Auf einem niedrigen, quadratischen Standsockel aus Sandstein steht auf quadratischer Plinthe die überlebensgroße Figur einer barfüßigen, ansonsten durch Gewand und Kopfumschlag völlig verhüllten weiblichen Gestalt. Nur wenig zeichnet sich der Körper unter dem Gewand ab, genug jedoch, um zu erkennen, dass es sich um eine ältere, von körperlicher Arbeit gezeichnete Frau handelt. Die Hände hält sie trauernd und verzweifelt vor das Gesicht geschlagen. Das Gesicht selbst ist nicht zu erkennen (Jörg Kuhn).
Kategorie
Epoche
Schaffende/
Cremer, Fritz (Künstler:in)
1947-1948
Datierungshinweise
Aufstellung 1950 oder wenig später
Objektgeschichte
Zweitfassung der Steinstatue von 1947-1948, einer der drei Figuren für das Denkmal der Opfer des Faschismus auf dem Zentralfriedhof in Wien. Auf dem 1911-1913 angelegten Alten Städtischen Friedhof Baumschulenweg an der Kiefholzstraße wurden zwischen Juni 1940 und August 1941 Aschen von fast 2000 im nationalsozialistischen Konzentrationslager Sachsenhausen ermordeten Häftlingen beigesetzt (Einäscherungen im alten Krematorium Baumschulenweg betrafen in dieser Zeitspanne auch Häftlinge aus dem nationalsozialistischen Konzentrationslager Dachau sowie Euthanasie-Opfer; diese wurden aber offenbar nicht auf dem Friedhof beigesetzt). Auf dem Friedhofsgelände, südlich des nach Plänen von Axel Schultes 1996-1997 errichteten Neuen Krematoriums Baumschulenweg, wurde um 1956 ein von Fritz Cremer (1906-1993) gestalteter Gedenkstein im Bereich des „Ehrenhains für die KZ-Opfer“ aufgestellt, der rückseitig mit einem thematisch passenden Gedicht von Walter Dehmel (1903-1960) beschriftet ist. Vermutlich früher wurde jedoch die thematisch ebenfalls zugehörige Trauernde von Cremer vor dem Friedhof aufgestellt. Die Trauernde in Treptow ist ohne ihr Vorbild von Cremer in Wien nicht zu denken. Die für das auf dem Zentralfriedhof in der Abteilung „Gruppe 41“ errichtete Gedenk- und Mahnmal der Stadt Wien gearbeitete Trauerfigur gehört zu der aus zwei Sandsteinfiguren und einer gesockelten Bronzefigur bestehenden, architektonisch gefassten Denkmalgruppe. Am 30. Oktober 1945 hatte der Wiener Stadtsenat die Errichtung eines Denkmals der Stadt Wien für die „im Kampf gegen den Nazifaschismus und für ein freies, unabhängiges Österreich Gefallenen“ beschlossen (Rathaus-Korrespondenz, 30. 10. 1945), das ursprünglich im Zentrum errichtet werden sollte. Auf der Fläche des Zentralfriedhofes, auf der schliesslich das Gedenk- und Mahnmal errichtet wurde, wollte die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) ein Denkmal für ihre ermordeten und im Kampf gegen den Faschismus gefallenen Mitglieder errichten. Aus einem eigens ausgeschriebenen Wettbewerb ging das Projekt von Ing. Ernst Plojhar als Sieger hervor. Im Oktober 1946 stellte die KPÖ den Antrag an den Wiener Stadtsenat um Überlassung des Grundes für ihr Denkmal. Zwei Monate später, am 18. Dezember 1946, schrieb das Stadtbauamt für ein „Denkmal für die Nazi-Opfer am Zentralfriedhof“ einen Wettbewerb aus, an dem Fritz Cremer, Mario Petrucci, Fritz Wotruba und Karl Stemolak, der später zurücktrat, teilnahmen. Die Jury (Vizebürgermeister Paul Speiser, drei Stadträte, zwei bildende Künstler, zwei leitende Beamte des Stadtbauamtes sowie drei Vertreter des Landesverbands der politisch Verfolgten) sprach sich einhellig für den Entwurf „Roter Kreis“ des Bildhauers Fritz Cremer und dessen Mitarbeitern (Architekten) Grete und Wilhelm Schütte aus. Am 1. November 1947 legte Bürgermeister Theodor Körner den Grundstein zur Errichtung des Mahnmals. Die Enthüllung des Mahnmals am 1. November 1948 wurde vom Bürgermeister Theodor Körner vorgenommen. Nach der in hellem Sandstein ausgeführten Trauernden des Wiener Denkmals wurde eine Zweitausführung in Granit und ein „Abguss“ in Bronze angefertigt. Die als Zweitausausführung entstandene Granitskulptur wurde 1950 oder „Anfang der fünfziger Jahre“ (vgl. Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, 1987, S. 390) vor dem 1911 von Erich Bientz und Mathias Bardenheuer entworfenen Torhaus des Alten Städtischen Friedhofs Baumschulenweg aufgestellt. In der Literatur ist falsch das Material Bronze für die Trauerfigur in Baumschulenweg genannt zu finden. Eine Bronzefassung der Trauernden (sowie der auch in Wien aufgestellten Figur „Die Anklagende“) von Cremer befand sich zeitweilig in der Säulen-Vorhalle des Alten Museums am Lustgarten (vgl. Stefanie Endlich/Bernd Wurlitzer: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin 1990, S. 291) (Jörg Kuhn).
Verwendete Materialien
Granit (Figur) (Materialarchiv)
Sandstein (Sockel) (Materialarchiv)
Technik
Zustand
Vollständigkeit
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