mit Ährenbündel und Fischer mit Netz (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).
Standort
Kategorie
Schaffende/
Lederer, Hugo (Künstler:in)
1927-1934
Datierungshinweise
Auftrag 1927, Modell 1931, Aufstellung 1934, 1959 und 2007-2010 saniert
Objektgeschichte
1927 erhielt der durch seinen Fechterbrunnen an der Universität in Breslau und sein monumentales Bismarck-Denkmal für Hamburg bekannte Bildhauer Hugo Lederer (1871-1940), von der städtischen Kunstdeputation beschlossen, durch den von 1921 bis 1929 amtierenden Oberbürgermeister Dr. Gustav Böß (1873-1946) den Auftrag zu einem Brunnen. Die in der Brunnenliteratur zu findende Angabe einer Beauftragung Lederers seitens der „Regierung der Weimarer Republik“ muss zumindest als unpräzise bezeichnet werden. 1931 war das Gipsmodell vollendet und wurde in den Steinbruch bei Rochlitz gesandt. Hier begann 1932 die Umsetzung in Stein. Zuletzt waren 300 Kubikmeter Stein mit einem Gesamtgewicht von 12.600 Zentnern zu transportieren. Das immense Gewicht hatte auch zur Folge, dass eine Aufstellung des Brunnens auf dem Baltenplatz (seit 1947 Besarinplatz) in Friedrichshain nicht durchzuführen war, da die Tragfähigkeit des von zahlreichen gusseisernen Versorgungsrohren durchzogenen Platzes für ein derart schweres Kunstwerk nicht ausgereicht hätte. Auch der alternativ vorgeschlagene Forckenbeckplatz beim Zentralviehhof in Friedrichshain schied wegen seines sumpfigen Untergrundes aus. Durch die „deflationistische Wirtschafspolitik der Regierung Brüning“ waren die Kosten für den Transport mittlerweile auf 10.000,- Mark gestiegen, wozu noch „einige zehntausend Mark“ für das Fundament an Kosten für die Stadt Berlin hinzukamen (Vgl. Jochum-Bohrmann, 1990, S. 169). Insgesamt entstanden bei diesem Brunnenprojekt zwischen 1927 und 1934 Kosten von 400.000,- Mark. Es regte sich starker Widerstand gegen die Aufstellung des von den „Magistratsästheten“ „bestellten“ Brunnens. Die nationalsozialistische Stadtregierung lehnte nach Machtantritt die Kostenübernahme ab und musste per Gerichtsbeschluss dazu gezwungen werden. Bis Mai 1934 wurde der Brunnen auf dem 1,5 ha großen Arnswalder Platz aufgestellt. Der Platz wurde 1900-1904 unter Leitung von Gartendirektor Hermann Mächtig angelegt und hieß seit 1902 Arnswalder Platz. 1933-1934 wurde er von Richard Ermisch neugestaltet. 1937 wurde der Platz in Hellmannplatz umbenannt, 1947 wieder in Arnswalder Platz. Der Rat des Stadtbezirks beschloss 1974 den Platz ohne Namen zu führen. Im Februar 1995 erhielt der Platz seinen Namen von 1902 zurück. 1959 wurde der beschädigte und verwahrloste Brunnen wiederhergestellt. Dabei wurde das ursprüngliche Wasserbild völlig verändert. Eine Unterwasserbeleuchtungsanlage wurde installiert. 1990 wurde eine Sanierung aus Kostengründen nicht durchgeführt und der durch Vandalismus zunehmend beschädigte Brunnen mit einem Bauzaun umgeben. Zwischen Oktober 2007 und Juni 2009 wurde der Fruchtbarkeitsbrunnen umfassend saniert und soweit wie möglich das ursprüngliche Wasserbild rekonstruiert. Die Wiedereinweihung erfolgte am 12. Mai 2010 durch Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).
Maße
Verwendete Materialien
Porphyr (gesamt) (Materialarchiv) , Rochlitzer
Brunnentechnik
Technik
behauen (gesamt)
geglättet
zusammengefügt
Zustand
Vollständigkeit
gesamt, Sanierrungen 1959, Oktober 2007 bis Mai 2010
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