Der von Emanuel Scharfenberg geschaffene Schmuckbrunnen „Fontanebogen“ steht auf dem Marktplatz im Zentrum des Märkischen Viertels vor dem Fontanehaus auf einer großzügigen Terrasse, die zum Hauseingang überleitet. Die monumentale, über vier Meter hohe torartige Bronzeplastik besteht aus zwei großflächigen Brunnenbecken, die mit schwarzen großen Natursteinplatten belegt, in unterschiedlicher Höhe angeordnet, und durch eine Schräge miteinander verbunden sind. Im oberen Becken erbebt sich der mächtige bronzene Bogen „wie ein Tor aus Baumstämmen. Aus seinem oberen Teil ergießt sich ein breiter Wasserfall auf die Schräge, gleich einem bewegten durchscheinenden Vorhang.“ (Ugowski, 1933, S. 70). So sollte nach Scharfenbergs Entwurfsidee, sinnfällig plätscherndes, fallendes, fließendes und ruhendes Wasser zugleich demonstriert werden. Die knochenförmige amorphe Form des Bogens ähnelt einer vom Wasser glatt geschliffenen Gesteinsform. Nach Scharfenberg hat sie „naturhaften Charakter. Ihre Formen sind gleichermaßen geologisch und organisch: Gesteinsformen, die wie vom Wasser glattgeschliffen in spiegelnder Glätte oder an einigen Stellen verwittert und geborsten wirken. Aus diesen schrundigen und rissigen Partien – schattigen und herausbrechenden Öffnungen – fällt als breitgefächerter Schleier das Wasser auf die Kaskadenstufen. Es vereinen sich spannungsvolle Bewegungen und ruhiges Dastehen. – Urstoffe der Natur: Fels und Wasser Wachstum und Zerfall.“ (Schlickeiser, 1992, S. 410) (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz).
Kategorie
Epoche
Schaffende/
Scharfenberg, Emanuel (Künstler:in)
1992
Fa. H. Noack (Gießerei)
Objektgeschichte
Die 1992 fertiggestellte Brunnenplastik vor dem Fontanehaus entstand im Rahmen der Neugestaltung des Marktplatzes, die Teil der Wohnfeldverbesserungen im Märkischen Viertel in den 1980er Jahren war. Das 1976 eröffnete Kulturzentrum Fontanehaus nimmt die Westseite des Platzes ein, der 2002 mit dem abgesenkten, in Sternform gepflasterten Rondell sein heutiges Aussehen bekam. Für die Aufwertung des Vorplatzes vor dem Fontanehaus und zur Verbesserung der Eingangssituation schrieb der Bezirk Reinickendorf 1985 ein zweistufiges Gutachterverfahren mit fünf eingeladenen Künstlern und Architekten aus. 1986 wurde die Arbeit des Berliner Bildhauers Emanuel Scharfenberg prämiert und zur Realisierung bestimmt. Scharfenberg entwarf nicht nur eine mächtige Brunnenfigur, die in ihrer Portalform den Eingangsbereich des Kulturzentrums markiert, er suchte auch den Vorplatz städtebaulich einzubinden. Mit dem Brunnen entstand ein aus dem Gebäude herausgeführtes Treppen-Podest, – „ein bühnenartiger Sockel“ –, um „Marktmitte und Fontanehaus-Eingangsbereich optisch so zu verbinden, dass der Eingangsbereich Signalcharakter erhält.“ (Schlickeiser, 1992, S. 441). Zudem wurde die Brunnenskulptur in die Blickachse des Wilhelmsruher Damms gesetzt, wodurch ein „stadträumliches Ganzes zustande" (ebd.) kommen sollte, wie der Künstler erläuterte. Die Plastik bekam den Namen „Fontanebogen“, was ihre verbindende Funktion für den Stadtraum veranschaulicht. Emanuel Scharfenberg gelang es, einen städtebaulichen Schmuckbrunnen zu schaffen, der zugleich den zentralen Ort des Viertels identitätsstiftend markiert und künstlerisch das Element Wasser vielfältig symbolisiert. „Als eine amorphe Form bildet [der] Brunnen eine große torartige Plastik. Zu den strengen und einheitlichen architektonischen Gliederungen des Märkischen Viertels ist hier im anthroposophischen Sinne ein Gegensatz geschaffen. Die Form scheint einen natürlich gewachsenen Ursprung zu haben und die breite Kerbe im oberen Teil, aus der das Wasser entspringt, symbolisiert diesen Kreislauf.“ (Archiv Museum Reinickendorf, ohne Verfasserangaben) (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz).
Maße
Verwendete Materialien
Bronze (Plastik) (Materialarchiv)
Naturstein (Becken), schwarze Natursteinplatten
Inschriften
Stempel
am Bronzeobjekt
»Guss Noack«
Zustand
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