Der Eingang zum Schinkel Pavillon in der Oberwallstraße ist vollständig mit Terrakottareliefs verkleidet. Neben ornamentalen Tafeln am Gewände und sieben Reliefs mit Genien am Türsturz, zieren zehn figürliche und pflanzliche Darstellungen die Vorderseite.
Die beiden untersten Platten zeigen aufrecht wachsende Akanthus-Blätter und geben die „Leserichtung“ von unten nach oben vor. Die beiden folgenden Tafeln zeigen links Herakles mit Löwenfell und Keule vor einer Säule sitzend als Sinnbild für die dorische Ordnung. Rechts verweist ein kniender Ägypter mit Nemes-Kopftuch und Lendenschurz, der zwei Blütenstile in den Händen hält, auf die ägyptische Ordnung. Darauf folgen eine unbekleidete Frau mit einem Blätterkorb voller Ähren, die den korinthischen Stil darstellt, und eine unbekleidete Frau mit Ammons-Kopfschmuck und Früchtekorb, die den ionischen Stil verkörpert. Darüber ein Jüngling, der vor einem mit Akanthusranken umschlungenen Korb steht und an die von Virtruv überlieferte Legende der Erfindung des korinthischen Kapitells durch Kallimachos erinnert. Daneben stellt ein auf einem Schiffsbug stehender Jüngling die Eigenschaft des Wagemuts dar. Die beiden oberen Tafeln zeigen einen Jüngling mit Kithara als Darstellung des Amphion, der die Mauern Thebens kraft der Gewalt seiner Leier erbaute und gegenüber einen Jüngling mit Harfe, der thrakische Sänger Orpheus, dessen Musik die Tiere zähmte und die Steine zur Ordnung zwang.
Zwei der Tafeln sind mit dem Bildhauerkürzel „T“ versehen, die Allegorien der dorischen und der ägyptischen Ordnung (jeweils 2. Tafel v.u.) (Nicola Vösgen).
Standort
unbekannt
Kategorie
Epoche
Bezirk/Ortsteil
unbekannt
Schaffende/
Schinkel, Karl Friedrich (Architekt:in)
1833-1836, Entwürfe
Tieck, Friedrich (Bildhauer:in)
1969, Modelle
Gormann, Cornelius (Ausführende:r)
Ausführung in Terrakotta
Möpert, Karl-Günter (Bildhauer:in)
Modelle für die Rekonstruktion der ornamentalen Reliefs, 1969
Klinkerwerk Großräschen (Ausführende:r)
Ausführung in Terrakotta der ornamentalen Reliefs, 1969
Datierungshinweise
überwiegend Wiederverwendung der originalen Terrakottaplatten an der Schinkelklause und teilweise Rekonstruktion
Objektgeschichte
Bei den Relieftafeln handelt es sich größtenteils um den originalen Terrakottaschmuck des ehemaligen linken Portals der Schinkel´schen Bauakademie, die nach dem 1962 erfolgten Abriss von Richard Paulick 1969 am Eingang zu der neuen Gaststätte wiederverwendet wurden. Auf dem Gelände des alten Packhofes am Westufer der Spree war in den Jahren 1832–36 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel die Bauakademie für die 1799 unter dem Namen „Königliche Bauakademie zu Berlin“ gegründete „Allgemeine Bau-Unterrichtsanstalt“ und die Oberbaudeputation als erster profaner Rohziegelbau Preußens erbaut worden. Die Fassade war an den Brüstungsfeldern und den Portalen reich mit Terrakottareliefs verziert. Die beiden in Richtung Schinkelplatz gerichteten, nebeneinanderliegenden Eingangsportale hatten denselben Aufbau, waren jedoch mit unterschiedlichem Terrakottaschmuck verziert. Das linke Portal war mit Reliefs zum Thema „Die Entwicklung der Architektur seit der Antike“ geschmückt. Nach Entwürfen des Architekten Karl Friedrich Schinkel hat Friedrich Tieck die Modelle für die figürlichen Platten geschaffen (Die Modelle für die Tafeln am rechten Portal stammen von August (Karl Eduard) Kiss). Die Ausführung in Terrakotta war dem Töpfermeister Cornelius Gormann übertragen worden, im Juni 1836 sind die Terrakotta-Tafeln an den Portalen der Bauakademie versetzt worden. Bei einem Bombenangriff am 03. Februar 1945 brannte die Bauakademie fast vollständig aus. In der Nachkriegszeit sollte das berühmte Gebäude, ein Meilenstein der Architekturgeschichte, zunächst wieder aufgebaut werden, die vorbereitenden Bauarbeiten waren in den 1950er Jahren aufgenommen worden. Trotz der bereits weit vorangeschrittenen Maßnahmen fiel jedoch 1961 die Entscheidung für den Abriss des Gebäudes, der trotz zahlreicher Proteste in Ost und West 1961/1962 umgesetzt wurde. Große Teile der bauplastischen Ausstattung sind dabei gesichert worden, da zunächst ein Wiederaufbau der Bauakademie an anderer Stelle vorgesehen war. Die Terrakotten wurden in den Staatlichen und dem Märkischen Museum sowie an weiteren Orten eingelagert. Der Portalschmuck befand sich in einem Lagerhaus des ehem. Kaufhauses Held in der Invaliden-/ Ecke Brunnenstraße. Bereits Anfang der 1960er war jedoch ein Großteil der dort eingelagerten Reliefs der mutwilligen Zerstörung zum Opfer gefallen. Aus den Terrakotta-Tafeln des ehemals linken Portals der Bauakademie wurde 1969 das Portal zur Schinkelklause gestaltet. Die figürlichen Reliefplatten dieses Portals waren fast vollständig erhalten, nur an Stelle des „Mädchen mit dem Senklot“ wurde der „Wagemut“ eingesetzt (rechte Portalseite, 2. Tafel v.o.). Mit der Restaurierung der originalen Reliefs sowie der Rekonstruktion der verlorenen ornamentalen Tafeln war Karl-Günter Möpert im Frühjahr 1969 beauftragt worden. Die Ausführung in Terrakotta erfolgte im Klinkerwerk Großräschen, das die fertigen Portalteile im September 1969 auf die Baustelle lieferte, da die Schinkelklause zum 20. Jahrestag der DDR im Oktober 1969 fertiggestellt sein sollte (Nicola Vösgen).
Maße
Verwendete Materialien
Inschriften
am Relief
»T«
Vollständigkeit
vollständig, eine Tafel ist ausgetauscht
Wenn Sie einzelne Inhalte von dieser Website verwenden möchten, zitieren Sie bitte wie folgt: Autor*in des Beitrages, Werktitel, URL, Datum des Abrufes.